Das Haus in Georgetown
nicht zurechtkam, der überzeugt war, dass ein wesentlicher Teil von ihm der göttlichen Ordnung widersprach. Auch wenn Davids Überzeugungen sich allmählich wandelten, würde er die Jahrzehnte lang einstudierte Ansicht, dass Homosexualität eine Sünde sei, nie ganz ablegen können.
Sie öffnete ihre Flasche mit Eistee und goss ihn in den Becher. „Du hast dich immer so sehr um Perfektion bemüht.“
Er lächelte schwach. „Und wo bin ich jetzt? Hochmut kommt vor dem Fall.“
„Ich glaube nicht, dass du hochmütig warst. Nur sehr darauf bedacht, das zu tun, was du für richtig gehalten hast.“
„Ich habe ganz schön umdenken müssen.“
„Und Ham hat dir dabei geholfen.“ Sie verspürte ein Ziehen, ganz leicht, aber merklich. Nicht sie hatte David helfen können, sein Leben unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dazu hatte er einen anderen Menschen gebraucht.
„Ham – und das Eingeständnis, so zu sein, wie ich eben bin.“
„Was hat sich in Sachen Arbeit getan?“
„Nein, jetzt bist du dran. Wer ist Pavel Quinn?“
Es überraschte sie, dass er diese Frage so hartnäckig wiederholte. „Er ist der Präsident von ,Scavenger‘. Er hat die Renovierung des Hauses mit mir geplant.“
„Alex hat ihn erwähnt, aber nie gesagt, was er macht. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich mich für meine schlechteren Computerkenntnisse schäme.“
„Alex ist neuerdings erstaunlich feinfühlig.“
„Ich habe die Spannungen zwischen dir und Mr. Quinn bemerkt. Was ist da im Busch?“
Sie überlegte. „Warum möchtest du das wissen? Willst du dich mit ihm verabreden?“
Da er sie schelmisch blinzeln sah, lächelte er sie schwach an. „Ich bin monogam.“
„Außer, wenn du dein Leben auf den Kopf stellst.“
„Touché.“
„Ich habe mit Pavel geschlafen.“ Sein alarmierter Blick entging ihr nicht. „Du wolltest es wissen.“
„Vielleicht nicht gleich alles.“
„Es verschafft mir eine gewisse Befriedigung, dass ein anderer Mann begehrt hat, was du verschmäht hast, David.“
„Die Krallen werden ausgefahren, was?“ „Und sind frisch geschärft.“
„Und?“
„Und – was? Und, war es gut? Das ist nun wirklich vermintes Gelände.“
„Dann probiere ich’s mit: Und, bist du glücklich? Hat es dir gut getan, bist du zufrieden?“
„So einfach ist es nicht.“
„Auch du bist monogam.“
„Du hast keine Ahnung mehr, was ich bin“, empörte sie sich. „Ich denke schon.“
Sie konnte nicht fassen, dass es so weit gekommen war: dass sie ihr Liebesleben mit ihrem Noch-Ehemann diskutierte. Wenn ihr vor einem Jahr ein Engel erschienen wäre, um ihr das zu prophezeien, hätte sie ihm einen Besuch beim Himmelspsychiater oder eine neue Laufbahn als Schmierenkomödiant empfohlen.
„Zurück zu deiner Frage nach der Arbeit“, meinte David. „Darüber würde ich jetzt viel lieber mit dir sprechen.“
„Nur zu. Hast du etwas gefunden?“
„Ich will Pfarrer werden, Faith.“
Einen Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Nach Arnold Bronsons Tod war David jedes Jahr aufs Neue gefragt worden, ob er nicht die Gemeinde seines Vaters übernehmen wolle. „Du hast vor, in die Fußstapfen deines Vaters zu treten? Ist denn diese Tür noch offen?“
Er verzog das Gesicht. „Die Tür dieser Kirche ist so fest verschlossen, dass nicht einmal mein Schatten hindurchschlüpfen könnte. Sie beten jeden Sonntag für meine arme Seele. Nein, aber ist dir die ,Metropolitan Community Church‘ ein Begriff?“
Als sie verneinte, erklärte er ihr, dass es sich um eine traditionelle christliche Gemeinde handelte, die nur in einer Hinsicht radikal anders war: Die meisten Mitglieder waren schwul, lesbisch, bioder transsexuell.
„Das ist meine Bestimmung“, sagte David. „Ich kann mir vorstellen, dass dich das jetzt schockiert, aber ich wollte immer Pastor werden. Ich wusste nur tief im Innern, dass ich mich nicht dazu aufschwingen konnte, andere zu verdammen. Jetzt allmählich erkenne ich, warum ich diese Erfahrung machen musste. Warum ich kämpfen musste, um meinen Glauben und meine Sexualität miteinander zu versöhnen.“
Sie waren fünfzehn Jahre verheiratet gewesen, und er hatte ihr nie verraten, dass er Pfarrer werden wollte. Natürlich hätte sie ihm, wenn er etwas gesagt hätte, eine Menge Fragen gestellt. „Und jetzt bist du so weit?“ erkundigte sie sich.
„Nicht ganz.“
„Was hält dich zurück?“
„Du, Faith.“
Sie runzelte die Stirn und hatte keine Ahnung, wie sie
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