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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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werde ich etwas erfinden“, prahlte er mit vollem Mund. „Einen neuen Computerchip oder eine Zeitmaschine.“
    „Um eine Zeitmaschine zu erfinden, wirst du vermutlich einen neuen Computerchip brauchen .“
    Alex hing seinen Gedanken nach und schwieg bis zum Ende der Mahlzeit. Eine Zeitmaschine würde es nächstes Jahr wohl nicht geben, aber was auch immer ihr Sohn ausbrütete, es würde sicher ein sensationelles Projekt.
    In dem vergeblichen Bemühen, Remy aus ihrem Zimmer zu locken, hatte Faith Spaghetti mit einer sehr aufwändigen Sauce zubereitet, und die Küche hatte entsprechend gelitten. Während sie putzte, machte Alex am Esstisch seine Hausaufgaben. Jetzt, wo die reinen Rechenaufgaben immer mehr hinter dem Lösen von Problemen zurücktraten, fand er Mathe plötzlich recht spannend. In einem Moment der Unachtsamkeit hatte er zugegeben, dass das an Pavel lag. Pavel hatte ihm erklärt, dass man, um Erfinder oder Computer-Ass oder auch nur ein Feld-, Wald- und Wiesengenie zu werden, unbedingt Mathe können musste.
    Als sie in der Küche fertig war, starrte er Löcher in die Luft.
    „Alles erledigt?“ fragte sie.
    „Bist du mir böse, dass ich Pavel zur Ausstellung eingeladen habe?“
    „Ich war nur ein wenig überrascht. Du hast mich nicht vorgewarnt.“
    „Ich vermisse ihn. Er denkt wie ich.“ Alex nickte. „Ich geh duschen und dann ins Bett.“
    „Ruf mich, wenn du fertig bist. Ich komme hoch und sage Gute Nacht.“
    „Das kannst du auch schon jetzt erledigen.“
    Seine Antwort machte sie ein bisschen traurig. Sie hatte sich schon vor Jahren abgewöhnt, ihn zuzudecken, aber das allabendliche Ritual des „Schlaf gut“ und der Umarmung in seinem Zimmerhatten sie beibehalten. Offenbar war ihr kleiner Wissenschaftler jetzt auch darüber hinausgewachsen.
    „Dann schlaf gut.“ Sie küsste ihn auf die Wange.
    „Danke, dass, also, dass du mitgekommen bist.“
    Als er sich zurückgezogen hatte, fühlte sie sich rastlos und zugleich erschöpft und setzte eine Kanne Tee auf, nur um irgendetwas zu tun. Sie hatte vorgehabt, an einer Anzeige für den „Georgetowner“ zu arbeiten, ein zweimonatliches Blatt mit hoher Auflage. Aber selbst in ihrem neuen Ratgeber-Büchlein für Kleinunternehmer zu lesen reizte sie nicht. Wieder und wieder ging ihr das Gespräch mit David durch den Kopf.
    Und ihre Reaktion auf die Begegnung mit Pavel machte ihr zu schaffen.
    Als sie die zweite Tasse Earl Grey trank und noch immer denselben Kratzer auf dem Eichentisch anstarrte, wurde oben das Flurlicht ausgeschaltet. Die Musik, die bisher aus Remys Zimmer gedrungen war, brach abrupt ab, und Stille kehrte ein.
    Faith wollte gerade aufgeben und ebenfalls ins Bett gehen, als sie vor dem Haus eine Autotür zuschlagen hörte. Sie lief ins Wohnzimmer und sah, dass Pavel auf der Treppe stand. Sie ließ ihn herein und verschloss dann die Tür hinter ihm.
    „Wenn du willst, dass ich wieder verschwinde, tue ich das. Widerstandslos.“ Er lächelte nicht.
    Sie hatte ihn gebeten, nicht mehr vorbeizukommen, und er hatte ihr den Gefallen nicht getan. Aber sie schien ihn nicht hinauswerfen zu wollen. Sie ging zurück in die Küche. „Ich trinke gerade Tee. Willst du auch eine Tasse?“
    Er folgte ihr. „Ich möchte nur mit dir reden.“
    Tee hätte sie mit ihm getrunken, aber nach einer Unterhaltung stand ihr nicht der Sinn. Da sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Ichwill dir ein Angebot machen. Wenn du mich wegschickst, wirst du nie erfahren, worum es sich handelt.“
    „Du spekulierst auf meine Neugierde?“
    „ Ich könnte ihm nicht widerstehen.“
    Sie erinnerte sich an das, was Alex vorhin gesagt hatte. Pavel denkt wie ich. In den letzten Wochen hatte Pavel vermutlich jedes Detail ihrer letzten Begegnung durchleuchtet und auseinander genommen, um herauszufinden, wo er ansetzen konnte – ganz so wie Alex es getan hätte.
    „Bist du an Informationen über die Entführung interessiert?“ erkundigte er sich.
    Sie deutete auf einen Stuhl. Sobald er am Küchentisch Platz genommen hatte, zog sie die Schiebetüren zu, damit sie ungestört reden konnten. Sie blieb mit dem Rücken zu den alten Holzpaneelen stehen. „Wieso? Weißt du etwas, wovon ich keine Ahnung habe?“
    „Deshalb bin ich hier. Wir wollen beide erfahren, was an dem Tag passiert ist, an dem deine Schwester verschwand. Wir können getrennt nach der Antwort suchen oder uns zusammentun. Wenn du meine Meinung hören willst: Gemeinsam kommen wir schneller und besser

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