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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Geschichte.
    „Dann wusste mein Vater davon? Und dein Vater?“
    Sie hatte ihm verschwiegen, dass Joe von Lydia erpresst worden war. Selbst das Wort kam ihr überzogen vor, wie aus einem Groschenroman. Sie vermied den Ausdruck. „Mein Vater hatte auch etwas zu verheimlichen. Es hatte nichts mit der Entführung zu tun, aber meine Mutter konnte es gegen ihn verwenden. Unter diesem Druck willigte er ein, Hope als sein Kind aufzuziehen.“
    „Man fragt sich wirklich, welche der Familien verrückter war.“
    „Das gibt den Ereignissen eine neue Wendung“, sagte Faith. „Die Möglichkeit, dass dein Vater Hope entführt hat, um sich zu rächen, scheidet aus. Aber vielleicht hatte er andere Gründe. Heute hat Dottie Lee mehr oder weniger zugegeben, dass sie ihm ein falsches Alibi verschafft hat. Ich glaube nicht, dass er an jenem Nachmittag bei ihr gearbeitet hat.“
    Das schien ihn nicht zu überraschen. „Du meinst, er wollte Hope womöglich selbst großziehen?“
    „Oder sie beschützen.“
    Pavel zog die Brauen hoch. „Vor deinem Vater?“
    „Meine Mutter hat meinen Vater gezwungen, Hope als seinKind anzuerkennen. Der Senator ist kein Mann, der aufgibt, solange er noch Waffen in seinem Arsenal hat. Dein Vater hat das vielleicht erkannt.“
    „Dann hätte mein Vater Hope also weggeholt, um sie vor deinem zu schützen?“
    „Das wäre denkbar. Vielleicht ist ihr nach der Entführung etwas zugestoßen. Oder er hat sie nicht an sich genommen, aber musste dann erkennen, dass mein Vater sie hatte kidnappen lassen. Vielleicht fühlte dein Vater sich schuldig, weil er nichts unternommen hatte.“
    Pavel wirkte noch erschöpfter als zuvor. „Wir können ihn nicht mehr fragen. Er hat das Geheimnis mitgenommen, als er das Seil über den Balken warf.“
    Faith wusste, dass Pavel dieses Bild immer verfolgen würde. „Der Selbstmord irritiert mich, Pavel, nicht nur weil ein Mensch sich selbst getötet hat, sondern auch, weil ich mir keine Situation vorstellen kann, die nach einer so radikalen Lösung verlangte.“
    „Trotz allem, was du weißt, kannst du dir nicht vorstellen, was ihn so deprimiert hat?“
    „Die dunkle russische Seele, das gute alte Klischee? Hat dein Vater wirklich unter Depressionen gelitten? Oder hat er etwas so Schreckliches erfahren, dass er nicht mehr leben wollte? War er so verzweifelt, dass er keinen anderen Ausweg sah?“
    „Es gibt einen Menschen, der die Antwort kennen könnte. Leider ist er wie vom Erdboden verschluckt.“
    Faith schaute ihn verwirrt an, deshalb klärte er sie auf: „Sandor. Der Gehilfe meines Vaters. Ein entfernter Cousin, erinnerst du dich noch? Aus dem ungarischen Familienzweig.“
    „Ich weiß nur, dass Sandor an den Arbeiten in unserem Haus beteiligt war.“ Faith versuchte, die Puzzlestücke zusammenzufügen.Die Entführung lag so lange zurück, und Sandor war für sie nur eine der vielen Nebenfiguren gewesen.
    „Offenbar hat mein Vater ihn ausgebildet. Sandor erledigte die Routinearbeiten, mein Vater die komplizierteren Aufgaben.“
    „Aber die Polizei hat ihn bestimmt befragt“, meinte Faith. „Soweit mir bekannt ist, haben sie mit allen gesprochen, die irgendwie mit unserer Familie zu tun hatten. Sie haben meine Eltern gebeten, sämtliche Hochzeitsgäste, alle Bekannten, die je eine ihrer Partys besucht hatten, und alle von Dads Wahlkampfhelfern aufzulisten.“
    „Sie haben Sandor vernommen“, antwortete Pavel. „Er hat geschworen, dass mein Vater so etwas nie hätte tun können und so eine Tat nie auch nur angedeutet hat.“
    „Sandor und dein Vater waren verwandt. Er könnte gelogen haben, um einen Angehörigen zu schützen.“ Sie dachte über ihre Worte nach. „Du sagst, er ist spurlos verschwunden?“
    „Die Männer in meiner Familie scheinen kein großes Durchhaltevermögen zu besitzen. Sandor hat ein paar Jahre nach dem Tod meines Vaters geheiratet und zwei Kinder in die Welt gesetzt. Noch bevor sie schulpflichtig wurden, ist er ohne ein Wort fortgegangen. Seine Frau hat irgendwann wieder geheiratet, seine Kinder sind jetzt erwachsen, und bis heute weiß kein Mensch, wo er abgeblieben ist. Dass er vom FBI verhört worden ist, haben mir seine Kinder erzählt.“
    „Hast du diese Angaben überprüft?“ Sie fragte nur der Form halber.
    „Sandor war auch mein Verwandter. Ich hatte irgendwie den Wunsch, meine Familie kennen zu lernen. Leider wollen seine Kinder nichts mit ihm oder irgendwelchen Leuten zu tun haben, die sie an ihn

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