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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Leben bestimmen“, wiederholte er. „Ich möchte es nur erträglicher machen.“ Unbewusst hob er flehentlich die Arme. „Nimmst du bitte den Accord?“
    Bevor sie antworten konnte, hörten sie ein Auto in die Auffahrt einbiegen.
    „Na großartig.“ Faith verbarg einen Moment das Gesicht in den Händen. „Tut euch doch gegen mich zusammen.“ Sie blickte auf. „Das wäre doch was, nicht? Du und der Senator, wieder ein Team. Das gemeinsam entscheidet, was ich tun sollte – und wo.“
    „Um das klarzustellen, ich weiß nicht, ob ich für oder gegen den Umzug bin. Ich wollte nur ...“
    Mit einer heftigen Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab. „Noch hast du Zeit zu verschwinden. Tu es.“
    „Das ist es, was Joe erwartet. Weichlinge laufen weg. Richtige Männer bleiben und kämpfen.“
    „Er wird dich bis zum jüngsten Tag für einen Waschlappen halten – ganz gleich, was du tust.“
    Dass sie ihn bewusst zu verletzen versuchte, passte so wenig zu ihr, dass sie wie eine Fremde auf ihn wirkte. Mit Verzögerung bemerkte er, dass sie ihn vor allem warnen wollte. Aber David brauchte keine Warnung. Er kannte Joe Huston so gut wie sich selbst. Er wusste, wie einfach es war, jemanden zu verdammen, und wie bequem, sich in Selbstgerechtigkeit zu aalen. Er hatte hoch zu Ross gesessen und war tief gefallen. Joe saß immer noch im Sattel.
    Da er nicht ging, trat Faith vor. „Warte mal. Wie willst du zu ... wohin auch immer kommen, wenn du das Auto hier lässt?“
    Sie las die Antwort in seinen Augen.
    „Ich verstehe“, sagte sie. „Mr. Stein ist dir gefolgt. Er wartet irgendwo da draußen?“
    Er neigte den Kopf.
    „Wie praktisch“, meinte sie.
    „Tut mir Leid, aber ich muss doch irgendwie nach Hause kommen.“
    „Nach Hause ...“ Als sie die Schritte ihres Vaters hörte, reckte sie sich. „Wir haben immer drum herum geredet, aber jetzt ist esraus, hm? Also, du hast ein Zuhause, und ich brauche eins. Es gibt nichts an diesem Umzug, was wir noch ausdiskutieren müssten. Es ist alles geklärt. Fertig, aus.“
    Joe Huston tauchte auf. Als er David sah, blieb er stehen, sichtlich überrascht, seinen Schwiegersohn hier anzutreffen. Mit achtundsechzig war der Senator immer noch ein großer Mann, eine eindrucksvolle Erscheinung. Sein dünner werdendes Haar war militärisch kurz geschnitten, auch seine Haltung wirkte soldatisch.
    Faith’ Vater war ein Veteran des Korea-Krieges, ein echter Kriegsheld. Seine bravouröse Dienstzeit bei der Marine hatte ihm den Ruf eines unerschrockenen Patrioten eingebracht. Man traute ihm zu, selbst in den härtesten Kampagnen Erfolge zu verbuchen. Falls Joe jemals müde sein sollte, konnte er das gut kaschieren. Vor zwei Jahren hatte er sich an der George-Washington-Universitätsklinik für eine Bypass-Operation angemeldet, und bis zu diesem Augenblick hatte niemand auch nur geahnt, dass er unter Brustschmerzen litt.
    „Was macht er hier?“ wollte Joe von Faith wissen, als hätte David sein Recht zu reden verwirkt.
    David antwortete trotzdem. „Ich bin gekommen, um Faith das Auto zu überlassen. Und um ein paar Bücher abzuholen.“
    Joe würdigte ihn keines Blickes. „Wolltest du ihn hineinlassen?“ fragte er Faith.
    „Ich wollte gar nichts.“ Faith richtete sich noch weiter auf. „Aber seine Bücher darf er gerne mitnehmen. David, such dir aus den Regalen, was immer du haben möchtest. Mein Vater und ich werden uns hier draußen unterhalten.“
    „Nein, ich finde, er sollte das mit anhören“, widersprach Joe. „Ich glaube, er kann diesem Umzug nach Georgetown ebenso wenig abgewinnen wie ich.“
    „Ich schätze deine Meinung, Dad“, sagte Faith ruhig. „Aber letzten Endes ist das meine Entscheidung. Nicht deine und nicht Davids. Ich muss tun, was ich für das Beste halte.“
    Joe kniff die Augen zusammen und starrte sie an, als wäre sie eine besonders halsstarrige Angeklagte in einem Amtsenthebungsverfahren. Er war nie ein gut aussehender Mann gewesen, auch in seiner Jugend nicht. Seine Züge waren zu derb, seine Brauen zu buschig, und das Alter hatte ihn nicht attraktiver gemacht. Aber er verfügte über eine bemerkenswerte Präsenz. Seine Stimme dröhnte, seine Augen blitzten, und seine Intensität fegte, wenn sie einmal entfesselt war, jeden Gedanken an physische Schönheit vom Tisch. Senator Joe Huston war bei den Liberalen und Gemäßigten beider Parteien unbeliebt, aber niemand machte den Fehler, ihn zu unterschätzen.
    Schließlich schüttelte Joe den Kopf.

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