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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Attributen die Ehe-Farce für David erträglich gemacht hatte.
    Diese Vorstellung quälte sie nach all den Monaten noch immer. Sie schüttelte sich und musterte sich noch einmal genauer. Gut, sie war nichts Besonderes, aber galt das nicht für die meisten Frauen, die dennoch von Männern begehrt wurden? Stammten ihre Unzufriedenheit mit diesem Körper und ihr mangelndes Selbstwertgefühl aus den fünfzehn Jahren an der Seite eines Mannes, der sie auf Grund seiner Natur gar nicht begehrenswert finden konnte ?
    Hatte sie Davids Desinteresse unbewusst gespürt und sich selbst dafür die Schuld gegeben? So wie sie für alles und jedes in ihrem unverschämt perfekten Familienleben stets die Verantwortung übernommen hatte?
    Wütend fegte sie ihre Handtücher, die Tube mit dem Badegel und eine unangezündete Kerze auf den gefliesten Boden. Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, sah sie, wie das schnurlose Telefon schwankte und dann auf die Badematte fiel, bevor sie es auffangen konnte.
    „Verdammt!“ Das Wort kam ihr äußerst selten über die Lippen, aber heute Abend empfand sie es als durchaus angemessen. Wegen der Kinder war sie fest entschlossen, ein neues Leben zu beginnen. Doch gab es in ihr noch irgendetwas, worauf sie sich verlassen konnte – etwas das ihr helfen würde, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen?
    Das Telefon klingelte. Sie hob es vom Fußboden auf und hörte die Stimme ihres Vaters. Nachdem sie sich verabschiedet hatte, stieg sie aus der Wanne und griff nach ihrem Bademantel.
    Der Tag, der ihr wie einer der längsten ihres Lebens vorkam, wollte einfach kein Ende nehmen.
    David stand vor dem Haus, an dessen Entwurf er mitgewirkt hatte, und schaute zu den Fenstern im ersten Stock hinauf. Remys Schlafzimmer lag im Dunkeln, aber hinter Faith’ Fenster schimmerte noch Licht.
    Er stellte sich ihren unruhigen Schlaf vor. Faith hatte immer schlecht geschlafen, wenn er nicht zu Hause gewesen war. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die bei jedem Geräusch hochfuhren oder sich einbildeten, die Kletterrose, die ans Spalier schlug, wäre ein Einbrecher. Einmal hatte sie ihm erklärt, sie fühle sich einfach unvollständig, wenn er fort war.
    Sie hatte ihm so viel erzählt, und er ihr so wenig.
    Als er klein war, hatte ihm sein Vater beigebracht, nicht zu weinen. Isaak hatte nicht geweint, als sein Vater Vorbereitungen traf, ihn zu opfern. Wer war David, dass er weinen musste, wo jenes Kind doch angesichts einer so furchtbaren Aussicht still geblieben war?
    Jetzt wollte er weinen. Weinen um den Menschen, der er gewesen war, und um das, was er heute war. Weinen, weil er einer Anziehungskrafterlegen war, die so stark war, dass sie seinen Selbstbetrug ans Licht gebracht hatte.
    Und hier und jetzt auch um die Frau, die er verlassen hatte.
    Der Mond war beinahe voll und schien sanft auf den zweistöckigen Bau im Kolonialstil. Eine Magnolie, die er gepflanzt hatte, reichte fast so hoch wie das Dach. Eine Platane, für deren Schutz er tausend Dollar ausgegeben hatte, als der Baugrund planiert worden war, ragte über die Garage. Das Haus war ein Hort der Geborgenheit, ein Zufluchtsort gewesen, aber in den letzten Jahren hatte er sich darin wie in einem Gefängnis gefühlt.
    Faith würde seinen Besuch nicht gutheißen. Vor einigen Monaten hatte sie es so eingerichtet, dass sie an einem Nachmittag außer Haus gewesen war, damit er sein Hab und Gut abholen konnte. Über ihre Anwälte hatten sie vereinbart, welche Möbel und Dinge er mitnehmen durfte, aber er hatte etliche Bücher vergessen, an denen Faith garantiert nichts lag.
    Er hatte wie ein Fremder auf der Straße geparkt. Jetzt trottete er den langen gepflasterten Bürgersteig entlang und klopfte vorsichtig an die Haustür. Seine Hände waren kalt, obwohl der Abend schwül war. Die Aussicht, über die Schwelle eines Hauses zu schreiten, das ihm bis heute gehört hatte, machte ihn nervös. Und noch mehr Beklemmungen bereitete ihm die bevorstehende Konfrontation mit der Frau, die immer noch seine Ehefrau war.
    Es überraschte ihn, wie schnell sie öffnete. Sie war barfuß, trug Shorts und ein grellgelbes T-Shirt und hatte nasse Haare.
    „Dad, ich ...“ Sie riss die Augen auf, als sie David erblickte. „Was tust du hier?“
    „Faith, bitte mach die Tür nicht zu. Bitte.“
    Sie blieb mitten in der Türöffnung stehen. „Sind heute Nachmittag nicht schon genug Worte gewechselt worden?“
    „Tut mir Leid.“
    „Das hast du schon gesagt.“
    „Nein, es tut mir

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