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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wachzurütteln versuchte.
    Dann wurde ihr klar, wo sie war. Sie fuhr hoch und zog die Decke über ihre Brüste. „Was ...“
    „Mom.“ Alex klang verängstigt. „Mom!“
    Schlagartig war sie hellwach. „Was?“
    „Hör doch!“
    Sie saß ganz still, bis sie einen hellen Klagelaut vernahm, wie von einem Säugling in Nöten. Sie hoffte, dass sie noch träumte.
    „Hörst du das?“ Alex kroch unter ihrem Arm durch und legte ihr den Kopf auf die Schulter. „Mom?“
    Ihre Tür knarrte. Es war eine typische Washingtoner Sommernacht, so schwül, dass sich Tropenfische auf den Straßen wohl fühlen würden, aber Faith fröstelte wie im tiefsten Januar. Eine Gestalt huschte durch den Raum und sprang in ihr Bett, und Faith öffnete die Arme, um Remy aufzufangen.
    „Mom, hast du das gehört?“ Remy vermochte die Worte kaum zu äußern.
    „Hm-m.“ Faith zog die beiden näher an sich. „Habt ihr eine Ahnung, aus welcher Richtung das kommt?“
    Zwei Arme schossen hoch, die Finger zur Decke gerichtet.
    Faith blickte auf die dunklen Flecken, dort, wo der Putz abgeplatzt war. „Vom Speicher?“ Sie flüsterte, wie ihre Kinder.
    Wieder setzte das Heulen ein und ließ jeden Nerv in ihrem Körper vibrieren. Das Geräusch hatte seinen Ursprung eindeutig irgendwo dort oben.
    „Ist das Hope?“ fragte Alex ängstlich. Offenbar war seine Begeisterung für Gespenster beim ersten Klagelaut erloschen.
    „Nein, natürlich nicht.“ Faith klang sicherer, als sie sich fühlte. Sie glaubte nicht an Geister, hatte nie daran geglaubt und wolltejetzt nicht damit anfangen. Aber im Augenblick fielen ihr auch keine besseren Erklärungen ein.
    „Was kann es denn sonst sein?“ wollte Remy wissen. „Du bist hier die Mom.“
    „Ich bin hier die Mom“ war der Spruch, mit dem Faith bei endlosen Debatten dem Spuk ein Ende setzte. Dem Spuk ein Ende ... Sie schloss die Augen. „Die bin ich wohl, was?“
    „Was wirst du tun?“ drängte Remy.
    „Tja, ich denke, ich muss da hinauf und dem Geräusch auf den Grund gehen.“
    Beide Kinder klammerten sich an ihre Arme. Alex wimmerte: „Nein.“
    „Etwas ganz Natürliches und Normales macht da oben Lärm, und solange wir nicht herausfinden, was das ist, werden wir nicht schlafen können.“ Sanft löste sich Faith aus der Umklammerung ihrer Kinder.
    „Wir könnten die Polizei rufen!“ Alex griff erneut nach ihrem Arm.
    „Wenn es ein Dieb wäre, würde ich das tun. Aber es ist keiner.“
    Remy weigerte sich, ihre Mutter gehen zu lassen. „Da oben gibt es Fenster. Man sieht sie von der Straße. Vielleicht ist jemand hineingeklettert.“
    Faith wünschte sich, sie hätte den Dachboden gründlich unter die Lupe genommen, wie sie es Alex versprochen hatte. Aber sie hatte nur Zeit gefunden, das gröbste Gerümpel hinauszubefördern, um mehr Abstellfläche zu schaffen. Die Packer kannten sich da oben besser aus als sie.
    „Das wäre ein ziemlich dummer Einbrecher.“ Sie schob sich an Remy vorbei und schüttelte Alex noch einmal ab. „Man kommt viel einfacher ins Haus.“
    „Wie?“
    Sie bereute ihre Worte. „Ich meine, wenn jemand einbrechen wollte, würde er nicht übers Dach einsteigen. Aber niemand möchte uns ausrauben. Niemand hat das je getan, und niemand wird es tun.“
    „Oh, na gut.“ Remy warf sich auf die Mitte des Bettes und griff nach Alex. Die beiden Erzfeinde hingen aneinander wie Kletten.
    „Wie ich das sehe, will mich keiner begleiten.“ Faith zog den Morgenmantel über, eines der wenigen Kleidungsstücke, die sie schon ausgepackt hatte. Von Hausschuhen konnte sie nur träumen. Sie schlüpfte in die flachen Schuhe, die sie den ganzen Tag getragen hatte, und knotete den Gürtel zu. Als sie auf halbem Wege zur Tür war, setzte das Wehklagen wieder ein.
    „Mom!“
    Sie hob die Hand, um Alex zum Schweigen zu bringen, bis das Geräusch vorüber war; dann öffnete sie die Tür weit und warf einen Blick in den Flur. Ein Nachtlicht in der einzigen Wandsteckdose des ganzen Korridors machte ein Meer aus Kisten und den schmalen Pfad zwischen ihnen sichtbar. Sie war froh, dass sie es schon dort angebracht hatte.
    Sie brauchte die Taschenlampe. Aber wo hatte sie die hingestellt? An dem Tag, als sie zum Putzen hergekommen waren, hatte sie die Lampe hier gelassen und beim nächsten Besuch neue Batterien eingesetzt.
    „Vorratskammer, Küche.“ Sie plante ihre nächsten Schritte. Im Dunkeln die Treppe hinunter, in die Küche, in die Kammer, in der sich eine Ratte namens Lefty

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