Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
die Knie und beugte sich vor. Unter dem Brett, das an das fehlende hätte anschließen sollen, erkannte sie gerade noch einen grauen Fleck. Dann bewegte sich die Katze, und Faith nahm unter ihr Regungen wahr.
    Faith stand auf. „Kätzchen. Mehrere, soweit ich das beurteilen kann. Sie wollte nicht hinaus. Wahrscheinlich gibt es einen anderen Weg nach draußen. Sie wollte zu ihren Babys. Armes Ding. Sie war den ganzen Tag von ihnen getrennt.“
    „Kätzchen?“ Remys Interesse schien geweckt zu sein. Seit sie das Wort aussprechen konnte, hatte sie sich immer eine Katze gewünscht. Aber David war allergisch gegen Tierhaare.
    „Wilde Kätzchen, Schatz“, mahnte Faith.
    „Darum hat sie so geheult“, meinte Alex. „Sie hat sich angehört wie ein Geist. Hey! Geist! Wir können sie Geist nennen.“
    Faith hatte den Eindruck, dass sie allmählich wieder zur Normalität zurückkehrten. „Kommt schon, ihr beiden. Wir müssen Geist in Ruhe lassen. Sie war von ihren Kindern getrennt, und jetztmuss sie sich ungestört um die Kleinen kümmern. Ich bringe ihr nur noch etwas Wasser.“
    Zögerlich richtete sich Remy auf. „Du tust den Kätzchen nichts, ja? Du fängst sie nicht ein oder lässt sie abholen?“
    Das wäre natürlich das Vernünftigste gewesen, aber sobald es um junge Tiere ging, war es um Faith’ Vernunft nicht gut bestellt. „Wir werden sehen, was das Beste für sie ist.“
    „Geist gehört in dieses Haus“, sagte Alex. „Sie wohnt schon länger hier als wir.“
    Remy war beim Aufstehen weniger vorsichtig als Faith und stieß mit dem Kopf an die Dachschräge. „Autsch! Verdammt!“
    Der Kraftausdruck überraschte Faith, erschien ihr aber nach diesem Erlebnis angemessen. „Volltreffer.“ Sie legte ihrer Tochter den Arm um die Schulter und beleuchtete ihren Kopf. „Mal schauen, ob du blutest.“
    Blut sah sie nicht, aber als der Strahl der Taschenlampe über einen Balken glitt, entdeckte sie etwas Seltsames. Faith beugte sich vor und leuchtete es direkt an. „Remy, ist alles in Ordnung?“
    „Ich will nur zurück ins Bett.“
    Faith’ eigene Erschöpfung war vorhin mit dem ersten Geheul verflogen. Sie schätzte, dass immer noch eine Jahresdosis Adrenalin durch ihre Adern strömte. „Guckt euch das an.“
    Alex trat neben sie. „Was?“
    „Ich weiß nicht recht. Da ist etwas eingeritzt. Kannst du es erkennen?“ Faith glitt mit den Fingerspitzen über das Holz und wischte die Spinnweben und den Staub vieler Jahre ab. „Ich brauche etwas, um es besser säubern zu können. Such was.“
    Alex riss das Klebeband von einem Karton, den er aus dem Weg geschoben hatte und der Sachen aus dem Badezimmer enthielt. Er reichte ihr ein monogrammbesticktes Handtuch. „Hier.“
    „Ich will ins Bett.“ Remy klang wieder ganz wie vor der Begegnung mit der Katze. „Wen kümmert’s, wer da was eingeritzt hat?“
    „Nur noch eine Minute, okay?“ Faith rieb mit dem Handtuch über den Balken. Vor und zurück, bis er halbwegs sauber war. Dann trat sie einen Schritt näher und leuchtete die Stelle erneut an.
    „Oh, seht doch!“ Faith entzifferte die schöne, geschwungene Handschrift. „Millicent Charles.“ Sie drehte sich zu ihren Kindern um. „Millicent war meine Großmutter. Sie hat ihren Namen hier eingeritzt.“
    „Spitze.“ Alex schien wirklich fasziniert zu sein.
    „Und? Was ist daran so großartig?“ Remy war offenbar weniger angetan.
    „Also, großartig ist es vielleicht nicht, aber doch, na ja, schön. Findest du nicht?“
    „Ich geh ins Bett.“
    „In unserer alten Straße habe ich meinen Namen mal in den feuchten Zement geritzt, aber irgendjemand hat ihn wieder weggewischt, bevor der Zement trocken war“, sagte Alex.
    Faith legte ihm den Arm auf die Schulter; sie war froh, dass sie erst jetzt von dieser Begebenheit erfuhr. „In Holz geritzte Worte lassen sich schwerer entfernen. Diese hier sind schon viele Jahre alt.“
    „Hey, Mom, Dottie Lee hat doch von einer Überraschung hier im Haus gesprochen. Von einem Geheimnis. Vielleicht meinte sie das.“ Am Treppenabsatz blieb Alex stehen. „Morgen komme ich wieder her und sehe mich noch gründlicher um.“
    „Also, da mache ich mit. Aber geh Geist aus dem Weg.“ Faith dachte über den Namen nach. „Wir können die Katze nicht Geist nennen. Deine Großmutter hätte dafür kein Verständnis.“
    „Gast.“ Remy drängte sich an Alex vorbei und stieg die Treppe hinab. „Das klingt ganz ähnlich.“
    „Mir gefällt Geist“, meinte

Weitere Kostenlose Bücher