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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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sein.
    „Was ist das denn für ein Name: Pavel?“ Er sprach ihn perfekt aus. „Klingt wie ein Nachname.“
    „Russisch“, erläuterte Pavel vergnügt und mit aufgesetztem Akzent.
    „Cool.“ Alex war schwer beeindruckt.
    „Sonntags ist hier die Hölle los“, sagte Pavel. „Möchten Sie mir vielleicht Gesellschaft leisten?“
    „O nein, ich ...“ Faith verstummte, weil Alex in lautstarken Jubel ausgebrochen war.
    „Cool“, wiederholte Alex anschließend. „Dann können wir die Leute beobachten, die vorbeikommen.“
    „Ich warte hier, bis ihr euch etwas zu essen geholt habt.“ Pavel nahm die Zeitung wieder in die Hand, und Faith blieb nichts anderes übrig, als sich ihre Niederlage einzugestehen.
    Als sie zurückkamen, verfütterte Pavel Toaststückchen an zwei Tauben, die es sich unter dem Tisch gemütlich gemacht hatten. Er war fast genauso gekleidet wie gestern: Er trug Shorts und ein verknittertes T-Shirt – aber dieses war immerhin nicht mit Farbklecksen übersät. Er hatte sich rasiert und gekämmt und wirkte recht ansehnlich.
    „Tauben übertragen Krankheiten.“ Remy knallte ihm gegenüber ihr Tablett auf den Tisch.
    „Diese Tauben haben ein Unbedenklichkeitsattest vom Gesundheitsamt.“ Pavel zerkrümelte den Rest Toast und klopfte dann seine Hände ab. „Darf ich vorstellen, Laurel und Hardy.“
    „Sie haben Namen?“ Alex nahm rechts von Pavel Platz.
    „Alle Geschöpfe Gottes haben Namen. Man muss nur ganz genau hinhören.“
    Remy schnaubte. „Wer sind Sie, Doktor Doolittle?“
    „Gott hat sie Laurel und Hardy genannt?“ Faith setzte sich auf den letzten freien Stuhl, für ihren Geschmack zu dicht an Pavel, der keine Anstalten machte, ein wenig zur Seite zu rücken. „Hat Gott so viel Humor?“
    „Sie müssen sich nur umschauen, dann entdecken Sie ihren Humor!“
    „Ihren?“ Remy war offensichtlich empört. „Sie nennen Gott eine Sie ?“
    Er zuckte leicht mit den Schultern.
    „Gott ist ein Mann“, sagte Remy.
    Faith versuchte, Pavel aus der Schusslinie zu holen. „Die Menschen in aller Welt nehmen Gott auf unterschiedliche Weise wahr.“
    „Dann liegen sie falsch.“
    Pavel lächelte Remy an, als erinnere er sich an die Zeit, da auch er sich im Besitz der Wahrheit gewähnt hatte. „Und, glaubst du, dass es dir in Georgetown gefallen wird?“
    „Auf keinen Fall.“ Remy senkte den Blick und widmete sich ihrem Bagel.
    Faith schüttelte den Kopf, und jetzt lächelte Pavel sie an. „Und was ist mit Ihnen?“
    „Gefällt es Ihnen denn hier?“
    Er rekelte sich gemütlich auf seinem Stuhl. „Und wie.“
    „Sind Sie hier aufgewachsen?“
    „In Kalifornien.“ Er wandte sich Alex zu. „Und wie steht es mit dir, Kumpel? Deine Schwester stimmt klar mit nein, deine Mutter scheint noch unentschieden zu sein. Meinst du, dass es dir hier gefallen wird?“
    „Ja klar.“
    „Gut. Was wird dir gefallen?“
    Alex überlegte kurz. „Ich denke, hier darf man anders sein, wenn man will.“
    Faith’ Herz krampfte sich zusammen. „Man kann doch überall man selbst sein, oder?“
    „Nicht wenn man elf ist.“
    Pavel beugte sich vor, legte die Unterarme auf den Tisch und schaute Alex direkt in die Augen. „Du bist ein ganz besonderer Elfjähriger. Das erkenne ich schon.“
    „Ich bin Erfinder.“
    „Wenn du mir noch eine Minute Zeit gelassen hättest, wäre ich selbst drauf gekommen.“
    „Echt?“
    Faith beobachtete, wie Pavel das Herz ihres Sohnes gewann. Seiner saloppen, fast schlampigen Aufmachung zum Trotz war er der geborene Charmeur. Seine leicht mandelförmigen und dunkel bewimperten Augen standen weit auseinander, und er wusste, was er mit ihnen anstellen musste, um seinem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, verstanden und gemocht zu werden. Er hatte die ausgeprägten Wangenknochen eines Slawen und die typisch irische Begabung, alle seine Vorzüge herauszustellen, es aber so aussehen zu lassen, als wäre er sich ihrer Existenz gar nicht bewusst.
    „Da haben Sie aber einen interessanten Sohn, meine Liebe.“
    Faith riss sich von ihren Gedanken los. „Davon war ich immer überzeugt.“
    „Jede Familie braucht einen Erfinder.“
    Alex’ Erfindungen gehörten zu den wenigen Dingen, über die Faith und David verschiedener Meinung gewesen waren. David wollte dem Jungen immer erst dann „Erfindungszeit“ gewähren, wenn er zuvor all seine Schulaufgaben gemacht hatte. Faith fand, dass Alex zum Teil selbst bestimmen sollte, wann er welche Arbeiten erledigte.
    Jetzt lag

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