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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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„Ich will nicht mit Genevieve reden. Wenn mir danach wäre, hätte ich sie zum Frühstück eingeladen.“
    „Was ist los? Hast du noch mehr unerfreuliche Nachrichten für mich auf Lager? Faith zieht in das Rattenloch in Georgetown, in dem ihre Schwester entführt worden ist. Was gibt’s noch?“
    „Wir haben auch dort gewohnt. Weißt du noch?“
    Seine Augen blitzten. „Oh ja, nur zu gut.“
    Sie machte eine Pause, um dem Folgenden mehr Gewicht zu verleihen. „Ich habe keine weiteren Neuigkeiten, sondern möchte etwas mit dir besprechen. Ich kann nämlich nicht dulden, dass du deine schlechte Laune an Faith und den Kindern auslässt.“
    „Meine Güte, sie ist doch selbst schuld.“
    Lydia kannte Joes engstirnige Weltsicht, aber jetzt war sie doch konsterniert. „Wie bitte?“
    „Wenn Faith für David ganz Frau gewesen wäre, hätte sich David weiterhin wie ein ganzer Kerl verhalten.“
    Lydia stellte verblüfft fest, dass Joe sie noch immer schockieren konnte. „Das ist absurd.“
    „Wäre unsere Tochter eine bessere Ehefrau gewesen, dann hätte ihr Mann sie nicht verlassen.“
    „Wenn es das war, was du ihr jeden Tag aufs Brot schmieren wolltest, bin ich froh, dass sie nicht zu uns gezogen ist.“
    „Hast du eine Ahnung, wie oft mir das aufs Brot geschmiert worden ist?“
    Sie beugte sich vor, um sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern. „Hier geht es aber nicht um dich.“
    Er ließ die Faust auf den Tisch sausen, und wieder schwappteder Kaffee über. „Und jetzt hat sie meine Enkel in die Prospect Street geschleppt. Kannst du mir bitte verraten, wozu das gut sein soll?“
    „Na ja, zum Beispiel lebt dort niemand, der sie tyrannisiert.“
    „Du solltest wirklich deine Zunge hüten.“
    „Warum?“ Lydia ergriff ihre Tasse. „Deine Drohungen ziehen schon lange nicht mehr. Ich weiß zu viel über dich, und du weißt zu viel über mich“, sagte sie mit gedämpfter Stimme. „Also, wir werden Folgendes tun. Marley und ich fahren gleich zur Prospect Street und helfen Faith beim Auspacken und Saubermachen. Mittags wird Faith einen Strauß von einem Capitol-Hill-Floristen in Empfang nehmen. Auf dem Kärtchen wird stehen: ,Alles Gute zum Einzug. Dad.‘ Die Lieferung ist bereits bestellt.“
    „Wenn du meinst, dass sich dadurch irgendetwas ändert, irrst du dich gewaltig. Faith ist sich vollkommen im Klaren darüber, dass ich gegen ihr neues Heim bin.“
    „Mag sein, denn sie kennt dich schon ihr Leben lang und weiß, dass du einfach nie vergibst und vergisst. Aber deine Enkelkinder durchschauen dich noch nicht so gut.“
    „Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, Lydia, dass Faith in der Prospect Street das eine oder andere entdecken könnte, was du lieber für dich behalten würdest?“
    Lydia ließ ihren Blick von ihrem Ehemann zu den beiden ausgewachsenen Hirschen wandern, die hinter dem Haus am Waldesrand standen und wie Statuen wirkten. Vor zehn Jahren, als sie dieses Grundstück gekauft hatten, hatte sie angenommen, dass der Umzug ihr endlich den ersehnten Frieden bringen würde. Aber die Hoffnung, dass Bäume, eine schöne Aussicht und scheinbar unverdorbene Natur ihr verkorkstes Leben wieder in die richtigen Bahnen lenken könnten, war naiv, ja, dumm gewesen.
    Sie schaute wieder ihren Mann an und stellte vorsichtig ihre Tasse ab. „Das Reihenhaus hat schon immer Geheimnisse beherbergt, nicht wahr, Joe? Ich glaube, wir beide müssen einfach hoffen, dass es nur die besten preisgibt.“
    Als Faith mit den Kindern bei „Booeymonger“ auftauchte, um zu frühstücken, saß der Klavier-Retter mit seiner Zeitung an einem der beiden Tische vor dem Lokal. Der Morgen war wunderschön, sonnig, aber frisch genug, um ein Frühstück im Freien zu genießen. Ein Blick auf die Warteschlange verriet Faith, dass sie so schnell weder drinnen noch draußen einen Platz finden würden. Es würde wohl auf ein Frühstück aus der Tüte zwischen den Kisten hinauslaufen.
    Der Mann blickte auf, sah sie und grinste. „Hallo zusammen. Wie läuft das Auspacken?“
    Faith kam auf seinen Tisch zu. „Tut mir Leid, ich habe mir Ihren Namen nicht gemerkt.“
    Er stand umständlich auf, indem er den Tisch ein Stück nach vorne schob. „Pavel. Pavel Quinn.“
    Die Kinder guckten ihn erwartungsvoll an, und sie stellte ihn ihnen vor, wobei sie seinen Vornamen genau wie er auszusprechen versuchte: „Pah-vjel“, mit der Betonung auf der ersten Silbe. Remy war das völlig egal, aber Alex’ Neugier schien geweckt zu

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