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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Alex.
    „Dann eben Geist und Gast. Aber Gast ist ihr Rufname.“ „ Wir sind die Gäste.“ Alex folgte ihr. „Sie war vor uns hier.“
    Auch Faith verließ den Dachboden und wartete, bis beide Kinder ihre Zimmertüren hinter sich geschlossen hatten. Dann suchte sie eine Schüssel, füllte sie mit Wasser und stellte sie auf den Speicher. Sie glaubte nicht, dass sie heute Nacht noch einmal mit Lärm rechnen mussten. Gast hatte erreicht, was sie wollte.
    Wieder im Bett, fand sie trotz der Stille keinen Schlaf. Tausend Dinge gingen ihr im Kopf herum. Sie dachte an die Frau, die ihren Namen in den Balken geritzt hatte, an David, der bei seinen Kindern in Ungnade gefallen war, und an Lydia, die hier Schreckliches erlebt hatte. An Dottie Lee, die ihr das Gefühl gab, willkommen zu sein, und an den Mann aus der O Street, der das Klavier gerettet hatte.
    Vor wenigen Monaten war ihr Leben in geordneten Bahnen verlaufen, vielleicht sogar langweilig gewesen.
    Sie zwang sich, die Augenlider zu schließen.
    Immerhin: Ein langweiliges Dasein zu führen konnte ihr jetzt niemand mehr vorwerfen.

10. KAPITEL
    Lydia und Joe schliefen schon seit ihrem Umzug nach Great Falls in getrennten Zimmern. Bei den Gesprächen mit dem Architekten hatte Lydia auf separaten Schlafzimmern bestanden und sich gegen alle Entwürfe gesperrt, in denen diese im selben Flügel liegen sollten. Sie verlangte weite Räume, hohe Decken und einen möglichst großen Abstand zu Joe.
    Durch die getrennten Schlafzimmer hatte sich nicht viel in ihrer Beziehung geändert. Schon vor langer Zeit hatten sich die Hustons arrangiert. Die Zärtlichkeit, die sie zu Beginn ihrer Ehe füreinander empfunden haben mussten, hatte sich in der Feuerprobe der Kindesentführung verflüchtigt. Aber auch wenn sie kein befriedigendes Eheleben führten, so konnten sie doch nach außen hin so tun als ob.
    Jeden Sonntag nach dem Gottesdienst ließen sich die Hustons im renommierten „Old Ebbitt Grill“ blicken und glichen bei einem deftigen Frühstück demonstrativ ihre Terminpläne ab. Bei Waffeln oder Eiern Benedict trugen sie die Zeiten ein, die sie mit Faith und den Kindern verbringen würden, die Staatsbankette, Joes Ausschusssitzungen und sonstigen Verpflichtungen sowie die Übernachtungen in den drei Städten in Virginia, in denen er Büros unterhielt. Bei all seinen Fehlern nahm Joe doch seine Pflichten äußerst ernst.
    Heute Morgen hatte Lydia darauf bestanden, dass sie den Gottesdienst ausließen und daheim frühstückten. Sie fürchtete, dass Joe nicht in der Lage wäre, den großen Senator zu spielen, während er mit ihr über ihre Tochter und deren neue Wohnsituation diskutierte.
    Als sie Faith das Haus in der Prospect Street überlassen hatte,war ihr durchaus klar gewesen, dass er äußerst wütend sein würde, aber seine Wut hatte sich inzwischen in brutalen Sarkasmus verwandelt. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass jemand ihnen zuhörte.
    Sie war noch dabei, Teilchen und Rührei auf die Anrichte zu stellen, als Joe das Frühstückszimmer betrat. Ohne jeden Gruß schenkte er sich Kaffee ein, dann knallte er die Tasse auf den Tisch, sodass der Inhalt auf das nagelneue Tischtuch schwappte. Lydia sah zu, wie sich der Kaffee auf dem ehemals schneeweißen Freiraum zwischen dem Lavendel- und dem Rosenbukett ausbreitete, und fragte sich, ob sie Joe nicht doch besser auf neutralem Boden getroffen hätte.
    „Marley ist in der Küche“, beeilte sie sich zu sagen. „Wir sollten uns wie zivilisierte Menschen benehmen, ja?“
    „Marley weiß, wer der Herr im Hause ist und hier für die Butter auf dem Brot sorgt.“
    „Sie verdient sich jedes Gramm mit harter Arbeit.“ Marley, die Haushälterin der Hustons, führte den Haushalt mit unangestrengter Sorgfalt.
    Joe ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Lydia, so früh am Tag ertrage ich noch keine Phrasendrescherei, und ich habe es eilig. Ich muss ins Büro.“
    „Marley hat die Zimtschnecken gemacht, die du so gerne magst.“
    „Ich nehme eine mit.“
    „Wir brauchen noch ein paar Minuten, um unsere Termine für die kommende Woche abzustimmen, damit keiner von uns etwas Wichtiges verpasst.“
    „Genevieve kann dir meine Termine morgen durchgeben.“ Auf der Arbeit umgab sich Joe mit Frauen, obwohl er eigentlich fand,dass sie nach Hause an den Herd gehörten. Genevieve, seine Privatsekretärin, war ein Muster an weiblicher Effizienz.
    Lydia nahm sich ein Croissant, bevor sie sich gegenüber von ihrem Mann niederließ.

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