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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Mann?«
    »Nein. Von Ihrem Bruder.«
    »Ihrem Bruder? Und wie heißt der?«
    »Veide. Ragnar Veide. Ålesund, er wohnt in …«
    »Fängst du die Sätze immer von hinten an, Veum? Was wollte dieser Veide wissen über seine Schwester?«
    »Was sie tat. Wohin sie ging, wen sie besuchte.«
    »Wieso?«
    »Sie hatte Ärger gehabt mit der Familie. Sie war von zu Hause weggelaufen. Oder weggefahren, das ist wohl richtiger. Niemand hat sich die Mühe gemacht, nach ihr zu suchen – bis jetzt. Der Vater liegt im Sterben, und jetzt will er gern seine Tochter wiedersehen, bevor er – tja …«
    »Zum Himmel fährt?«
    »Wenn du es gern so nennen möchtest, von mir aus.« Ich seufzte laut. Ich befürchtete, es würde eine wenig unterhaltsame Vorstellung werden.
    Muus fuhr fort: »Und du hast den Job also angenommen?«
    »Ich sah keinen Grund, nein zu sagen.«
    »Wann? Wann bist du engagiert worden?«
    »Heute ist Dienstag. Donnerstag letzte Woche.«
    »Eigenartig. Sehr eigenartig, Veum. Aber schon am Montag warst du – meiner Freundin Fräulein Varde zufolge – in Mobergs Büro. Beim Anwalt Moberg, dem Mann der Verstorbenen.«
    »Ja.«
    »Und was hast du da gemacht, Veum?« Er sprach jedes Wort langsam und umständlich aus, mit langen betonten Silben. Als hätte er Angst, ich würde nicht verstehen, was er sagte.
    »Moberg wollte – mich engagieren …« Ich hielt inne. Es klang zu blöd.
    »Ja? Spuck’s aus!« Ich hörte, wie Andersen sich wieder bewegte, unruhiger dieses Mal.
    Es klang zu blöd. »Er wollte mich engagieren, um – also um Frau Moberg – zu beschatten.«
    »Also um Frau Moberg – zu beschatten.«
    »Ja. Aber ich nahm den Auftrag nicht an.«
    »Oh, du nahmst den Auftrag nicht an. Diesen nicht?«
    »Nein. Es war eine Scheidungssache. Sowas nehm ich nicht an.«
    »Dazu bist du zu fein?«
    »Ich versuche, die Grenzen der Privatsphäre zu achten.«
    Muus sah zu Andersen hinüber. »Hast du das gehört, Andersen? Wie niedlich! Sag mal, du trägst nicht zufällig rosa Unterwäsche, Süßer?«
    »Nein. Wir haben also nichts gemeinsam, Muus. Nicht mal das.«
    Er wurde noch um ein paar Grade häßlicher. »Aber drei Tage später – da nahmst du den Fall an?«
    Ich nickte. »Ja.«
    Ich wußte im voraus, was er sagen würde, und in gewisser Weise war ich seiner Meinung. Er sagte: »Das stinkt. Das stinkt ganz gewaltig. Die ganze Geschichte. Im Laufe von ein paar Tagen – erzählst du mir – bekommst du von zwei verschiedenen Personen den Auftrag, ein und dieselbe Dame zu beschatten. Und du tust es – beim zweiten Mal! Entweder ist das eine verdammte Lüge, Veum – oder du bist einer der größten Idioten, denen ich begegnet bin. Ich glaube nicht, daß dir glaube – aber wenn ich dir glaube … Du mußtest doch zum Teufel – es ist dir nicht eingefallen, daß daran was faul sein mußte?«
    Wenn ich zurückdachte, eine Leiche vorher, erkannte ich, daß es mir hätte auffallen müssen. Es war so auffällig wie ein Suppenfleck auf einer gestärkten Hemdbrust. Aber ich hatte es als ein zufälliges Zusammentreffen betrachtet. Und ich hatte Rechnungen zu bezahlen. Zu viele. Ich sagte: »Doch. Das geb ich zu. Es hätte mir auffallen müssen.«
    »Na also. Gut, daß wir uns jedenfalls da einig sind. Aber du hast sie also beschattet. Erzähl. Was – wer – und wo?«
    Ich referierte so gut ich konnte die Unternehmungen Frau Mobergs in der Zeit, in der ich sie beschattet hatte. Muus nickte, hielt die Schnauze und notierte.
    Ich erzählte das meiste. Aber ein paar Sachen erzählte ich nicht. Ich erzählte, daß Frau Moberg in einem Café eine Freundin getroffen hatte, aber ich erzählte nicht, daß die beiden so gut wie identische Umhängetaschen getragen hatten. Und ich erzählte nicht, daß ich die Autonummer der Freundin notiert hatte. Ich erzählte, daß ich Veide an dem Morgen im Hotel besucht hatte, aber ich erzählte nicht, daß ich einen mißglückten Versuch unternommen hatte, ihn zu beschatten. Und ich erzählte nicht, daß ich das Fotoatelier Bonanza aufgesucht hatte und einen Blick auf den Mietvertrag für die Wohnung hatte werfen dürfen, die Frau Moberg allem Anschein nach aufgesucht hatte. Oder daß der betreffende Mieter nicht existierte – jedenfalls nicht an dem von ihm angegebenen Arbeitsplatz.
    Ich machte eine kleine Pause und überlegte, was am Tag zuvor passiert war.
    »Und gestern?« fragte Muus, geduldig wie immer.
    Ich erzählte ihm, wie ich Frau Moberg gefolgt war zu demselben Haus in

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