Das Haus mit der grünen Tür
Kopenhagen, auch von Ålesund, und die meisten kommen wieder nach Hause. Und einige hatten gehört … Und es stimmte. Sie – es war Margrete. Magga. So nannten wir sie. Magga. Als sie klein war. Oh, Gott, oh, Gott!«
Ich betrachtete Ragnar Veide. »Und Ihnen fällt niemand ein, der so viel davon weiß, daß er sich für Sie ausgeben könnte?«
Er schüttelte resigniert den Kopf. »Niemand – und alle. Sie wissen, wie das ist. Ganz Ålesund wird es wohl wissen. Ihre Lebensgeschichte war bei den meisten Kaffeekränzchen in der Gegend Gesprächsthema, würde ich meinen. Und nicht nur in niederen Kreisen … Gerade das war es, was Brita …« Er versank wieder in Gedanken.
Mir war klar, was für Probleme er hatte, aber er gehörte einer Gesellschaftsschicht an, mit der ich noch nie richtig Mitleid verspürt hatte. Ich unterbrach seinen Gedankengang, indem ich ihm den falschen Ragnar Veide beschrieb.
Er sagte: »Hageres Gesicht, hohe Stirn, tiefe Geheimratsecken? Das könnte doch jeder sein. Aber es sagt mir nichts. Es klingelt jedenfalls nirgendwo. Aber ich muß ihn ja wohl auch nicht kennen – oder?«
Ich sagte: »Nicht unbedingt. Nein, nicht unbedingt.«
Dann saßen wir eine Weile da und grübelten. Eine Frau in schwarzem Rock und weißer Jacke kam mit dem Kaffee und den Brötchen. Er bot mir beides an, aber ich hatte keine Zeit, noch länger zu bleiben. Ich nahm ein Brötchen mit auf den Weg.
Als ich ging, sagte er: »Veum. Ich glaube nicht – ich glaube nicht, daß Sie Margrete ermordet haben. Sie wirken nicht so. Wenn ich Ihnen helfen kann, dann melden Sie sich ruhig bei mir. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.« Er klopfte mir tröstend auf die Schulter.
Ich dankte ihm für sein Vertrauen, aber das machte mich nicht sonderlich reicher. Und ich glaubte nicht, daß das Gespräch mich dem Ziel sehr viel näher gebracht hatte.
Wenn Margrete Moberg ermordet worden war, und das war sie ja, dann lag das Motiv für den Mord sicher in irgend etwas, was passiert war, nachdem sie Ålesund verlassen hatte. Wahrscheinlich auch nachdem sie, aus welchen Gründen auch immer, Kopenhagen verlassen hatte und nach Bergen gegangen war, wo sie einen bekannten Anwalt geheiratet hatte. Einen Anwalt, der in ein paar Rauschgiftfällen bemerkenswerte Resultate erzielt hatte.
Rauschgift. Sollte das ein Schlüsselwort werden?
Aus einer Telefonzelle rief ich den Journalisten Paul Finckel an. Ich sagte: »Wenn ich dir ein paar Namen gebe, kannst du dann versuchen rauszufinden, ob ihr etwas über sie wißt?«
Er sagte: »Das kommt drauf an, wie schwierig es ist. Du weißt, wir haben auch noch ein bißchen was anderes zu tun hier, als lahmen Privatdetektiven als Datenbank zu dienen.«
»Ach ja? Das merkt man aber dem, was ihr herausbringt, jedenfalls nicht an. Sind wir jetzt quitt? Erstens Kvam, den Vornamen weiß ich nicht. Aber er hat eine Firma, die sich A/S Hjemmehjelp nennt. Hast du das notiert?« Er seufzte laut durchs Telefon. »Und dann Lund. Teddy Lund.«
»Teddy Lund, doch nicht etwa der Boxer?«
»Das klingt ganz nach ihm.«
»Der gute alte Teddy, wo zum Teufel hast du ihn aufgetrieben? Ich erinnere mich noch an ihn, das war Ende der fünfziger Jahre, damals als Sonntag vormittags im Eldorado-Kino Boxkämpfe veranstaltet wurden. Teddy, er war dumm wie Bohnenstroh, aber stark wie ein – ja ein Bär eben. Daher hat er seinen Namen. Wo bist du auf ihn gestoßen?«
»Hinter einer grünen Tür. Als Hausmeister. In demselben Haus, in dem sich A/S Hjemmehjelp befindet.«
»Hausmeister? Teddy Lund? Soll das ein Witz sein? Der ist höchstens als Hutständer zu gebrauchen.«
»Er sah nicht aus wie ein Witz, als er mich rauswarf.«
»Nein? Nein, das kann ich mir denken. Okay, Veum. Ich hab’s notiert. Ruf mich nachher noch mal an, dann werd ich sehen, was ich herausgefunden habe.«
»Danke dir.«
Aber hatte schon aufgelegt.
Ich hatte noch einen losen Faden zu verfolgen. Im Stockwerk zwischen der Wohnung, die Stein Wang, oder wer auch immer, gemietet hatte, und dem Stockwerk, wo der Arzt und der Zahnarzt ihre Praxen hatten, war eine andere Wohnung. Die Male, die ich mich in der Nähe des Hauses aufgehalten hatte, war es dort dunkel gewesen. Aber das bedeutete nicht, daß dort niemand wohnte.
Ich fuhr hin und hastete in den dritten Stock hinauf. Das Schild verkündete, daß dort M. Andersen wohnte. Ich klingelte.
Nach ungefähr einer Minute ging die Tür auf. Eine Frau starrte mich an.
Sie mußte
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