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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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ich tippen. Ehemaliger Kleinkrimineller, Diebstähle, ein paar Betrügereien, Hehlerei, Scheckbetrug, et cetera, et cetera. Vor fünf Jahren wurde er wegen Rauschgiftschmuggels verurteilt. Moberg hat ihn verteidigt …«
    Ich pfiff.
    »Moberg, ja. Und er bekam eine aufsehenerregend milde Strafe, auch wenn er kein großes Quantum geschmuggelt hatte, kaum mehr als für den persönlichen Bedarf. Und darauf setzte Moberg. Das war ja seine beste Nummer: daß es nicht die Abhängigen waren, die bestraft werden müßten, sondern die Dealer. Kvam bekam drei Jahre, die später auf zweieinhalb reduziert wurden. Er ist jetzt seit fast drei Jahren draußen, und …«
    »Und?«
    »Nein, gar nichts eigentlich. Seitdem ist er praktisch einfach von der Bildfläche verschwunden. Für uns jedenfalls. Er hat diese Firma gegründet, die du erwähnt hast, Babysitter, Haushaltshilfen und so weiter. Es soll eine respektable Geschichte sein.«
    »Respektabel, das ist das Wort.«
    »Ja? Tja, war sonst noch was? Die Frikadellen warten.«
    »Was ist mit Lund?«
    »Es muß Teddy sein, der gute, alte Teddy. Gibt nichts Besonderes über ihn. Alle hier hatten geglaubt, er hätte sich schon vor vielen Jahren totgesoffen. Sorry.«
    »Tja, danke dir. Das hilft mir schon weiter.«
    »Ruf an, wenn’s mal wieder paßt. So in ein, zwei Jahren«, sagte Finckel und knallte den Hörer auf, um zu seinen Frikadellen nach Hause zu fahren.
    Ich stand in der Telefonzelle und dachte nach. Dann schlug ich das Telefonbuch auf, suchte nach A/S Hjemmehjelp und wählte die Nummer. Frau Kvam war am Apparat, und der Mann mit dem grauen Mantel hatte recht: Durchs Telefon wirkte ihre Stimme tief und sexy. Sie sagte: »A/S Hjemmehjelp.«
    »Guten Tag, mein Name ist Veum«, sagte ich und lauschte ein paar Sekunden in die Stille.
    Dann kam ihre Stimme wieder. Sie war ebenso liebenswürdig wie vorher, und es war schwer zu sagen, ob sie etwas angestrengt klang. Sie sagte: »Womit können wir dienen?«
    »Ich brauche einen – Babysitter – heute abend.«
    »Das wird sich machen lassen«, sagte sie. »Sind Sie schon Kunde bei uns?«
    »Nein. Nein, das ist das erste Mal.«
    »Und das Kind – wie alt ist es?«
    Ich hielt mich vorsichtshalber an die Wahrheit: »Es ist ein Junge, er wird – er ist fünf Jahre alt.« Ich dachte an ihn. Es war kein froher Gedanke.
    »Und wann wünschen Sie den Babysitter?«
    »So gegen – halb acht, wenn das geht?«
    »Das geht, das geht. Und wo wohnen Sie, Herr – Veum?« Sie zögerte eine Sekunde, ehe sie den Namen sagte.
    Ich gab ihr meine Adresse, und sie notierte sie.
    »Gut, das geht in Ordnung, Herr Veum. Unser Satz ist zwanzig Kronen die Stunde, die Vermittlung inbegriffen. Sie zahlen direkt an den Babysitter. Ist das recht so?«
    Ich überlegte, wie Leute sich heutzutage einen Babysitter leisten konnten, jedenfalls bei A/S Hjemmehjelp. Aber der Witz war natürlich, daß das auch die wenigsten taten. Ich antwortete: »Das ist in Ordnung. Ich danke Ihnen. Auf Wiederhören.«
    »Auf Wiederhören, Herr – Veum.«
    Hinter mir ging die Tür auf, und eine Frau mit einer Nase wie eine bösartige Geschwulst schnarrte: »Sind Sie bald fertig?«
    »Sofort, Gnädigste, sofort.«
    Ich überließ ihr die Zelle und fuhr in die Stadt.
    Noch mehr nachzudenken. Noch mehr Informationen zu sortieren. Ein ausgesprochen professionell betriebenes Bordell, mitten in Bergen, und das immer wiederkehrende Stichwort: Rauschgift.
    Es war wahrscheinlich an der Zeit, dem bekannten Rauschgiftanwalt William Moberg einen erneuten Besuch abzustatten.
    Wenn Muus ihn so schnell wieder laufengelassen hatte.

25
    Die Sekretärin mit dem Schnee-auf-dem-Kilimandscharo-Haar sah mir entgegen. Ihr Gesicht hatte sich wieder beruhigt nach den aufreibenden Erlebnissen des Vortages. Nur die Linien um den Mund und eine Ahnung von Rot unter den Augen verrieten, daß etwas Außergewöhnliches geschehen war. Sie war ganz in schwarz: ein Pullover, der nichts verbarg, und ein Rock, der nicht sonderlich traurig stimmte. Um den Hals, bis hinunter zu den Brüsten, hing eine Kette aus roten Kugeln. Ihre Finger beendeten einen Abschnitt auf der Schreibmaschine. Dann kamen ihre Hände auf der Tischkante zur Ruhe, und sie sagte: »Herr – Veum?«
    »Ist Moberg da?«
    Sie nickte, stand auf und ging an die Tür zu Mobergs Büro und bezog dort Stellung, als wolle sie ihn gegen die Außenwelt verteidigen.
    »Zu sprechen?«
    Sie sagte: »Nein, er ist beschäftigt. Er ist heute noch kaum dagewesen,

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