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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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zurück zu unserem ersten Treffen. Du glaubtest, deine Frau sei dir untreu. Warum?«
    »So was weiß man einfach, Veum. Bist du nicht verheiratet?«
    »Ich war.«
    »Also. Dann verstehst du es vielleicht. Wir hatten uns langsam auseinander gelebt. Was uns zusammenführte, war das Interesse für konkrete Rauschgiftfälle, und ich habe seit über einem Jahr nicht einen einzigen solchen Fall gehabt. Wir hatten sonst nicht sehr viel gemeinsam, und schließlich war sie eben auch dreißig Jahre jünger als ich, ich …« Jetzt war er an der Reihe, mit den Schultern zu zucken. »So was weiß man einfach, Veum. Aber ich wollte absolute Gewißheit. Und wenn ich die bekommen hätte, wollte ich mich scheiden lassen.«
    »So hart, in unseren liberalen Zeiten?«
    »Ich bin von der alten Schule, Veum. Ich ertrage keinen Betrug. Ich will nicht belogen werden. Lügen und Unehrlichkeit sind das Schlimmste, was ich kenne – und Untreue und Unehrlichkeit, Vertrauensbruch.«
    Ich sagte leise: »Tja, jetzt hast du sie. Die Gewißheit. Wirst du mir helfen, den mysteriösen Stein Wang zu finden?«
    Er sah mich an. »Wenn es ihn gibt – und wenn er Margrete ermordet hat –, dann werde ich dein gesamtes Honorar bezahlen, Veum.«
    Ich fühlte, wie ich gleichsam schwerelos in den Sessel zurücksank. Das war seit Wochen das Schönste, was mir jemand gesagt hatte.
    Ich sagte: »Und hier kommt Henning Kvam ins Spiel.«
    »Wieso?«
    »Dieses – entschuldige – Liebesnest deiner Frau: Es gab eine Spur in dem Haus, die mich, möglicherweise zufällig, zu Kvam führte. Er betreibt eine Art Bordell –«
    »Eine Art was?«
    »Du hast richtig gehört. Eine Art Bordell, unten in Møhlenpris.«
    »Aha, und weiter?«
    »Nichts. Da ist nichts weiter. Nur diese Verbindung – daß du ihn einmal verteidigt hast – Kvam. Und daß sowohl Kvam als auch deine Frau – drogenabhängig sind – waren, früher. Er ist es vielleicht noch immer. Und eine Ahnung, nichts als eine Ahnung, daß es eine Verbindung gibt zwischen diesen beiden Dingen – dem Mord an deiner Frau und Kvams Bordell – eine Verbindung, die ich noch nicht sehen kann, aber die vielleicht irgendwo verborgen liegt.«
    »Du meinst doch wohl nicht, daß Margrete –, daß sie –, daß dieses Bordell …«
    Was er andeutete, war ein neuer Gedanke, und ich mußte gründlich darüber nachdenken, bevor ich ihm eine Antwort geben konnte. Ich sagte: »Das weiß ich nicht. Ich glaube es nicht. Während der Woche, die ich sie beschattet habe, war sie jedenfalls nicht in der Nähe. Nicht eine Sekunde.« Aber er hatte in mir einen Gedanken gesät.
    Ich fuhr fort: »Aber dieser Kvam, was kannst du mir über ihn sagen?«
    Er sagte: »Nicht sehr viel. Ein Verwandter von ihm bat mich, den Fall zu übernehmen. Ich informierte mich über die Hintergründe und nahm ihn an. Er war süchtig, kein sympathischer Süchtiger, aber ein Süchtiger. Und er hatte kein größeres Quantum geschmuggelt, als zum Füllen einer mittleren Havannazigarre reichte, um einen mittelmäßigen Haschrausch zu kriegen. Ich bekam keinen besonders guten Kontakt zu ihm. Er war routiniert vor Gericht, hatte wohl ein paar kleine Delikte hinter sich. Er war etwas mürrisch, zurückhaltend, wollte sich nie richtig öffnen. Aber es war mein Job, und den hab ich gemacht.«
    »Du hast nie privat mit ihm zu tun gehabt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sein Fall war nicht so – faszinierend.«
    »Und deine Frau – ist sie ihm begegnet?«
    »Nein.« Er überlegte. »Jedenfalls nicht durch mich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was ich gesagt habe. Mehr nicht. Sie ist ihm nicht begegnet – soweit ich weiß. Aber es gab vieles, was ich von Margrete nicht wußte. Das wird mir jetzt klar.«
    »Hast du eine Akte über Kvam?«
    »Die hab ich. Aber die kann ich dir nicht zeigen, Veum. Die ist absolut tabu. Die Schweigepflicht ist absolut, selbst unter Umständen wie diesen. Ich kann dir erzählen, was ich weiß, aber ich kann dir nichts zeigen.« Er erzählte mir, was er wußte, aber es sagte mir nicht mehr als das, was schon Finckel herausbekommen hatte.
    Ich stand auf und sagte: »Gut. Ich habe einen Job zu erledigen, Moberg. Für dich. Ich werde wohl in Kürze von Muus hören, denke ich. Was ist mit dem, was du ihm erzählt hast? Du hast nicht gesagt …«
    »Es war, wie ich heute morgen sagte, Veum. Offiziell sage ich gar nichts. Margrete war rein und unschuldig, ich hatte nicht die geringste Ahnung, daß sie mir untreu war.«
    »Also wenn mich die

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