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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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eingeführt von – einem Freund – von mir. Einem Bekannten. Man muß eingeführt werden, von früheren Kunden. Sonst kommt man nicht hinein. Um Leckagen zu vermeiden, verstehen Sie? Wir – wir hatten einen richtigen – äh – Männerabend geplant, und …« Er hob resigniert die Arme und suchte nach Worten, fand aber keine.
    Ich sagte: »Und seitdem kommen Sie also wieder, als fester Kunde?«
    Er schluckte und nickte. »Meine Frau …«, begann er. Ich nickte. Ich verstand. Ich kannte die Leier.
    Ich nahm Anlauf und kam direkt zur Sache: »Und wie ist es organisiert? Haben Sie jedesmal das gleiche Mädchen, oder variieren Sie das Menü?«
    Er sah nicht im mindesten verwundert aus, und ich wußte, daß ich ins Schwarze getroffen hatte. »Das entscheiden wir von Mal zu Mal. Wir rufen vorher an und sagen Bescheid. Erfahren, wer – verfügbar ist. Dann können wir variieren. Aber man hat ja so seine – Favoritinnen.« Er trocknete sich den Schweiß von der Stirn, sah aber etwas entspannter aus. Ich sah über seine Schulter. Seine Schicksalsgöttin hing am Fenster und zerbrach sich krampfhaft den Kopf darüber, wer ich wohl war.
    Ich dachte nach, während ich sprach. »Ihr ruft im voraus an – und macht einen Termin ab?« Er nickte. »Mit Kvam?«
    »Kvam?«
    »Ja? Diese Firma im Erdgeschoß. A/S Hjemmehjelp?«
    »Doch ja, das stimmt, da rufen wir an. Aber es ist immer eine Frau am Apparat. Tiefe, sexy Stimme. Mit ihr reden wir.«
    Ich dachte weiter. »Und die Auswahl, woraus besteht die – freie Wahl je nach Bezahlung?«
    Er grinste nervös. »Na ja, je nach Geschmack. Junge Frauen und – äh – reife Frauen. Zwei Frauen gleichzeitig, aber das ist teuer.« Es war eben an allem ein Pferdefuß. »Ein Paar – für die, die das mögen.« Ich sah die Namen auf den Briefkästen vor mir. Ich sah all die Fenster vor mir, ohne den Schein von Fernsehapparaten. Weil es dahinter keine Fernsehapparate gab. Weil die Menschen dahinter etwas anderes zu tun hatten. Und unter ihnen: Rigmor Moe, mit Künstlernamen Lange. Aber wohin brachte mich das?
    Er fuhr jetzt unaufgefordert fort: »Und dann ist da die Dame im Lederzeug: Sie peitscht die, die das mögen.«
    »Und dann sind da die ganz, ganz jungen?«
    Er wurde rot. »Ja. Ja, da sind ein paar. Manche mögen ja …« Die Stimme erstarb. Ich sah zu der Frau im Fenster. Und ich dachte an das junge Mädchen mit den Jeans, dessen Freundin in der Snackbar wartete, und an den Unterschied zwischen den beiden Frauen.
    »Wieviel bezahlt ihr?«
    »Wir – je nachdem – was man haben will – und wie lange. Von fünfhundert bis zu ein paar tausend. Je nachdem. Wir zahlen unten, einen Festbetrag, dem Hausmeister. Ein großer Kerl.«
    Das erstaunte mich. »Den ganzen Betrag? Nichts oben?«
    »Nein. Es sei denn zusätzlich. Trinkgeld, wenn Sie wollen. Wir bezahlen unten den festen Betrag, und dann führt der Hausmeister uns nach oben.«
    »Damit ihr nicht die falsche Tür nehmt, was?«
    Er grinste wieder. Dann warf er einen schnellen Blick über die Schulter. »Aber ich, ich muß wirklich …«
    Ich sagte: »Warten Sie. Warten Sie. Sind Sie bereit, dazu eine Aussage zu machen – bei der Polizei, eventuell vor Gericht, für den Fall, daß das aktuell würde?«
    Er nickte automatisch und folgsam, aber dann kam er auf andere Gedanken und schüttelte kräftig den Kopf. »Nicht wenn – meine Frau …« Nur der Gedanke daran war schon genug, um seine Stimme ersticken zu lassen.
    Ich sagte: »Okay. Sie haben mir jedenfalls geholfen. Auf Wiedersehen. Und viele Grüße.«
    Er verdrehte die Augen und schwenkte eine Hand, als stünde er vor einer Tafel und versuchte, mich mit dem Schwamm wegzuwischen.
    Ich blieb stehen und sah ihm nach, bis er durch die Haustür verschwand. Das Wohnzimmerfenster war leer. Sein Schicksal wartete auf ihn, im Flur.
    Ich ging langsam wieder hinunter zum Wagen. Dort blieb ich stehen und sah mich um. Gamlehaugen lag in grauem Dunst unten in der Talsohle, und abgesehen von den farbensprühenden Berberitzenbüschen und ein paar Nadelbäumen waren die braunen Bäume und die roten Dächer die Hauptfarben in diesem düsteren Bild eines grauen Wochentages im Königreich Norwegen.
    Ich fuhr langsam wieder hinunter. In Fjøsanger stieg ich aus und rief von der Telefonzelle aus Finckel an. Finckel sagte: »Ich dachte schon, du hättest mich hängenlassen, verdammt noch mal. Auch wir in unserem Fach fahren abends zum Essen nach Hause, verstehst du? Kvam: Henning heißt er, würde

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