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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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mein Auftraggeber, und er verdiente meine Loyalität – oder einen Teil davon. Ein böser Gedanke schoß mir ein: Hatte er mich vielleicht gerade deshalb engagiert?
    Ich sagte: »Genau.«
    »Genau? Und was zum Teufel meinst du damit?«
    Ich sah mich um. »Tut mir leid. Ich bin nicht in Form.« Ich tätschelte mir vorsichtig die Kugel.
    »Wir können dich einsperren, bis du eine Aussage machst!«
    »So? Und auf welche Verordnung willst du dich da berufen?«
    »Wir haben dich einer Falschaussage überführt.«
    »Nicht falsch – unklar«, berichtigte ich ihn.
    »Unklar?«
    »Sagen wir mal so: Frau Moberg wurde ermordet. Na gut. Moberg bat mich, sie zu beschatten, weil er glaubte, sie sei ihm untreu. Aber damit ist noch nicht hundert Prozent gesichert, daß die beiden Sachen zusammenhängen.«
    »Was meinst du denn nun damit, verdammt?« Die Zigarre bebte wie eine Luftabwehrkanone in seinem Mundwinkel.
    »Moberg hat mir gesagt, daß er es nicht für nötig hält, den Ruf seiner Frau zu beschmutzen – jetzt, wo sie tot ist. Das ist Aussage gegen Aussage, Muus. Wenn du mich einsperrst, mußt du ihn auch einsperren. Und Anwälte von Mobergs Kaliber sperrt man nicht so einfach ein, wie man eine Tür zumacht. Da steht ein Fuß dazwischen, Muus, und der Fuß ist nicht aufs Maul gefallen. Also denk noch mal nach, Muus, und zwar langsam.« Das war eine lange Rede. Ich war kurz davor, ohnmächtig zu werden.
    Muus dachte nach.
    Er sagte: »Also, wir lassen das vorläufig. Jetzt kommen wir zum unangenehmen Teil. Du bist nicht mehr als besonders verdächtig zu betrachten. Nicht besonders.« Er sah nicht froh aus. Ich konnte sehen, daß es ihm schwerfiel.
    Ich sagte: »Ach, nein?«
    Muus nickte Andersen zu. »Erzähl du es ihm.«
    Andersen nickte ernst, lächelte mir zaghaft zu, wischte sich sein seifiges, aber freundliches Schweinchengesicht und sagte: »Wir mußten ja deine Aussage überprüfen, Veum. Das haben wir gestern gemacht. Einen Teil davon. Wir haben mit den Nachbarn der Mobergs auf der Natland Terrasse gesprochen. Wir sprachen mit fast allen, die dort oben wohnen. Wir haben uns bei der Taxizentrale informiert, bei denen, die in der Etage unter dir wohnen, mit noch einigen anderen Zeugen –«
    »Himmeldonnerwetter«, sagte ich.
    »Wir kamen zu folgendem Ergebnis. Du bist Frau Moberg zum Liebesnest gefolgt um ca. 18.12 Uhr. Sie verließ das Liebesnest um 20.00 Uhr, holte ihren Mann um 20.23 Uhr ab und fuhr ihn nach Flesland, wo sie ihn um 20.55 Uhr verließ. Er nahm das Flugzeug um 21.45 Uhr, und du folgtest ihr nach Hause. Um 21.30 Uhr wart ihr auf der Natland Terrasse. Zirka fünfundvierzig Minuten später war Moberg in Sola. Deiner Aussage zufolge bliebst du – äh – am Tatort bis Mitternacht. Du sagst, daß sie um 23.05 Uhr das Licht ausmachte. Du sahst sie überhaupt nicht mehr, nachdem sie nach Hause kam. Eine Frage: Könnte jemand dort gewesen sein und auf sie gewartet haben – bevor ihr kamt?«
    Ich redete, und ich redete schnell: »Na klar, verdammt! Es war jemand da – der mysteriöse Liebhaber aus dem Liebesnest, dem sie vorher am Abend erzählt hatte, sie hätten eine ganze Nacht gemeinsam – allein. Wenn sie nur erst Moberg weggebracht hatte. Und sie streiten sich über irgendwas, oder er hat sich schon vorher entschlossen, das Ganze geplant. Er kann nicht die ganze Nacht bleiben, wahrscheinlich ist er verheiratet. Sie bietet sich an, ihn nach Hause zu fahren. Sie gehen hinunter in die Garage. Dort murkst er sie ab und verläßt den Tatort. Natland Terrasse: Das ist ein Ort mit vielen Möglichkeiten. Er kann nach Sædalen rübergelaufen sein. Er kann über Birkelundsbakken nach Paradis runtergegangen sein. Er kann die Abkürzung von Natland nach Slettebakken genommen haben. Wenn es nicht zu spät war, kann er den Bus genommen haben, von Paradis, von Natland und von Slettebakken. Oder ein Taxi. Oder er hatte seinen eigenen Wagen irgendwo in der Nähe geparkt. Das ist fast unmöglich zu überprüfen.«
    »Eben«, sagte Andersen. »Aber dich konnten wir überprüfen.«
    »Und?« sagte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Du hast den Tatort ungefähr um Mitternacht verlassen. Also na ja, du bist gesehen worden. Eine Frau – Frau …« Er suchte nach einem Papier. »Also, eine Frau Sowieso war auf dem Weg nach Hause von einem Treffen, in einem dunkelgrünen Peugeot. Du erinnerst dich vielleicht an ihn. Sie gehört zu dem Typ, der es nicht verhindern kann, sich eine Autonummer zu merken, wenn sie sie

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