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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Straße waren nichts als Heide- und Grasflächen.
    Ich betrachtete die Berge rund herum und beschloß, daß ich mich in Åsane befinden mußte. Ich winkte ein paar Wagen zu, die vorbeifuhren, aber die Fahrer – die meisten waren Frauen – sahen mich nur erschrocken an, gaben Gas und fuhren vorbei.
    Ich begann in die Richtung zu gehen, in der meiner Meinung nach die Stadt liegen mußte. Ich winkte den vorbeifahrenden Wagen zu. Kopfschüttelnde, ungläubige Gesichter starrten mich an. Ich mußte schlimm aussehen. Das machte mich verstimmt.
    Schließlich hielt ein Taxi, wenn auch zögernd. Der Taxifahrer sah mich skeptisch an, aber als ich ihm erzählte, daß ich überfallen und beraubt worden sei, und daß ich ihm zahlen würde, was immer es kostete, wenn er mich nur nach Hause fuhr, ließ er mich einsteigen.
    Ich wich seinem Blick im Rückspiegel aus und sank erschöpft auf dem Sitz zurück. In meinem Kopf klang ein altes Lied:
    Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf mein Fuß …
    Und in meinem Kopf stand eine kleine Frau in schwarzem Korsett und schlug mit einer Peitschenspitze auf meinen Hinterkopf ein, während eine andere Frau hingegossen auf einem rosa Sofa lag und nach Herzenslust kleine rosa Herzen verschlang.
    Ich bat den Fahrer anzuhalten, wälzte mich aus dem Wagen und kotzte in den Straßengraben. Aller guter Dinge waren drei, und jetzt fing ich endgültig an, wieder klar zu sehen.
    Ich erinnerte mich an das, was geschehen war. Ich erinnerte mich an die Zimmer von Rigmor und Randi, und ich erinnerte mich an die plötzliche Bewegung. Ich erinnerte mich an die Decke, die mir auf den Kopf gefallen war.
    Ich kannte nur einen Menschen in dem Haus, der so zuschlagen konnte, daß einem die Decke auf den Kopf fiel. Und ich wußte, wie er hieß. Teddy Lund. Der gute, alte Teddy Lund.
    Ich sagte zum Fahrer: »Fahr langsam, denn das Ziel ist doch jetzt nah, wir sind früh genug da.«
    Seine Augen im Rückspiegel weiteten sich, und er gab Gas. Und wir waren früh genug da. Sie hatten genauso lange gewartet wie das letzte Mal, und auch diesmal sahen sie nicht sonderlich gut gelaunt aus, Ellingsen und Boe.

30
    Das Morgenlicht durchschnitt den Raum wie ein rostiges Tranchiermesser ein von der Sonne weich gewordenes Stück Ziegenkäse. Vier bleiche Gesichter sahen mich an: Ellingsen, Boe, Andersen – und Muus.
    Ich setzte mich wieder auf den gleichen Platz wie beim letzten Mal, und das Licht fiel mir unangenehm direkt ins Gesicht. Ich fuhr mit der einen Hand vorsichtig über meinen Schädel. Ungefähr in der Mitte des Schädels hatte Teddy Lund, so vermutete ich, eine grandiose Kugel gepflanzt. Ich beugte mich ein wenig nach vorn und beantwortete die Frage, wo ich die Nacht verbracht hatte, stumm.
    »Eine Schlaftablette?« grinste Muus und bewegte seine Zigarre.
    Ich wollte nicken, ließ es aber augenblicklich sein, als sich, ein roter Flimmervorhang vor meine Augen senkte. Ich sagte, vorsichtig, um ein zu starkes Vibrieren der Stimmbänder zu vermeiden: »Ja.«
    »Und wo hast du die her?«
    »Ich …« Die Stimme barst, und das gab mir Zeit nachzudenken. »Das muß ich euch nicht sagen«, sagte ich.
    »Nein, nicht wenn du den Betreffenden nicht anzeigen willst.«
    »Nein, ich will den Betreffenden nicht anzeigen.« Ich würde ihn schon noch anzeigen, wenn die Zeit reif war, auf meine Weise.
    »Tja, hier sitzen wir nun also wieder«, sagte Muus.
    »Ja«, sagte ich, um die Konversation in Gang zu halten.
    »Wir haben gestern mit Moberg gesprochen.«
    »Das hab ich gehört«, sagte ich.
    »So?«
    »Ja.«
    »Er hat uns eine ganz andere Geschichte erzählt, warum du am letzten Montag in seinem Büro warst.«
    »Ja.«
    »Er sagte, es sei um eine ganz andere Sache gegangen.«
    »Ja.«
    »Er hätte dich nicht gebeten, seine Frau zu beschatten, sagte er.«
    »Nein.«
    »Und du stimmst zu?«
    Ich antwortete nicht.
    »Das widerspräche in dem Fall deiner früheren Aussage. Moberg verstünde nicht, was du meintest, sagte er. Er hätte nie den geringsten Verdacht gehabt, seine Frau könne ihm untreu gewesen sein. Er hätte dich niemals gebeten, sie zu beschatten, und du hättest natürlich auch nie sein Angebot ausgeschlagen.«
    Ich lächelte müde. Ich hatte dröhnende Kopfschmerzen. Ich war nicht ganz sicher, wie meine Lage war. Moberg sagte, daß ich log. Aber Moberg hatte mich auch engagiert – jedenfalls pekuniär und mündlich –, um herauszufinden, wer seine Frau ermordet hatte. Moberg war mit anderen Worten

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