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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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einmal gesehen hat. Und sie sah dein kleines Wägelchen auf dem Weg von der Natland Terrasse in die Stadt, ziemlich genau um 24.00 Uhr – denn sie hörte die Mitternachtsnachrichten im Radio. Die in der Wohnung unter dir bestätigen, daß sie dich gegen halb eins nach Hause kommen hörten, und nach ihrer Aussage ist euer Haus so hellhörig, daß sie es gehört hätten, wenn du noch einmal rausgegangen wärst.«
    »Es ist so hellhörig, daß sie es knirschen hören, wenn ich morgens die Augen öffne.«
    »Sie sagen, sie hätten dich am nächsten Morgen um halb acht aufstehen hören, und da war Frau Moberg, dem Gerichtsmediziner zufolge, schon – schon mindestens fünfeinhalb Stunden tot. Voilà!« sagte Andersen und sah triumphierend von mir zu Muus.
    »Woila, woila«, sagte Muus mit norwegischer Aussprache.
    »Voilà«, sagte ich, ein wenig unsicher. »Ich zerstöre sehr ungern dein glänzendes Räsonnement, Jon, aber … könnte ich sie nicht immer hoch – vor zwölf ermordet haben?«
    Muus wiegte den Kopf hin und her und sagte zu Ellingsen: »Hast du das gehört?! Der Kerl fleht uns förmlich an, ihn zu verdächtigen.«
    Ellingsen sagte: »Typischer Masochist.«
    Andersen sagte: »Nein, das könntest du eben nicht! Das ist ja der Punkt. Dieselbe Frau, die dich die Natland Terrasse verlassen sah, wohnt ein Stück über den Mobergs. Und als sie an dem Haus vorbeifuhr, ein oder zwei Minuten nach Mitternacht, sah sie Frau Moberg den Weg vom Haus hinuntergehen – in Richtung Garage!«
    Das saß.
    Stille.
    Die anderen hatten es natürlich schon gehört, aber es gab ihnen noch immer zu denken. Das legte endlich den Zeitpunkt des Mordes fest auf irgendwann zwischen 0.02 Uhr und 2.00 Uhr als der vom Arzt genannte späteste Zeitpunkt.
    Ich sagte: »Allein? War sie allein?«
    Andersen sagte: »Unserer Zeugin zufolge – ja.«
    »Und die Zeugin sah nichts weiter?«
    »Nein.«
    »Auch nicht, daß Frau Moberg zurückging?«
    »Nein.«
    »Und sie hielt nicht an und sprach mit ihr?«
    »Nein. So gut kannte sie sie nicht. Nur vom Sehen.«
    »Er muß in der Garage gestanden und auf sie gewartet haben«, sagte ich. »Nein, sie muß wieder nach oben gegangen sein – und dann sind sie wieder zur Garage gegangen – zusammen. Oder vielleicht ist sie auch vorgegangen, und er ist nachgekommen. Oder umgekehrt. Vielleicht …«
    »Tja«, sagte Andersen. »Genau das müssen wir rausfinden.«
    » Wir « , sagte Muus und schlug sich auf die Brust. Zu Andersen sagte er: »Wie lange meinst du, sollen wir hier noch sitzen und uns die Theorien anhören, die dieser Phantast sich aus den Fingern saugt?«
    Andersen sagte: »Ich –«
    Muus unterbrach ihn: »Du brauchst nicht zu antworten. Nicht eine Sekunde länger.« Er wandte sich wieder mir zu. »Veum – da ist die Tür!« Er nickte mit dem Kopf zu Tür.
    Ich sagte: »Eine gute, alte Freundin.«
    Ich stand auf. Es tat weh, überall. Aber am meisten im Kopf.
    Ich ging hinaus, nahm den Fahrstuhl nach unten und ein Taxi nach Hause.
    Ich zog mich aus, ging ins Bad und duschte zehn Minuten lang, während ich, nicht ohne Freude, daran dachte, daß die in der Etage unter mir jeden Tropfen hörten, der zu Boden fiel. Danach ging ich in die Koje. Ich stellte den Wecker auf Klingeln, schlief in Sekundenschnelle ein, wachte fünf Minuten später wieder auf und stellte fest, daß ich vier Stunden geschlafen hatte.
    Der Schlaf hatte den Kopfschmerz um ein paar Grade verringert, und ich hatte keine Zeit, noch länger zu schlafen.
    Ich hatte einen Besuch zu machen, eine Abrechnung wartete. Ein Besuch in einem Haus mit einer grünen Tür, und hinter dieser wartete eine Abrechnung.

31
    Als ich in die Straße einbog, sah ich das junge Mädchen vom Tag vorher durch die grüne Tür gehen.
    Ich stoppte. Dann ging ich zurück, kam die Parallelstraße herauf und ging zu der Snackbar an der Ecke. Die Große sah nicht aus, als hätte sie erwartet, mich wiederzusehen. Ich grüßte und bestellte eine Tasse Kaffee und eine große Tafel Schokolade. »Ich hab heute noch nicht gefrühstückt«, erklärte ich.
    »Nein, es sind harte Zeiten«, antwortete sie.
    Damit war die Konversation beendet, und ich setzte mich an meinen alten Platz und wartete.
    Diesmal leistete mir keine Freundin Gesellschaft, aber die Zeit verging schnell. Sie war ungefähr eine Stunde drin. Dann kam sie raus und lief fast die Straße hinunter und um die Ecke.
    Ich stand abrupt auf und eilte ihr hinterher, ohne mich auch nur für den Kaffee zu

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