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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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ihm vorbei, auf alles gefaßt. Aber nichts geschah. Er zeigte auf die Tür zum Treppenhaus. Ich ging hinein.
    Kate und Henning Kvam saßen und standen hinter dem Tresen, er ein Stück links von ihr. Beide sahen zur Tür. Keiner von beiden lächelte, als ich hereinkam. Kvam sagte: »Ist gut, Teddy. Du kannst uns allein lassen. Aber warte draußen, und komm rein, wenn du Krach hörst.«
    Die Tür schloß sich hinter mir. Ich sagte: »Erwartet hier jemand, daß es Krach gibt?«
    Keiner von ihnen antwortete.
    Ich sagte: »Mein Name ist –«
    »Finder, stimmt’s?« unterbrach mich Kvam mit einem spöttischen Ausdruck hinter den dicken Brillengläsern.
    Ich sagte: »Heute Veum. Ich –«
    »Veum – Veum … Da war doch was, Kleines?« Er sah auf seine Frau hinunter. Sein Pony war frisch geschnitten und leicht gerundet, wie bei der Büste eines römischen Kaisers. »Hatten wir nicht gestern eine Beschwerde, wegen eines – Veum?«
    Frau Kvam nickte stumm, und er fuhr fort, jetzt an mich gewandt: »Einer unserer Babysitter hat gestern eine Beschwerde gegen einen Veum eingereicht. Sind Sie das?«
    Ich überhörte die Frage, lehnte mich über den Tresen, sah Frau Kvam tief in die Blauen und sagte: »Und welche Farbe hat das Zimmer, in dem du arbeitest, Kleines? Platinblond?« Ich ließ ihr Zeit, das zu verdauen dann fuhr ich fort: »Schwarz und rosa sind ja schon vergeben, soweit ich weiß. Vielleicht grün. Willkommen im Grünen, sagte das Mädchen und streute Petersilie ins Bett. Ein alter Witz, und doch wieder wie neu.« Ich blickte zu Kvam hoch. »Halt die Schnauze, Kvam. Ich weiß, was Sache ist. Ich weiß, was in diesem Haus vorgeht, ich hab gerade die Bekanntschaft einer deiner Nymphen gemacht, seit zwei Monaten sechzehn Jahre und schon halb gelb vom Stoff. Wo hatte sie den Stoff her, Kvam? Wo hattest du den Stoff her?«
    Kvam sagte: »Ich versteh nicht, wovon du redest. Verstehst du, wovon er redet, Kate?«
    Ich sagte: »Sag das noch ein paarmal, vielleicht glaubst du es dann selbst. Ich kann genug über dieses Haus erzählen, um dich für Jahre hinter Gitter zu bringen, und du bist bestimmt nicht mehr so witzig, wenn du wieder rauskommst.«
    Kvam atmete schwer. Aber er hielt sich tapfer. Er sagte: »Wir haben eine Beschwerde gegen dich vorliegen, Veum. Von einem unserer Babysitter. Sie meinte, wir sollten dich bei der Polizei anzeigen. Wir haben ihr geraten, das zu lassen …«
    »Wie liebenswürdig.«
    »Aber vielleicht sollten wir es doch tun. Die Beschwerde lautet auf versuchte Vergewaltigung. Nicht besonders schön, Veum.«
    Ich zeigte ihm meine Eckzähne. »Du machst mir keine Angst, Kvam. Was hier im Haus vorgeht, ist nicht viel schöner.«
    »Und was geht in diesem Haus vor?«
    »Aber das ist nicht das Schlimmste. Ich schere mich nicht um ein bißchen Unsittlichkeit, Kvam. Dafür könntest du straffrei ausgehen, meinetwegen. Worum ich mich schere, sind kleine Mädchen, die bis hierhin voll Stoff sind.« Ich hielt mir die Hand direkt über den Kopf. »Und darüber fällst du, Kvam. Und du fällst tief und lange und schlägst hart auf.« In einem anderen Ton sagte ich zu Frau Kvam, die auch im Gesicht platinblond geworden war: »Und du fällst mit ihm, Kleines, wenn du nicht Farbe bekennst, und zwar ein bißchen plötzlich.«
    Sie schnappte nach Luft, und das Schnappen wurde ein Wort: »Ich –«
    »Halt die Schnauze, Kate!« kam es wie ein Peitschenhieb. »Er hat nicht den allergeringsten Beweis. Er –«
    Ich sagte: »Aber das ist nicht alles. Wie steht’s mit Frau Moberg?«
    Ich ließ den Satz einen Augenblick in der Luft hängen – lange genug, um zu sehen, wie sie beide lange und krank aussehende Gesichter bekamen, aber nicht lange genug, um sie in Ruhe nachdenken zu lassen.
    Kvam griff nach dem erstbesten Rettungsring und sagte: »We – we – welche Frau Moberg?«
    Ich zeigte ihm meine Eckzähne in einer Wiederholung. »Warum mußte sie aus dem Weg geräumt werden, Kvam?«
    »Aus dem –«
    Ich unterbrach ihn. »Schnauze! Das sind rhetorische Fragen. Vorläufig. Warum? Sie war clean, erzählt Moberg, aber ich glaube, er lügt. Es sei denn, er wußte nichts davon, noch nicht. Vielleicht war sie es, aber jetzt nicht mehr. Ich glaube, sie war ihrem alten Laster wieder verfallen. Ich glaube, daß sie wieder drauf war, und ich glaube, ich weiß, wo sie das Zeug herbekam. Hat sie gedroht, einen neuen Entzug zu machen, Kvam? Wollte sie nicht mehr? War in dem Fall ihre Beziehung zu dem bekannten Drogenanwalt

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