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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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niemals mit ihr schlafen können, eine Tatsache, die sie ohne Frage akzeptierte. Jetzt wünschte Valleroy, sie hätten darüber gesprochen. Er wünschte, er wäre in der Lage gewesen zu erklären, weshalb er sie nie gebeten hatte, ihn zu heiraten.
    Wenn sich ein Kind von ihm als Sime erwiesen hätte, so wäre er nicht fähig gewesen, es zu vernichten. Dann hätte ihn die volle Strafe des Gen-Gesetzes getroffen, und seine Frau wäre als Witwe zurückgeblieben. Aber wenn sein Kind ein Gen gewesen wäre, dann hätte er es niemals richtigen Haß auf Simes lehren können … und der Verräter in ihm wäre offenbart gewesen.
    Darüber wäre ich heillos froh gewesen, dachte Valleroy, denn es hätte die Dinge ein für allemal geklärt. Seine eigenen Zweifel wären verschwunden. Oder nicht? Hier war er, gekleidet wie ein Sime, in Berührungsabstand zu einem Sime reitend, während seine Gen-Brüder eingesperrt und gedemütigt neben ihm kauerten. Doch etwas tief in ihm weigerte sich zuzugeben, daß das, was die Gefangenen über ihn sagten, stimmte.
    Nach einer langen Schweigeperiode rief einer der Gefangenen Valleroy zu: „He, Überläufer … du, mit den Sime-Händen … komm hier herüber!“
    Auch wenn »Überläufer« nicht die höflichste Anredeform war, so war es doch noch das Zivilisierteste, womit sie ihn bisher bezeichnet hatten. Valleroy drängte sein Pferd ein wenig näher an den Wagen heran.
    „He, Überläufer, du sprichst doch Englisch, oder?“
    „Jeder in dieser Gruppe spricht Englisch.“
    „Ja? Das kann man nie wissen“, sagte einer.
    „Halt den Mund, Grenel“, sagte ein anderer, während er die Stangen umfaßte und auf Valleroys Hände starrte. „Ein ganzer Kerl sollte nicht durstig in sein Grab fallen müssen. Selbst ein Überläufer müßte das einsehen.“
    „Ihr seid zu keinem Grab unterwegs, sondern lediglich zum Haushalt Imil. Und dort bitten Leute höflich um das, was sie haben möchten.“
    Der dritte Gefangene taumelte auf dem schwankenden Wagenunterbau auf die Füße und verbeugte sich spöttisch vor seinem Bruder. „Vrian, dürfte ich dich um das Vergnügen bitten, dich töten zu dürfen?“
    Die anderen lachten heiser über Valleroys Unbehagen, und Vrian richtete sich auf und verbeugte sich lächelnd. „Nicht wenn ich dich zuerst töten kann, Prins.“
    Erzürnt sagte Valleroy: „Ihr solltet dankbar sein, daß der Sectuib Nashmar eure Freiheit erkauft hat!“
    Der erste Gefangene umklammerte die Stangen, und seine Muskeln wölbten sich. „Dankbar! Wenn ich ihn bloß einmal in die Hände kriege, werde ich ihm jeden Knochen in seinem dürren Körper brechen! Niemand kauft die Neromein-Brüder!“
    Als wäre dies ein alter Sammelruf, deklamierten die drei: „Tod allen Simes!“ Einer von ihnen fügte hinzu, wobei er Valleroy direkt ansah: „Und allen feigen Sime-Liebhabern und Judasböcken. Sag mir, Überläufer, wie viele Gens hast du für sie in die Falle gelockt?“
    „Keinen!“ spie Valleroy.
    „Womit bezahlen sie dich, Überläufer?“
    Prins rüttelte vor Valleroy an den Stangen. „Sie werden dich auch umbringen, das weißt du ja.“
    „Diese Simes töten nicht“, rief Valleroy.
    „Das glaubst du doch nicht wirklich?“
    „Es ist wahr!“
    Vrian stieß seinen Bruder mit dem Ellenbogen aus dem Weg. „Du wirst es auf die harte Weise kapieren, Überläufer, und dann ist es zu spät. Hol uns hier heraus, und wir werden sehen, wie viele wir von ihnen erwischen können, bevor sie uns töten. Gib uns eine Chance zu kämpfen, und wir werden wissen, daß du kein Überläufer bist.“
    Angewidert spuckte Valleroy aus. „Fahrt zur Hölle!“
    „Nichts zu machen! Es ist heiß hier drinnen, und ich bin schon durstig!“
    „Blutdurstig, meinst du“, sagte Valleroy.
    „Gib mir die Feldflasche da, und ich zeige dir, auf was ich Durst habe.“
    Valleroy blickte sich nach den anderen Mitgliedern der Gruppe um. Nashmar und sein Gefährte Loyce, die auf der anderen Seite des Käfigs ritten, und die beiden Simes, die den Wagen fuhren, waren zu weit entfernt. Klyd war in der Nähe, aber in einen eigenen Kosmos eingehüllt. Alle ignorierten den Wortwechsel standhaft. Auf einen Impuls hin löste Valleroy seine Feldflasche und zog sein Pferd nahe genug heran, damit er sich verbeugen und sie hinüberreichen konnte.
    Muskulöse Finger griffen nach dem Riemen der Feldflasche, schlossen sich um sein Handgelenk und rissen daran!
    Er stürzte, seine Hände suchten nach einem Halt, scharrten über

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