Das Haus Zeor
des Haushalts Imil, „vergiß nicht, diesen Boten für mich nach Zeor loszuschicken.“
„Ich schicke ihn vorbei, damit er deinen Brief abholt. Er wird bis spätestens morgen abend in Zeor sein.“
„Schön. Hugh, ich könnte ein Mittagessen vertragen.“
„Hört sich nach einer guten Idee an.“
Sie gingen zusammen hinaus, und machten sich auf den Weg zum Speisezimmer. „Vier Tage!“ sagte Valleroy, als sie eine Ecke umrundet hatten und außer Hörweite waren. „Stacy wird mich häuten lassen, wenn …“
„Nicht hier! Erinnerst du dich an Hrel?“
Argwöhnisch starrte Valleroy auf die massiven Steinmauern, und sagte: „Wie könnte ich ihn vergessen? Glaubst du …?“
„Wenn sie das in Zeor fertigbringen konnten, können sie es überall fertigbringen.“ Für die Ohren einiger Vorüber kommender fügte er hinzu: „Ich weiß, worüber du besorgt bist. Wie kann Zeor noch eine Woche ohne mich auskommen? Nun, das ist genau der Grund, weshalb wir Zinter brauchen. Yenava wird in ein paar Wochen niederkommen, doch es wird zwölf Jahre und mehr dauern, bis das Kind in der Lage sein wird, irgendeine von meinen Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Zinter ist bereits reif. Er kann zügig ausgebildet werden.“
Als sie um die Ecke bogen und den langen Korridor entlanggingen, der zum Speiseraum führte, murmelte Valleroy auf Englisch: „Du weißt verdammt gut, daß es nicht das ist, was mich beunruhigt. Vier Tage!“
Klyd hielt auf der Stelle an und rückte Valleroy mit dem Rücken gegen die Wand, wobei er die Gen-Hände in einem eigenartigen Griff umfaßte. Dann zischte er unter der Deckung des Küchenlärms: „Hugh, ich konnte nichts dagegen tun. Es hieße, nachzugeben oder die Deckung hochgehen zu lassen. Nashmar kennt uns, und er weiß, daß ich schon vor langer Zeit ein Auge auf Zinter geworfen habe.“
Valleroy versuchte, sich freizuwinden. „Laß mich los. Ich hätte gute Lust, allein aufzusatteln und die Gegend nach ihr abzusuchen!“
„Sei still, verdammt! Du bist mein Gefährte. Benimm dich auch so!“
Plötzlich zitterte Valleroy vor einer kalten Wut, und spie aus: „Laß mich los, Sectuib. Du machst mir keine Angst!“
„Beruhige dich! So haben wir Zeit, eine Minute unter uns zu reden. Niemand würde uns zu unterbrechen wagen!“
Valleroy sackte in sich zusammen, versuchte eine Hand loszureißen. „Was machst du da?“
„Ich täusche es vor. Jetzt hör mir zu …“
„Was täuschst du vor?“
Verärgert fauchte Klyd: „Entran. Wenn ich es nicht vorgetäuscht hätte, dann hätte mich der Haß-Stoß, den du gerade nach mir geschleudert hast, für eine Woche ins Krankenhaus befördert.“ Er wechselte ins Englisch. „Du hat eine Rolle zu spielen, Graf von und zu, und du mäßigst dich besser, sonst wird nämlich keiner von uns beiden lange genug leben, um Stacy zu berichten. Ist das klar!“
„Vollkommen. Aber für meine Gefühle kann ich nichts.“
„Du lernst besser, etwas dagegen zu tun. Niemand hier weiß, woher du gekommen bist oder warum. Zeors Ansehen ruht auf deinen Schultern. Ich habe vor, an Yenava zu schreiben, daß du dich meiner genausogut annimmst wie Denrau oder gar besser, als er es je getan hat. Du sorgst besser dafür, daß sie es nie anders hört, sonst häute ich dich ab. Hast du mich verstanden?“
Diese Tirade stieß Valleroys Wut beiseite. Einen Augenblick lang hatte er einen blitzartigen Einblick in die Risiken gehabt, die der Kanal für Aisha einging. Ein Fehltritt seinerseits könnte das ganze Tecton in Stücke sprengen und die menschliche Rasse möglicherweise endgültig auslöschen. Er fragte sich, ob Stacy die Einsätze in diesem Spiel genausogut kannte. Aber dann fiel ihm ein, weshalb Aisha für Stacy so wichtig war. Wenn sie gezwungen wurde, dabei zu helfen, das Währungssystem der Gens platzen zu lassen, würde der organisierte Gen-Widerstand zusammenbrechen … und das würde die Zahl der Simes Monat für Monat um diejenigen vermehren, die von der Gen-Wache nicht mehr getötet wurden. So oder so war es ein Wettlauf ins Vergessen.
Ernüchtert sagte Valleroy: „Es tut mir leid, Sectuib.“
„Essen wir zu Mittag.“
An diesem Nachmittag stellte Valleroy fest, daß seine »Büros« in Wirklichkeit ein riesiger Salon waren, umgeben von acht extravagant eingerichteten Studios, in denen ein solches Aufgebot von Modellen und Sekretärinnen herumschwärmte, daß man meinen konnte, hier werde ein Staatsbesuch organisiert. Seine Aufgabe bestand
Weitere Kostenlose Bücher