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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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Masse so wenig ein, daß sich der Verkauf der Zeitung um kein Exemplar erhöhte. Nach ein paar Tagen schlug der Student, der Redaktionschef war, vor, die tägliche Überschrift zu ändern und zu schreiben: Es ist Krieg! Nachstehend die Frontkarte!
    »Sicher ist Krieg«, sagte Machefer. »Aber wer glaubt uns das schon? Es ist ein Krieg, in welchem der waffenlose Feind einige tausend Kilometer entfernt täglich Tote einbüßt. Man hat das Volk schon zu sehr eingeschläfert, als daß es sich noch eine andere Art Krieg vorstellen kann als den, dessen man stumpfsinnig jedes Jahr gedenkt. Krieg? Der Franzose kann dieses Wort Krieg in acht Spalten schwarz auf weiß gedruckt lesen, ohne daß ihn dies schockiert, es sei denn, er hat den Feind gesehen, eine Kanone gehört oder die Lebensmittelkarten werden ausgeteilt. Alles, was wir erreichen werden, ist ein Ansturm der guten Hausfrauen auf Zucker, Öl, Kaffee und das Toben von Kindern in den Straßen des Quartier Latin. Lassen wir‘s also sein. Wenn alle diese Hungernden vom Ganges an unserer Küste auftauchen, werden wir das Wort ›Krieg‹ verwenden und hoffen, daß es dann wieder an Wirkung gewinnen wird. Bis dahin wollen wir unsere Überschrift nicht ändern. Jetzt zählt das Wort ›Wahrheit‹. Wir leben in einer Zeit, in der nur die Wahrheit angst macht. Es ist ein mysteriöses Wort. Man weiß nicht, was dahinter steckt. Man will es nicht wissen. Man vermeidet es. Es erweckt Furcht. Bei gesunden Völkern gibt es im gegebenen Fall manchmal eine genügende Anzahl Typen, die derart Angst haben, daß sie, statt zu fliehen, Front machen und unter Überwindung ihrer Angst die Ursache ausräumen. Das hoffe ich auch in diesem Fall, glaube allerdings nicht sehr daran. Meinen Sie, daß unser Land noch gesund ist?«
    Machefer war mit seiner Ansicht nicht der einzige. Im andern Lager dachten die Intelligentesten genauso, aber aus entgegengesetzten Gründen. Widerstand, Überfall, Rassenkampf, Bußpflicht des Westens, Ende des Imperialismus und andere, am ersten Tag voreilig gebrauchte Schlagworte verschwanden aus dem Vokabularium der meisten Diener der Mißgeburt. Man sprach auch von Wahrheit. Und wie süß war es, sie zu hören! Man genierte sich nicht, sie zu verkünden. Man setzte sogar den Punkt auf das i trotz zwanzig Jahre langem Trommelfeuer mit roten Kugeln auf das nichtsnutzige Paradies. Paradies? Wie denn? Das war doch die Überschrift eines glänzenden Artikels von Clément Dio? Er schilderte ein keineswegs schlechtes Paradies, das uns Bewohnern des Westens alle Ehre machte. Ein riesiges, elastisches, fruchtbares und unerschöpfliches Paradies, in das wir jetzt brüderlich diese Hungernden vom Ganges einladen müssen, die in ihrer verzweifelten Suche nach Glück so rührend sind. Man müßte allerdings auch die Streiks und Lohnforderungen in unserem Land erwähnen, in welchem der Arbeiter ins Paradies verdrängt wurde. Streikt man eigentlich im Paradies? Nein, entschieden die denkenden Köpfe der Spitzengewerkschaft, unter denen zwei oder drei sehr genau wußten, was sie taten. Wenn die Lage unsicher ist, machen eben die andern Gewerkschaften wie üblich stumpfsinnig nach. Vielleicht ist dies auch eine Erklärung.
    Am zweiten Tag schoß sich Durfort ein, im Vertrauen darauf, daß keiner mehr ein Wort sagt, wenn das Tier an den Fäden des Hampelmanns zieht, der kein Gewissen mehr hat. Durfort sprach nicht mehr vom »riesigen Gefängnis, das friedlich revoltiert«, oder davon, »die Beziehungen unter Individuen zu überdenken«. Er erzählte einfache Geschichten, die gelegentlich wahr werden – er war ein vielseitiger Mann – über Kinder der Dritten Welt, die einst adoptiert worden sind und heute bei ihren alten französischen Eltern leben, oder von farbigen Einwanderern, die vorzügliche Bürger geworden sind und im Gemeinderat sitzen. Josiane und Marcel weinten vor Rührung. Unter Anwendung weiterer Rezepte spritzten Vilsberg und Rosemonde Réal subkutan in die breiten, weichen Hinterbacken der öffentlichen Meinung. Alle Welt, Frager und Befragte, schienen bezüglich der »Sonderarmada« einig zu sein. Das vom Rundfunk für die Sendung ausgesuchte »gute französische Volk« glaubte, daß die Hautfarben nur etwas Äußerliches darstellen, die Seelen der Menschen darunter aber gleich sind.
    Im Lauf der ersten Sendungen hörte man nur einen falschen Ton, als ein Hörer sich über die Welle unbedingt vorstellen wollte.
    »Hamadura, französischer Inder, oder Franzose

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