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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Raspail
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gewaschene Typen der FAO (Food and Agricultural Organization), der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), der UNICEF (United Nations Children‘s Emergency Found), der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) und der WHO (World Health Organization) – kannten ihr Handwerk vorzüglich, vor allem die Tricks für die Erhaltung ihrer goldigen Existenz. Sie kamen überein, erst einmal abzuwarten.
    Aus Australien kam die einzige bemerkenswerte Reaktion. Die in diesem Teil der Welt isolierten Australier gehören der weißen Rasse an. Sie leben in ihrem riesigen leeren Land wie Krösusse, denen ein unerschöpflicher Reichtum an Minen und Viehherden zur Verfügung steht. Aber sie können auch geographische Karten lesen. Bei ihrer Ausfahrt vom Ganges schien sich die Armada nach Süden zu wenden. Dort liegt Indonesien. Es genügt die Durchfahrt durch die Meerenge von Timor, um Australien zu sehen. Im pazifischen Krieg war dies genau der Weg der Japaner, die allerdings an der Meerenge von Timor aufgehalten wurden.
    Die australische Regierung, die wie jeden Dienstag in Canberra routinemäßig tagte – glückliche, empfindliche Völker verstehen es, eine aufkommende Beunruhigung zu verbergen –, gab ein Kommuniqué heraus. Es war zwischen verschiedene Vorgänge geschickt eingestreut, blieb aber nicht unbeachtet. Es lautete: »Die australische Regierung hält es für geboten, daran zu erinnern, daß der Zuzug von Ausländern unserem Einwanderungsgesetz unterliegt, das weder übertreten werden kann noch abgeschafft wird.« Das war alles. Wenn man aber die strenge Handhabung dieses Gesetzes kennt, das wohl den Zuzug von Griechen, Italienern, Spaniern, Engländern und Franzosen zuläßt, kurz von allen, die eine weiße Haut und eine christliche Seele haben, und alles was gelb, schwarz oder braun ist, zurückweist, so versteht man, daß für die Australier als Antipoden der westlichen Welt der Aufruf ihrer Regierung eine Art Mobilmachung der Geister war. Mit andern Worten, man forderte die Australier auf, sich gegen das Mitleid … und gegen die weit draußen schwimmende Flotte vom Ganges zu wappnen.
    Australien ist ein freies Land, und Pressemeldungen werden nicht zensiert. Daher ging besagte Nachricht rund um die Welt. In den kränksten westlichen Ländern wurde sie, begleitet von gehässigen Kommentaren, wie ein rassistisches Glaubensbekenntnis bewertet. Das Medientier begriff sofort, daß nunmehr die Feindseligkeiten eröffnet wurden. Die australischen Botschaften in London, Paris, Washington, Rom und Den Haag wurden von zahlreichen, jungen, struppigen Leuten friedlich belagert, die schrien: »Rassismus, Faschismus, wir alle sind Menschen vom Ganges!« Mit Ausnahme von Washington, wo die »Pigs« einige bedauerliche, wüste Gewohnheiten aus dem »heißen Sommer« wiederholten, begnügte sich die Polizei, die Botschaften fest abzuriegeln. Seit langem wagte keine demokratische Regierung mehr, im Namen des Rassismus den Gummiknüppel zu schwingen. Es wäre auch nicht nötig gewesen. Die Demonstranten beschränkten sich auf ihre Kundgebung, ohne etwas zu zerschlagen oder irgend jemand zu bedrohen. Man sah sogar ganze Gruppen diszipliniert vor roten Verkehrsampeln warten. Schon geraume Zeit hatte das Tier auch begriffen, daß das Aufreizen zu Gewalttätigkeit das Gegenteil bewirkt und die Öffentlichkeit nicht nur erschreckt, sondern auch wachgerüttelt wird. Die einzige Gewalttätigkeit, die es daher in den letzten Jahren immer häufiger zum Gegenstand einer moralischen Aufwertung machte, lag auf einer anderen Ebene. Da wurden Kunstwerke gestohlen und gegen Lösegeld zurückgegeben, das irgendeinem armen Volk zufloß. Oder Luftpiraten entführten Flugzeuge, deren Passagiere man gegen Medikamente, Lebensmittel und Kleider freigab. Oder Banken wurden ausgeraubt zugunsten einer Bevölkerung, die durch eine Katastrophe oder einen Bürgerkrieg in Not geraten war. Man umschrieb dies als »humanitäre« Gewalttätigkeit, die auf der gleichen Rangstufe stehen würde wie etwa eine Kollekte oder eine mildtätige Ausschreibung. Leute mit gesundem Menschenverstand griffen sich an den Kopf, da sie mit solchen moralisch zerrütteten Vorgängen nicht mehr zurechtkamen. Wenn sie aber zum Ergebnis gelangten, daß Großzügigkeit keinesfalls zügellose Gewalttätigkeit entschuldigt, so hüteten sie sich dennoch, dies öffentlich auszusprechen. Hätten Sie es überhaupt wagen können? Vor

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