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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Munitionsschlepper war in einen vom Schnee zugeschütteten Bombentrichter gefahren und saß fest.
    »So ein Hurending!« brüllte eine Stimme. »Alle Mann ran! Die Zuckerhüte müssen heute noch zur 14. Panzer-Division …« Es waren Granaten für die Tiger-Panzer, die in der deckungslosen Steppe bei Nowo Alexejewskij lagen.
    Dr. Körner zog seinen Mantel aus und hängte ihn zwischen die Balken über sich und Wallritz, ein nasses, triefendes Dach von einem Quadratmeter. Aber es hielt den Schnee ab, es schenkte das Gefühl von Geborgenheit.
    Mit klammen Fingern, die er immer wieder gegen den Körper schlug, um die stockende Durchblutung anzuregen, operierte er weiter.
    »Was nun?« fragte Wallritz mit klappernden Zähnen.
    »Nun kommt der Pneumothorax, Ihr lebensgefährlicher Lungenschuß …«
    Er nahm die dicke Kanüle, drückte mit dem Finger noch einmal suchend auf die geplante Stelle und stieß dann neben und etwas unterhalb der Brustwarze, unter der vorher gelegten künstlichen Schußwunde, die Kanüle in die Brust.
    Wallritz stöhnte auf. Seine Hände krallten sich in den nassen Mantel und die gefrorene Erde, seine Beine zuckten, der Mund riß auf … aber er schrie nicht, er rang nur nach Luft und verging in einer grenzenlosen Angst.
    Dr. Körner hielt den Daumen auf den Ansatz der in der Brust sitzenden Kanüle. Noch war keine Außenluft in den Brustkorb gekommen, die Hohlnadel war durch den Daumen verschlossen. Er wartete, bis sich Wallritz wieder beruhigt hatte. Dann hob er den Daumen und ließ vorsichtig Luft in den Brustkorb eintreten.
    Wallritz wurde wieder unruhig. Er riß die Augen auf und starrte Dr. Körner flehend an. Sein Atem wurde schneller und stoßend, eine unbeschreibliche Beklemmung auf der Brust jagte Todesangst durch ihn … in diesem Augenblick stülpte Dr. Körner den abgeschnittenen Finger seines Gummihandschuhs über den Nadelansatz und befestigte ihn mit einer Schlinge aus Catgut.
    Die Todesnot hörte auf, nur das schnelle, stoßweise Atmen blieb. Die letzten Handgriffe waren nur noch eine Verfeinerung und schmerzten nicht mehr. Dr. Körner schnitt in die Fingerkuppe des abgeschnittenen Gummihandschuhfingers einen kleinen Schlitz. Die Folge war verblüffend. Beim Einatmen ließ der Fingerling jetzt die in den Brustraum eingetretene Luft ausblasen, bei der Ausatmung dagegen ließ er keine Luft mehr eintreten. Der abgeschnittene Finger des Gummihandschuhs war zu einem Ventil geworden.
    Dr. Körner beobachtete den künstlichen Pneumothorax. Wenn Wallritz einatmete, blähte sich der Fingerling hoch auf, atmete er aus, fiel er zusammen wie ein angestochener Luftballon. Es sah sehr eindrucksvoll und vor allem überzeugend aus. Wallritz hob etwas den Kopf. Die eisige Kälte, die er bisher nicht gespürt hatte, zerfraß ihn fast.
    »Was … was ist, Herr Assistenzarzt?«, stammelte er.
    »Alles in Ordnung. Sie haben jetzt einen so kompletten Lungenschuß, daß jeder Arzt Sie auf Händen tragen wird. Noch fünf Minuten, dann ist's vorbei.«
    Dr. Körner befestigte die Pneumothoraxkanüle mit Heftpflaster an der Brustwand, legte einen Querverband um die Brust an und konstruierte aus Sicherheitsnadeln und Heftpflaster eine Stütze für die Hohlnadel, damit sie außen aus dem Verband heraus möglichst senkrecht hervorstand. Dann half er Wallritz auf, zog ihm die Uniformjacke an und hängte ihm den Mantel um die Schultern. Wallritz starrte auf den kleinen Luftballon in seiner Brust, der auf und ab quoll.
    »Natürlich sind Sie nur liegend transportfähig, vergessen Sie das nicht, Wallritz. Wenn Sie mit diesem Pneu fröhlich herumtraben, glaubt Ihnen das keiner.«
    Er schob die Kerze näher zu sich, zog die Knie an, legte seine Meldetasche darauf und füllte den Begleitzettel aus, das ›Lebensbillet‹. Er schrieb:
    Lungensteckschuß. Geschoß entfernt. Chirurgische Versorgung der Wunde und Naht. Ableitung des Pneumothorax mittels Gummiventil. Verlegung in Etappenlazarett zwecks weiterer Behandlung. Tetanusserum. Sulfonamid.
    Unterschrift: Dr. Hammer, Stabsarzt.
    Er hängte das Schild Wallritz um den Hals und klopfte ihm dann auf die Schulter. Wallritz standen die Tränen in den Augen. »Ich werde Ihnen das nie danken können, Herr Assistenzarzt …«
    Dr. Körner kroch aus dem rauchgeschwärzten Gebälk des Geräteschuppens. Der Munischlepper saß noch immer im Trichter. Ein Feldwebel brüllte, als wären seine Worte ein hydraulischer Wagenheber, der den Wagen aus dem Loch schieben könnte. Dr.

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