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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hitlers, auch Opfer des deutschen Offizierskorps, das in blindem Gehorsam erstarrt war, weil es nichts anderes kannte, als blind gehorchen.
    Dr. Portner, Dr. Körner und zwei Assistenzärzte operierten Tag und Nacht. Als die Verwundeten nicht mehr in den Keller konnten, weil er überquoll, und draußen in den Trichtern und Trümmern hockten, zimmerten die beiden gefangenen sowjetischen Krankenträger aus Brettern einen neuen Tisch. An diesen Brettertisch stellten sich wortlos Dr. Sukow und Olga Pannarewskaja. Dr. Portner unterbrach eine Amputation, als er das Aufstellen der neuen Operationsabteilung bemerkte.
    »Was soll das, Kollege?« fragte er Dr. Sukow. »Wollen Sie mit den Fingernägeln operieren? Ob wir hier täglich 50 oder 100 Leiber über unser Tische rollen lassen … es ist ja bloß eine Beruhigung des Gewissens, seine Pflicht getan zu haben. Nachher, an der Kellerwand, verfaulen sie doch.« Er hob seine Hände hoch, blutige, nackte Hände, ohne Gummihandschuhe. Was bedeutete jetzt noch steril? »Das ist alles, was ich habe«, sagte Dr. Portner. »Dazu drei Skalpelle, stumpf wie eine Rübenhacke, ein paar Klammern, genug Nadeln, aber kein Nähmaterial, keine Anästhesiemittel, keine Schmerztabletten, kein Morphium, keinen Äther, keine Kreislaufmittel, keine Sepsisdrogen … nichts! Und draußen liegen 3.000 Zerfetzte!«
    »Geben Sie mir ein Skalpell«, sagte Dr. Sukow finster.
    »Wozu?«
    »Ich will helfen.«
    »Gehen Sie in Ihren Keller, schlafen Sie und träumen Sie von dem Sieg Ihrer glorreichen Roten Armee.« Die Stimme Dr. Portners war voller Bitterkeit.
    »Ich bin Arzt wie Sie …« Dr. Sukow winkte. Die beiden sowjetischen Krankenträger hoben einen deutschen Verwundeten auf den Brettertisch. Er hatte die linke Schulter zertrümmert, die Knochensplitter hingen an den zerfetzten Muskeln. Er hatte die Zähne zusammengebissen und starrte den Russen aus fiebernden Augen an.
    »Wenn Sie mir ein Skalpell abgeben, Kollege …«, sagte Dr. Sukow höflich. Dr. Portner griff zu seinem Tisch und hielt ihm sein Messer entgegen.
    »Bitte.«
    »Danke.« Dr. Sukow sah den deutschen Soldaten an. Er war ein älterer Mann, sein Stoppelbart war mit weißen Haaren durchsetzt.
    »Kinder?« fragte Sukow. Der Landser nickte.
    »Vier –«, stöhnte er.
    »Du wirst sie wiedersehen.« Er streckte die Hand aus, einer der Krankenträger gab ihm den Hammer, mit dem sie den Tisch gezimmert hatten. Dr. Sukow wickelte einige Lagen alten, durchbluteten Zellstoffes darum, dann ein paar Streifen des zerrissenen Stalinbildes. An der stumpfen Schlagfläche des Hammers glänzte ein großes Auge Stalins.
    »Denk an deine Kinder …«, sagte Dr. Sukow zu dem Verwundeten. Dann hieb er ihm mit dem Hammer auf den Kopf, der Verletzte kippte um, die russischen Träger legten ihn zur Operation zurecht.
    Dr. Portner hatte sprachlos dieser Narkose zugesehen. Er nahm den Hammer vom Tisch und betrachtete ihn.
    »Betäubt vom Auge Stalins«, sagte er und legte den Hammer zurück. »Ich gratuliere, Kollege – Sie haben Sinn für schwarzen Humor –«
    Dr. Sukow zog die Knochensplitter aus der Schulter. Er arbeitete schnell und ruhig, wie in einem großen, modern eingerichteten Operationssaal. Olga Pannarewskaja assistierte. Ab und zu begegneten sich ihre Blicke. Es war, als fragten sie sich stumm und antworteten ebenso stumm.
    In der Nacht verschwand die Pannarewskaja. Emil Rottmann hatte sie zuletzt gesehen. Sie stand in den Trümmern und sah hinüber zur Wolga. Ein riesiger Flammenwall war dort, der Glückstreffer einer deutschen Granate hatte ein Benzinlager in Brand gesetzt. Dann war Rottmann weggegangen. Man war es gewöhnt, daß die sowjetischen Ärzte nicht bewacht wurden.
    Dr. Körner saß vor sich hinbrütend auf seinem Strohsack.
    »Da kann man nichts machen, mein Junge«, sagte Dr. Portner und löffelte die Pferdefleischsuppe. Knösel hatte die ›Vorräte‹ durchgezählt. Das Essen für das Lazarettpersonal reichte noch für 10 Tage, wenn es täglich nur einen Teller Suppe und zwanzig Gramm Brot – eine Scheibe also – gab. Wovon die 3.000 Verwundeten verpflegt werden sollten, die im Keller und rund um ihn herum in den Trümmern lagen, wußte keiner. Wer nichts mitbrachte, würde verhungern …
    »Sie ist zurück zu ihren sowjetischen Brüdern.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dr. Körner dumpf.
    »Wenn auch die Liebe eine Himmelsmacht ist … auch der Himmel hat Grenzen.«
    »Warum ist Dr. Sukow dann nicht mitgegangen?«
    »Ja,

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