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Das Herz der 6. Armee

Das Herz der 6. Armee

Titel: Das Herz der 6. Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wirklich nicht zuzumuten, dieser Aufforderung Folge zu leisten.«
    Der Major stutzte, verzichtete auf eine Entgegnung und ging.
    Dr. Körner, der von draußen kam, brachte die Neuigkeit mit.
    »Paulus verlegt in die Stadt«, rief er. »Das Vorkommando rückt schon ein …«
    »War schon da, mein Bester. Nach dem ersten Eindruck, den sie hinterlassen, kennen sie noch nicht das Gefühl des Arsches mit Grundeis.« Dr. Portner hatte das Geschoß gefunden. Es war ein Dumdumgeschoß, mit abgekniffener Spitze, das entsetzliche Wunden reißt. »Mir scheint, daß einige der rothosigen Herren aus rosigen Träumen erwachen werden … nur müssen wir für ihren Schlaf bezahlen …«
    Knösel starrte hinaus in den Morgen. Es schneite und es stürmte. Aus allen Himmelsrichtungen hallten Detonationen in die Stadt. Ob ich das überleben werde, dachte er. Ob ich Berlin wiedersehe? Mariechen –?
    Er beugte den Kopf nach vorn und legte ihn in beide Hände. Auch ein Knösel hat Nerven …
    Um den 20. Januar herum wußte jeder, daß man die Tage zählen konnte bis zum Ende. Die verzweifelte Bitte Generaloberst Paulus', ausbrechen zu dürfen, wurde vom Führerhauptquartier erneut abgelehnt, nachdem die Berechnung der von der 6. Armee angegebenen Benzinmenge ergeben hatte, daß die Panzer und Fahrzeuge nur einen Aktionsradius von 30 km haben würden, bei Ausnutzung des letzten Tropfens Sprit. Das war eine Entfernung, in der der 6. Armee niemand entgegenkommen konnte. Die Armee Hoth war noch zu weit entfernt, ihr entgegen warfen die Sowjets alles, was von der Kesselfront abzuziehen war. Auch das Drängen General von Seydlitz' war vergeblich; die Funksprüche, die die 6. Armee hinausjagte, wurden ignoriert, weil es einfach keinen Untergang, keine Kapitulation geben durfte. Hitlers Worte: »Wo der deutsche Soldat steht, bleibt er stehen, und keine Macht der Erde wird ihn vertreiben …«, wurden konsequent durchgeführt. Man befahl den Tod von 330.000 deutschen Soldaten.
    Nur noch auf dem Flugplatz Gumrak landeten die wenigen Jus. Sie brachten täglich sechs oder acht Tonnen Material und nahmen Verwundete mit … einige Hundert von den Tausenden. Allein auf dem Bahnhof, in den Waggons, in Baracken, neben den Lazarettzelten, in Schneelöchern, neben Eisenbahnschienen, unter Holzschwellen, Kistenbrettern, Unterständen aus Munitionskisten, in den Trümmern von Lastwagen und Panjekarren lag ein Berg von dreißigtausend Toten. Steif gefroren, Menschenbretter, konserviert für die sowjetischen Aufräumungstrupps, die einmal kommen würden, um die Eiszapfen mit den menschlichen Gesichtern auf ihre Autos zu laden und in einer Schlucht abzukippen, mit Chlorkalk zu überschütten und dann Erde über die Berge zu walzen. Dreißigtausend, die nach Gumrak gestolpert, gekrochen, getragen worden waren, um auf ein Flugzeug zu hoffen, auf einen Winkel in einer Ju, der Leben bedeutete.
    Über der Stadt wurden jetzt Verpflegungsbomben abgeworfen. Es war die einzige Möglichkeit, die kämpfende Truppe noch zu versorgen. Zwar waren es nur wenige Bomben, die aus dem Schneehimmel torkelten, denn die sowjetischen Jäger und Flak legten einen Riegel um die Stadt, aber manchmal gelang es doch einer Maschine, die Trümmer anzufliegen und ihre Lasten abzuwerfen.
    Die große Zeit Knösels begann. Sein Markierungstuch bewirkte Wunder. Es zog die Flugzeuge wie magnetisch an. Das hatte einen ganz einfachen Grund: Markierungstücher solcher Größe hatten nur Divisionsstäbe. Von den Gefechtsständen wurden dann die Verteilung vorgenommen. Trägerkolonnen brachten die Lasten von dort zu den Regimentern und Bataillonen.
    Am 21. Januar 1943 lag eine Kiste im Schnee neben dem Markierungskreuz. Knösel hatte es sich abgewöhnt, einen Luftsprung vor Freude zu machen oder Emil Rottmann vor Begeisterung in den Hintern zu treten. Er schleppte die Kiste ab und begann, sie im Vorratskeller aufzustemmen. Dr. Körner und Dr. Portner standen dabei. Es war ein beliebtes Ratespiel geworden: Munition oder Verpflegung, Säcke mit Mehl oder Hartkeks, Büchsen oder Beutel?
    »Ich tippe auf Munition«, sagte Dr. Portner. »Die Kiste ist zu gut gesichert.«
    Knösel stemmte den Deckel ab. In der Kiste stak eine andere Kiste aus Leichtmetall. Der Deckel war verschraubt.
    »Tropenpackung!« sagte Dr. Körner. »Es muß sich um verderbliche Ware handeln.«
    »Det ist Butter!« Knösel pochte gegen den Metalldeckel. Die Spannung stieg. Knösel klopfte noch einmal an die Kiste. Es klang ziemlich

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