Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)

Idee.“, sprach sie voller Begeisterung. „Komm schon
Alessio, wir sehen uns ein bisschen um. Das wird lustig.“
    „ Ich will
nicht. Nimm jemand anderen mit.“, sagte er ohne zu zögern.
    „ Kate?“,
fragte sie weiter und bekam zur Antwort ein Kopfschütteln.
    „ Ich muss
Sanny helfen.“
    Claire ließ
ihren Blick über Chris und Ted schweifen. Sie schüttelte
eilig den Kopf und schubste dann ohne Vorwarnung den schlafenden Lee
von seinem Platz.
    „ Komm mit, wir
erforschen die Gegend.“, forderte sie ihn auf. Als wäre er
schon seit Stunden wach sprang Lee mit einem Grinsen auf.
    „ Kann
losgehen. Wer kommt alles mit?“
    „ Du.“,
antwortete Claire knapp, doch auch das brachte ihn nicht von seinem
Enthusiasmus ab.
    „ Mögen
die sich jetzt oder nicht?“, fragte Jeremie, sobald Claire und
Lee nicht mehr zu sehen waren.
    „ Das wissen
die selber nicht.“, teilte Alessio ihm mit.
    Kate hatte das
Gefühl, einfach nicht still sitzen zu können. Sie stand
wieder auf und überlegte, was sie tun konnte. Jeremie sprang auf
und stellte sich ihr in den Weg.
    „ Kann ich
mitkommen?“, fragte er und Kate fragte sich wie er wissen
konnte, wo sie hingehen wollte, wenn sie es selbst noch nicht wusste.
    „ Was?“,
stellte sie daher die Gegenfrage.
    „ Du gehst doch
zu Mai, oder?“
    „ Ähm,
sicher. Du kannst mitkommen, auch wenn ich nicht weiß, was dort
interessanter sein soll, als hier herum zu sitzen.“, sagte sie
nachdenklich.
    „ Ich komme
auch mit.“, klinkte Alessio sich ein.
    „ Musst du
nicht erst um Erlaubnis fragen?“, lachte Jeremie.
    „ Sie ist meine
Schwester.“, sagte Alessio ruhig.
    „ Aha,
Sonderrecht also.“, stellte Jeremie fest.
    Kate ging Kopf
schüttelnd an den Beiden vorbei ins Zelt.
    Sie legte die Decke
zur Seite und öffnete den Verband. Sie hatte Sanny etliche Male
dabei zugesehen und so war es, als hätte sie es selbst schon
unzählige Male gemacht. Ohne Mühe wickelte sie den Verband
ab und rollte ihn gleichzeitig auf. Jeremie kam zuerst herein und
setzte sich auf seinen üblichen Platz. Alessio der ihm gefolgt
war, kniete sich neben Kate auf den Boden.
    „ Das sieht
schlimmer aus, als ich gedacht hatte.“, sagte er und
betrachtete die Schnitte auf Mais Haut. Mittlerweile waren sie fast
alle komplett geschlossen und die wenigen, die noch Vertiefungen
bildeten, hatten seit gestern Abend nicht mehr geblutet. Kate hatte
ganz vergessen, dass Alessio nur einmal kurz nach seiner Schwester
gesehen hatte. Er war ja fast die ganze Zeit nicht da gewesen.
    „ Eigentlich
ist es schon richtig gut verheilt.“, meinte Kate und zog Sannys
Tasche zu sich. Sie war vollgestopft mit Fläschchen, kleineren
Beuteln, Ästen und Blättern, aber auch ein paar persönliche
Dinge waren offenbar darunter gemischt. Ein kleines Notizbuch, ein
paar Münzen und eine verschlossene Kiste. Kate sah es beiläufig,
während sie nach der passenden Salbe suchte, welche in die
offenen Wunden kam. Sie wusch zuerst gründlich die Stellen ab,
bevor sie die Paste auftrug, die sie immer ein wenig an Klebstoff
erinnerte.
    Kate steckte die
Tube dahin zurück, wo sie diese gefunden hatte und verteilte die
betäubende Heilcreme auf den restlichen Verletzungen. Sobald sie
damit fertig war wischte sie sich die Überbleibsel der Salbe,
von den Fingern und machte sich daran Mais Bein wieder in das
Verbandstuch einzuwickeln. Es sah nicht so perfekt aus, wie das von
Sanny, aber jemand der nur ihren Versuch gesehen hätte, würde
nichts auszusetzen finden. Kein Wunder, im Thema Verbände und
kleinere Verletzungen hatte sie im Waisenhaus reichlich Übung
bekommen. Die Leiterin hatte sich um so etwas nicht geschert. Selbst
damals, als eins der Kinder sich das Bein gebrochen hatte, hielt sie
es nicht für nötig einen Arzt einzuschalten.
    Kate war wohl die
Einzige, die jemals das Krankenhaus betreten hatte und das auch nur,
weil es keine andere Möglichkeit gegeben hatte.
    Bevor sie Mai wieder
zudeckte, wärmte sie noch das einem Heizkissen ähnliche
Ding auf.
    Ein letztes Mal warf
sie einen Blick in Sannys Tasche und griff nach der Flasche, in der
wie sie wusste die Medizin war. Nun, das hatte sie wirklich schon oft
gemacht, in den letzten Stunden. Immer dann wenn Sanny geschlafen
hatte. Noch immer sollte Mai regelmäßig etwas davon
trinken, wenn auch nur noch alle zwei Stunden.
    „ Wie merkst du
dir das alles?“, fragte Jeremie, als Kate nach einer weiteren
Tasche griff. Sie zog eine Hand voll dunklem Pulver daraus