Das Herz der Drachen (Eiswandlerin) (German Edition)
entlang.“, sagte er und deutete nach links.
„ Danke.“,
antwortete Kate und machte sich auf den Weg.
„ Und noch was,
sie könnte wirklich jedem mit Leichtigkeit den Kopf abreißen.“,
rief Lee ihr grinsend nach.
Kate saß
allein auf den Stufen zum Marktplatz und sah zu, wie der Schnee auf
die Straße fiel. Hier und da spielten ein paar Kinder, während
die Eltern durch die kleinen Läden eilten. Sie spürte, dass
sie für die Anderen in dieser Welt eine Fremde war. In den
letzten Tagen hatte sich ihr Leben verändert und sie fragte
sich, ob ihr altes Leben realer gewesen war. Es sah anders aus und es
roch anders.
Was war ihr aus dem
anderen Leben schon geblieben? Sie wusste nicht mal, ob sie noch so
aussah wie sie sich kannte. Zu gerne hätte sie in einen Spiegel
geschaut, nur um zu sehen, dass sie noch immer sie selbst war und
sich nicht verändert hatte. Bis jetzt hatte sie im ganzen
Schloss noch Keinen gesehen, nicht einmal in ihrem Bad. Vielleicht
gab es hier keine Spiegel.
„ Hey.“
Kate wurde aus ihren Gedanken gerissen. Mai stand vor ihr.
„ Ich hab
gehört, du suchst mich.“, sagte sie lächelnd.
„ Ja. Sag mal,
gibt es hier bei euch Spiegel?“, sprach Kate ihren aktuellen
Gedanken aus. Mai sah sie erschrocken an.
„ Nein, ich
hoffe nicht. Du hast doch keinen gesehen, oder etwa doch? Das wäre
nicht gut. Geht‘s dir gut?“ Mai sah ihr forschend ins
Gesicht. „Vielleicht reagiert ihr auch anders darauf. Du
solltest mal zu Sanny gehen...“ Sie überlegte.
„ Was redest du
da? Ich hab doch nur gefragt, ob ihr Spiegel habt.“, sagte Kate
belustigt.
„ Genau und
dann fragst du dich, warum ich mir Sorgen mache?“, wollte Mai
wissen.
„ Ja, was soll
so schlimm daran sein?“ Kate zuckte verwirrt mit den Schultern.
Mai verdrehte die Augen.
„ Mit einem
Spiegel ist durchaus nicht zu spaßen, Kate. Willst du, dass er
dir deine Seele raubt?“, fragte sie aufgebracht.
„ Wie, meine
Seele rauben?“ Kate lachte. „Zuhause hatten wir viele
Spiegel und ich glaube nicht, dass ich keine Seele mehr habe.“
„ Vielleicht
sind eure Spiegel anders, aber wenn du hier einen siehst, dann
zerstöre ihn, bevor er dich zerstört.“, antwortete
Mai warnend.
„ Ok, wenn du
das sagst.“, sagte Kate schnell. Sie wollte mit Mai über
etwas anderes sprechen und diese Spiegel-sind-böse-Geschichte
würde sie ihr eh nicht glauben.
„ Eigentlich
wollte ich über etwas anderes reden.“, sagte Kate.
„ Das habe ich
mir schon gedacht. Lass uns woanders hin gehen. Ich will nicht, dass
uns jemand zuhört.“, sagte Mai und führte sie weg von
dem Platz, durch die Straßen, bis sie das Stadttor sahen.
„ Wir gehen
raus?“, freute sich Kate. Mai schüttelte den Kopf.
„ Nein, sonst
bringen sie mich wirklich um. Wir gehen in die Ställe.“,
sagte sie und zog Kate in eine leere Seitengasse. Hier gab es nichts,
als Hausmauern und eine riesige Holztür am Ende des Weges.
„ Die Meisten
trauen sich nicht in ihre Nähe. Sie haben Angst vor den
Drachen.“, sagte Mai und kicherte.
„ Da drinnen
sind Drachen?“ Auch wenn sie es nicht glaubte, wollte Kate auf
keinen Fall durch diese Türe gehen. Was wenn wirklich
irgendwelche Monster dahinter lauerten. Mittlerweile wunderte sie gar
nichts mehr.
„ Ja, ich weiß,
Jill hat es verboten, aber sie verbietet alles und es ist
Schwachsinn.“, redete Mai weiter. Sie drückte die Klinke
herunter.
„ Ähm,
Mai. Wir sollten da vielleicht nicht rein gehen.“, versuchte
Kate es, aber Mai grinste nur und öffnete die Tür.
Kate hatte noch nie
etwas Vergleichbares gesehen. Die Drachen hatte sie sich anders
vorgestellt. Sie hatten keine Flügel und sie waren auch viel
kleiner, als in ihrer Vorstellung. Die Größten von ihnen
waren vielleicht zwei Meter hoch. In den Filmen, die sie gesehen
hatte und in den Märchen, waren die Drachen um einiges größer.
Sie sahen nicht
einmal gefährlich aus. Ihre Körper waren bedeckt von
rotbraunen Schuppen und ihre Augen strahlten warm und aufmerksam auf
sie herab.
„ Wie findest
du sie?“, fragte Mai und ging hinüber zu den Drachen.
„Sind sie nicht schön?“ Sie strahlte und kletterte
über eines der Gatter.
„ Doch,
schon.“, antwortete Kate und trat zögernd näher.
Hinter ihr fiel die Türe zu. Jetzt drang nur noch durch die
schmalen Fenster Licht in den Stall.
„ Weshalb ist
es hier so dunkel?“, wollte Kate wissen.
„ Damit die
Drachen nicht auf die Idee kommen von hier zu flüchten. Je
dunkler es
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