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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Anwalt, das Beste zu geben, was er je in seiner Karriere gegeben hatte.
    Und dann noch ein bisschen mehr.

127
    »Am Abend des 6. Mai«, begann Wagner, »wurde Grace Becket nach Key Biscayne gerufen, um einem ihrer Patienten – einem verstörten, verletzlichen Jungen – zu helfen. In einer dunklen, schmalen Seitenstraße des Crandon Boulevards näherte sich ein Mann auf eine, wie sie es empfand, beängstigende und bedrohliche Weise ihrem Wagen. Damals hielt Mrs. Becket den Mann für Jerome Cooper, einen bekannten Mörder mit einem zwanghaften Hass auf ihre Familie. Außerstande, ihm zu entkommen, und in verzweifelter Angst um ihr Leben und das ihres jungen Patienten, verteidigte sie sich auf die einzige Weise, auf die sie es konnte – indem sie mit ihrem Wagen auf ihn zufuhr.«
    Wagner hielt inne, sah sich kurz um, dann wandte er sich wieder dem Richter zu.
    »Mrs. Beckets Reue und Entsetzen, als sie feststellte, dass es sich bei dem Mann in Wirklichkeit nicht um Jerome Cooper handelte, sondern um Mr. Richard Bianchi, war und ist nach wie vor enorm. Abgesehen von einem gelegentlichen Strafzettel wegen Falschparkens hat sich Dr. Grace Lucca Becket in ihren vierzig Lebensjahren nie ein Verbrechen oder auch nur geringfügiges Vergehen zu Schulden kommen lassen. Ihr Ruf als Kinder- und Jugendpsychologin ist einzigartig. Mrs. Becket ist eine liebevolle Ehefrau und Mutter zweier Kinder: ihrer Adoptivtochter Cathy und des zweijährigen Joshua. Es ist aktenkundig, dass Jerome Cooper vor knapp zwei Jahren das Baby Joshua Becket aus dem Zuhause seiner Familie entführt hat und dass Joshua nur knapp dem Tod entkam, als Cooper das Boot in die Luft sprengte, auf dem er das Baby gefangen hielt. Cooper wurde für tot gehalten, ist jedoch auf erschreckende Weise wiederaufgetaucht und derzeit in Gewahrsam. Er wird zweier brutaler Morde beschuldigt, des Mordversuchs an Mrs. Mildred Bleeker Becket sowie der Entführung Joshua Beckets. Etliche weitere Anklagen sind anhängig.« Wagner schwieg kurz. »Er ist ein gefährlicher und Furcht erregender Mann, Euer Ehren.«

128
    »Wieder warten«, sagte David Becket zu seiner Frau, während er zusah, wie sie auf dem Teppich ihres Wohnzimmerbodens saß und mit seinem Enkel spielte. »Offenbar sind wir in letzter Zeit nur noch fürs Warten zu gebrauchen.«
    »Wir passen auf Joshua auf«, erwiderte Mildred. »Das erscheint mir doch ziemlich wichtig, alter Mann.« Sie schwieg kurz. »Es wird alles gut werden, weißt du.«
    Sie sah zu ihrem frischgebackenen Ehemann hoch, dachte, wie gut er an ihrem Hochzeitstag ausgesehen hatte, vor erst fünfzig Tagen, und wie erschöpft er verglichen damit heute aussah. Sie dachte daran, und wie viel sie alle durchgemacht hatten, und sie fragte sich, wann das alles irgendwann zu viel werden würde.
    Sie betete, sie möge es niemals herausfinden.
    Sie betete auch für Grace und ihren heiß geliebten Samuel, ihren lieben Freund, der ihr Schwiegersohn geworden war, und sie konnte nicht aufhören, sich über die seltsamen Geschenke des Lebens zu wundern. Vermutlich war es gierig, sich noch mehr zu erhoffen.
    Vielleicht war es aber auch einfach nur menschlich.

129
    »Am 12. April dieses Jahres«, fuhr Jerry Wagner fort, »wurde ein Paket, das ein menschliches Herz enthielt, vor dem Zuhause der Familie Becket abgelegt. Am 3. Mai wurde ein weiteres menschliches Herz – das, wie man heute weiß, aus dem Leichnam des erdrosselten neunzehnjährigen Ricardo Torres herausgeschnitten wurde – in der Badewanne der Familie Becket abgelegt. Am 6. Mai – genau dem Abend, an dem Richard Bianchi sein Leben verlor – entdeckte Samuel Becket, Mrs. Beckets Ehemann, ein Detective beim Miami Beach Police Department, einen Drohbrief, den Jerome Cooper für ihn hinterlassen hatte.
    Die Anklage will Sie glauben machen – und nicht zu Unrecht hat sie es bis zu Miss Gina Bianchis Aussage heute Vormittag vermutlich selbst geglaubt –, dass Richard Bianchi ein unschuldiger Mann war. Er war am Abend seines Todes unbewaffnet. Sara Mankowitz und die anderen Zeugen, die zum Tatort kamen, während Mr. Bianchi im Sterben lag, hatten den Eindruck, dass er sich Mrs. Becket möglicherweise auf eine versöhnliche Weise zu nähern versuchte – und tatsächlich hat er genau das zu ihnen gesagt. Dass er ›nur helfen‹ wollte.
    Mr. Bianchi war, wie bereits gesagt wurde, ein Mann mit einer liebevollen Familie, ein Schriftsteller, der tat, was viele seiner um Erfolg kämpfenden Kollegen tun, um

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