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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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zurückversetzen, konnte Judy sehen, die in ihrem wunderschönen weißen Kleid und Schleier neben ihm unter der Chuppah in ihrem Tempel stand.
    Mildred wusste besser als alle anderen, dass sie niemals mit dieser Erinnerung oder all den gemeinsamen Jahren, dem tagtäglichen Zusammenleben konkurrieren konnte, genau wie David niemals die kurzen, aber unauslöschlich süßen Erinnerungen an ihr Leben mit Donny ersetzen würde. Keiner von ihnen wollte konkurrieren oder ersetzen; das war einer der Gründe, weshalb ihr Entschluss, zu heiraten, so schön war.
    So richtig. Für sie beide.
    Kein unbesonnener Schritt, gewiss nicht.
    Obwohl offensichtlich war, dass beide einfach ihren Platz an der Seite des anderen gefunden hatten, nachdem Mildred sich damals bereiterklärt hatte, in den Schutz von Davids Zuhause zu ziehen; und gegenseitige Fürsorge, Zärtlichkeit und letztendlich Liebe war später leicht und sanft daraus entstanden.
    Es war nichts Falsches daran, wenn etwas leicht oder sanft war.
    Nichts Falsches daran, wenn etwas richtig war.
    Weiße Rosen standen rings um die Haustür und überall in der Diele und zeigten den Gästen den Weg auf die Veranda, die nur für diesen einen Tag völlig umgestaltet worden war.
    Keine Chuppah heute, aber Saul, der Trauzeuge seines Vaters – ein Schreiner von Beruf, dessen Möbel in der Gegend immer stärker nachgefragt wurden –, hatte eine Innenpergola gebaut und Rosen durch das Spalierdach gezogen.
    Unter dem jetzt sein Vater stand.
    Und wartete, während Sam Mildred den kurzen, schmalen Gang hinunterführte.
    Zu David, ihrem zukünftigen Ehemann.
    Grace wartete ebenfalls, auf einer Seite, in einem hellgrauen Seidenkleid, das Haar zu einem Knoten gebunden, und lächelte erst die Braut an und dann Sam. Sie bemerkte, dass er leicht gebeugt ging, da Mildred neben ihm so winzig war, aber er sah einfach so gut aus in seinem dunklen Anzug und mit der neuen italienischen Seidenkrawatte, die sie ihm gekauft hatte. Dann sah sie stolz lächelnd auf Joshua hinunter, der sich sehr aufrecht hielt in seinem neuen Diesel-Polohemd und der neuen Diesel-Hose, ihre Hand umklammert hielt und mit großen Augen das Geschehen beobachtete – und dann sah sie hinüber zu Cathy, die auf der anderen Seite der Pergola stand, hinreißend in einem kornblumenblauen rückenfreien Kleid und mit ihrem neuen ultrafemininen Bubikopf.
    Mildreds eigenes Kostüm war aus champagnerfarbener Seide, und sie strahlte übers ganze Gesicht, während ihr geliebter zukünftiger Schwiegersohn sie zu ihrem Bräutigam führte. Auch er sah gut aus auf seine markante Art, mit seiner Hakennase und in seinem neuen grauen Anzug – der ausnahmsweise einmal nicht zerknittert aussah –, mit einer weißen Rose im Knopfloch, das silbergraue Haar elegant gekämmt und die Augen hinter seiner Brille nur auf sie gerichtet und von Wärme erfüllt.
    Ihr David.
    Sie hatten sich ihr Eheversprechen gegeben, waren von Richterin Helen Dawkins, einer alten Freundin des Bräutigams, zu Mann und Frau erklärt worden, hatten sich geküsst, bei den Händen gehalten, mit ihren Namen unterzeichnet, waren beglückwünscht und umarmt worden, hatten vor Glück gelacht und hätten beide um ein Haar Tränen purer Freude vergossen.
    Und jetzt feierten sie mit ihrer Familie und engen Freunden und aßen, tranken und tanzten.
    Saul tanzte mit Mel Ambonetti, einer einundzwanzigjährigen Studentin am Institut für Anthropologie der Universität von Miami, einer hochgewachsenen, blauäugigen Brünetten mit einer eleganten Adlernase und langen, glänzenden Haaren, die wippten, wenn sie sich bewegte. Sie waren seit drei Monaten zusammen. Sie war seit Langem die erste Frau, die an Saul herankam.
    Der ganze Becket-Clan war heute hier versammelt, zusammen mit guten Freunden und Nachbarn und auch einer Hand voll Cops: Martinez natürlich – der um kurz nach sechs angehetzt kam – und Beth Riley und Mike Alvarez, die beide im Laufe der Zeit auch zu Freunden des Bräutigams geworden waren.
    Keine Verwandten von Mildreds Seite waren gekommen. Ihre Eltern, die noch immer in Queens lebten, hatten ihr Fernbleiben mit ihrer Gebrechlichkeit entschuldigt. David hatte Mildred gefragt, ob sie in den Flitterwochen vielleicht gern nach New York City fliegen würde, aber Mildred hatte gesagt, sie würde sich ihre und Davids besondere Zeit von nichts und niemandem verderben lassen.
    »Obwohl es wirklich schade ist« – David hatte nicht lockergelassen, nachdem Boston als Reiseziel

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