Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
dort dasselbe zu tun, und dann auf die Veranda. Und dann rief sie Sam an.
»Kein Grund zur Beunruhigung, Detective«, beschwichtigte einer der Streifenpolizisten Sam, sobald er vorgefahren war. »Wir hätten Sie angerufen, wenn es einen gäbe.«
Der betreffende Wagen sei ihnen durchaus aufgefallen, berichtete der Polizist. Sie hätten den grauen Ford Fusion genau vor dem Haus der Beckets beobachtet, hätten gleich hinter der Kurve in der Straße geparkt und auch Grace’ Reaktion bemerkt.
Der Ford hatte sich in Bewegung gesetzt, sobald sie ins Haus gegangen war, und dann hatten sich die Cops selbst in Bewegung gesetzt und den Fahrer herausgewinkt.
Absolut harmlos.
»Nur ein Typ, der sich mit seiner Frau hier Häuser ansieht«, sagte der Polizist zu Sam. »Sie hatten einen ganzen Stapel mit ausgedruckten Unterlagen in ihrem Wagen. Sie waren verlegen, sagten, sie hätten nur ein Gefühl für die Insel bekommen wollen, interessierten sich dafür, was für Leute hier lebten, wie die Leute eben so sind, wissen Sie.«
»Klar.«
»Sie sagten, es täte ihnen wirklich leid, wenn sie die Dame erschreckt hätten, aber der Typ dachte, wenn er das Fenster herunterkurbeln und sie ansprechen würde, dann wäre sie vielleicht erst recht ausgeflippt.« Das Grinsen des Polizisten war entspannt. »Seine Worte.«
»Und die beiden sind sauber?«, fragte Sam.
»Aber sicher, Detective!«, parierte der Polizist.
»Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
Der Partner des Polizisten blickte etwas verlegen drein. »Mrs. Becket sah schon etwas nervös aus.«
Sam nickte. »Dazu hat sie auch allen Grund.«
20
Eine gute Nachricht gab es für Gail Tewkesbury.
Ein Abgleich von Andrew Victors Zahnschema hatte ergeben, dass er nicht der unbekannte Tote war. Ihre Besorgnis um ihn blieb allerdings unvermindert groß, zumal es noch zu früh war, um zu sagen, ob es eine Übereinstimmung von Victors DNA mit dem Herzen gab, das drei Tage nach seinem Verschwinden gefunden worden war.
»Nette Frau«, bemerkte Martinez, als Sam auflegte, nachdem er ihr versichert hatte, dass ihre Besorgnis um ihren Bekannten nach wie vor sehr ernst genommen würde.
»Sehr nett«, gab ihm Sam recht.
»Eine Verbindung weniger zu Cooper«, sagte Martinez.
Dieser spezielle Schwulen-Zusammenhang war damit vom Tisch.
Das hätte Sam bezüglich der Sicherheit seiner Familie vielleicht etwas beruhigen sollen, aber das tat es nicht, denn nach dieser Neuigkeit ließ sich eine polizeiliche Überwachung ihres Hauses nicht mehr so leicht rechtfertigen.
Niemand hatte behauptet, das Dingi mitsamt seinem Inhalt sei rein zufällig an ihrer Anlegestelle vertäut worden, aber der Fundort des zweiten Herzens hatte schließlich in gar keinem Zusammenhang zu ihnen gestanden. Hinzu kam Sams Befürchtung, Grace’ sichtliche Nervosität könnte manche Leute davon abhalten, seine Besorgnis so ernst zu nehmen, wie sie es sollten.
Erst recht jetzt, wo die Nachahmer-Theorie an Boden gewann.
Martinez musterte ihn aufmerksam. »Kann ich irgendwas für dich tun, Mann?«
»Schön wär’s.«
»Die Streife ist noch immer dort draußen«, sagte sein Freund.
»Vorläufig«, murmelte Sam.
Um kurz vor sechs gab es weitere Neuigkeiten von Ida Lowenstein aus dem Gerichtsmedizinischen Institut.
Eine DNA-Übereinstimmung.
Das zweite Herz – das im Swimmingpool des Fontainebleau gefunden worden war – gehörte zu ihrem unbekannten Toten.
Die Bearbeitung einer DNA-Probe in Miami-Dade dauerte im Allgemeinen ein ganzes Stück länger.
»Ich nehme an, Ida hat sich wieder mal für dich ins Zeug gelegt«, sagte Martinez.
Er behauptete ständig, die Dame hätte eine Schwäche für Sam – obwohl sie beide wussten, dass es Doc Sanders selbst war, der beim Labor Druck gemacht hatte, die Sache zu beschleunigen.
Es gab noch keine Leiche für das Herz, das vor dem Haus der Beckets gefunden worden war – diese mögliche DNA-Übereinstimmung steckte noch im Rückstau des Systems.
Und keine weiteren Vermisstenanzeigen, die bei der Identifizierung des unbekannten Toten helfen könnten.
»Ich hasse das!«, stöhnte Sam.
»Ich weiß, was du meinst«, stimmte Martinez ihm zu.
Sie hatten alle ein ungutes Gefühl bei namenlosen Opfern. Niemand konnte um sie trauern, und sie hatten keinen festen Anhaltspunkt, um die Täter zu verfolgen, geschweige denn, dem Verstorbenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Und in diesem Fall mit den verwirrenden, aber wenig überzeugenden Verbindungen zu Cal/Cooper ...
Sam
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