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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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die es können.«
    »Hatten Sie noch andere Gründe, Andy zu sagen, er solle vorsichtig sein?«, fragte Sam.
    »Er ist immer mit seinem iPod in den Ohren Fahrrad gefahren«, erklärte sie.
    »Hatte er den iPod an dem Abend dabei?«
    »Ich glaube schon. Jedenfalls habe ich ihn seitdem nicht mehr gesehen.« Sie schwieg einen Augenblick. »Andy ist einfach so gutgläubig«, fuhr sie fort. »Er ist schwul, aber er hat schon seit einer Weile keinen Freund mehr, und ich weiß, dass er in Clubs und auf Partys geht und gern mit fremden Leuten redet, und ich glaube, das kann gefährlich sein.«
    »Ich denke, da haben Sie recht«, nickte Sam.
    Gail Tewkesburys Zögern war spürbar.
    »Gibt es noch etwas, das Sie uns sagen wollen?«
    Sie rutschte verlegen auf ihrem Stuhl hin und her. »Ich fühle mich wie eine Verräterin.«
    »Wenn Ihr Bekannter nach Hause kommt«, sagte Sam, »und wir hoffen, das wird er, dann wird alles, was Sie uns heute sagen, unter uns bleiben.«
    »Okay.« Sie räusperte sich. »Andy suchte manchmal sexuelle Begegnungen.«
    »Wissen Sie, wohin er dafür ging?«, erkundigte sich Martinez.
    »Verschiedene Orte. Er hat mir nicht viel darüber erzählt, weil er wusste, dass es mich beunruhigte.«
    »Aber ein paar Dinge hat er Ihnen doch erzählt, oder?«, hakte Martinez nach. »Genug, damit Sie beunruhigt waren.«
    »Ich schätze schon.« Sie rieb sich unvermittelt mit den Handflächen übers Gesicht. »Ich sagte ja bereits, dass er gern in Clubs ging.«
    »In welche?«
    »Die Namen weiß ich nicht – nur dass sie in South Beach waren.« Sie seufzte stockend auf. »Manchmal ist er auch zum Strand gefahren, abends, um neue ›Freunde‹ zu finden.« Sie setzte das Wort mit dem rechten Zeigefinger in Anführungszeichen. »Das ist so gefährlich! Ich konnte es kaum ertragen, mir das anzuhören.«
    »Viele Leute tun dasselbe«, sagte Martinez sanft.
    »Das macht es auch nicht sicherer.« Gails Augen wurden feucht. »Armer Andy!«
    »Können Sie sich noch an irgendeinen bestimmten Ort erinnern, den er vielleicht erwähnt hat?«, fragte Sam. »Einen bestimmten Abschnitt des Strandes vielleicht?«
    »Er hat von den Dünen gesprochen.«
    »Immer in South Beach?«
    Jerome Coopers alte Jagdgründe.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Sie meinen also, er könnte es sein?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Sam.
    Die Knöchel an Gail Tewkesburys gefalteten Händen verfärbten sich weiß. »Können Sie mir deshalb kein Foto zeigen, weil irgendetwas mit seinem Gesicht passiert ist?« Auf einmal schossen ihr Tränen in die Augen. »Andy ist nicht eitel, aber er legt großen Wert auf sein äußeres Erscheinungsbild, wissen Sie?«
    »Die Leiche war im Meer«, sagte Sam sanft. »Deshalb.«
    Sie nickte. »Wie lange wird es dauern, bis Sie wissen, ob er es ist?«
    »Das lässt sich schwer sagen, Ma’am.«
    »Es kann dauern«, fügte Martinez hinzu.
    »Aber alles, was Sie uns gesagt haben, wird uns helfen«, sagte Sam.
    Es war nach halb zwölf, als sie endlich loskamen. Gail Tewkesbury hatte sie fast angefleht, Andrew Victors Zimmer mit Klebeband zu versiegeln, da sie den Gedanken nicht ertragen konnte, möglicherweise entscheidende Beweise könnten verloren sein, sollte es schlechte Neuigkeiten geben, aber ohne eindeutige Identifizierung hatten die beiden Detectives kaum mehr tun können, als einen kurzen Blick in das Zimmer zu werfen.
    Nichts, was auf Anhieb von Interesse oder Nutzen war, sprang ihnen ins Auge. Es gab keinen Computer, und Gail sagte ihnen, Andys Laptop sei wegen eines Virus abgestürzt und kaputtgegangen, sodass er sich, nachdem er bei der Bank aufgehört hatte, manchmal ihren geborgt hatte, den sie jederzeit gern inspizieren könnten. Sein Terminkalender enthielt eine Hand voll Namen und nur wenige Termine auf verschiedenen Seiten zwischen Januar und Mitte April, dazu ein paar künftige Pläne, diverse Geburtstagserinnerungen und Gedankenstützen, die für den Rest des Jahres notiert waren.
    Die Namen – allesamt ohne weitere Informationen notiert, ohne Hinweise darauf, wer die Leute dahinter sein könnten – waren hauptsächlich männliche Vornamen; nur wenige waren Nachnamen, darunter, wie Gail vermutete, der Name eines potenziellen Arbeitgebers, bei dem sich Andy im Februar vorgestellt hatte.
    Das Zimmer war ordentlich, aber nicht übertrieben, und es sah auch nicht so aus, als sei es kürzlich von jemandem geputzt worden, der vielleicht versucht hatte, Beweise zu vernichten.

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