Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Mann. »Genau darum geht es doch.«

27
    Gail Tewkesbury war tief erschüttert, aber sie war noch immer genau die intelligente, klarsichtige Person, die Sam und Martinez brauchten, um ihnen zu helfen. Sie blieb ruhig und kooperativ, während die Ermittlungsmaschinerie um sie herum anlief. Sie bot den Detectives Kaffee und Wasser an und begann dann noch einmal von vorn, ihnen alles über Andrew Victor und die Freundschaft, die sie ursprünglich bei der Starr Banking Corporation geschlossen hatten, zu berichten.
    Er war, wie sie ihnen jetzt enthüllte, gefeuert worden, nachdem er dreimal wegen Zuspätkommens verwarnt worden war und zuletzt seinen Vorgesetzten beschimpft hatte.
    »Er konnte so seine Launen haben, aber er war trotzdem der netteste Mann, der mir je begegnet ist«, erzählte Gail im Wohnzimmer. »Egal, ob ich bei irgendetwas Hilfe brauchte oder krank war oder einfach nur einen schlechten Tag hatte – Andy war immer für mich da, und ehrlich gesagt hatte ich ihn aufgrund seiner Schwächen vielleicht erst recht ins Herz geschlossen.« Sie zuckte schmerzerfüllt die Schultern. »Ich sagte Ihnen ja bereits, dass er behauptete, ich würde ihn manchmal ein bisschen bemuttern, aber das hatte er gern – vielleicht, weil seine eigene Mom nicht gerade einfach war.«
    »Wie viel hat er Ihnen über seine Familie erzählt?«, fragte Sam.
    »Nur, dass es nicht allzu gut lief, als er sein Coming-out hatte. Sein Dad wurde wütend, und seine Mom wohl hauptsächlich verlegen. Er sagte, sie seien beide erleichtert gewesen, als er wegzog.«
    »Seine Schwester Anne fliegt heute her«, informierte Martinez sie.
    »Ich weiß«, nickte Gail. »Sie hat mir gleich eine SMS geschickt. Ich habe sie nie kennengelernt, aber ich nehme an, sie muss völlig aufgelöst sein. Es hat Andy so viel bedeutet, dass sie die Verbindung zu ihm aufrechterhielt.« Sie schwieg einen Augenblick. »Meinen Sie, Sie könnten dafür sorgen, dass sie das erfährt? Nur für den Fall, dass ich sie nicht kennenlerne.«
    »Ich nehme an, das werden Sie«, sagte Sam.
    »Wir werden es ihr trotzdem sagen«, versprach Martinez.
    Andrew Victors Schlafzimmer förderte nichts weiter zu Tage, was von offensichtlicherem Interesse war als in der Woche zuvor, als sein Bewohner noch ein Vermisster und kein Mordopfer gewesen war.
    Keine Liebesbriefe, kein Versteck mit Fotos, erotischen oder anderen. Keine illegalen Drogen, keine rezeptpflichtigen Medikamente, die man hätte missbrauchen können. Keine Briefe mit Drohungen oder auch nur Vorwürfen von Liebhabern, derzeitigen oder verflossenen. Nur das ordentlich aufgeräumte Zimmer eines jungen Mannes, den seine Vermieterin und Freundin für einen »absolut süßen Typen« hielt.
    »In seinem Papierkorb ist nichts«, sagte Sam zu Gail. »Haben Sie ihn ausgeleert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das muss Andy getan haben, bevor er ausgegangen ist.«
    Die Müllabfuhr war seitdem längst da gewesen.
    Sie suchten genauer, aber sie fanden kein Handy oder Adressbuch. Sie nahmen sich den Terminkalender, den sie beim letzten Mal nur flüchtig durchgesehen hatten, mit den wenigen Namen, denen sie nachgehen konnten, aber kaum etwas sonst, was ihnen weiterhelfen könnte; Termine, die ein Date oder vielleicht sogar eine mögliche sexuelle Begegnung gewesen sein konnten oder auch nicht, aber ohne hilfreiche Anmerkungen, weder im Vorfeld noch im Nachhinein. Und es gab nur die vergangenen vier Monate zu überprüfen, da ein Terminkalender des vergangenen Jahres bislang noch nicht aufgetaucht war.
    »Kein ›Liebes-Tagebuch‹-Typ«, bemerkte Martinez.
    »Umso schlimmer«, sagte Sam.
    Selbst wenn sie irgendwelche der auf diesen Seiten erwähnten Männer ausfindig machen sollten, würden sie sich vermutlich als irrelevant für die Ermittlung erweisen. Denn es war eher anzunehmen, dass Andrew Victor seinem Mörder auf der Straße oder an einem Strand oder auf einer privaten Party oder in einem Nachtclub über den Weg gelaufen war – eine Begegnung, die, wo immer sie stattgefunden hatte, dem armen Andy keine Möglichkeit gegeben hatte, den Namen der Person in seinem Terminkalender festzuhalten.
    Sie setzten sich wieder zu Gail, gingen jeden einzelnen Eintrag mit ihr durch, aber sie war ihnen zuvorgekommen und hatte bereits selbst eine Liste mit Namen erstellt.
    »Das sind nach meiner Erinnerung alle, die Andy je erwähnt hat.« Sie reichte ihnen die Liste. »Auch wenn ich vermutlich ein paar Leute vergessen habe – mein Gehirn ist nur noch

Weitere Kostenlose Bücher