Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
vierzehn bekam das Einsatzteam Wind von einer weiteren Vermisstenanzeige, die bei ihnen die Alarmglocken läuten ließ.
Ricardo Torres, neunzehn Jahre alt, aus Hallandale Beach, war von seiner Mutter, Mrs. Lilian Torres, als vermisst gemeldet worden, nachdem ihr Sohn die vierte Nacht in Folge nicht nach Hause gekommen war. Mrs. Torres sagte aus, sie wisse, dass Ricardo zwei Samstage zuvor, am 24. April, auf eine Party gegangen sei, sie wisse jedoch nicht, wer ihn eingeladen hätte oder wo die Party gewesen sei.
Die Aussage war von der örtlichen Polizei aufgenommen worden, und falls es Anlass gab, einen schlimmen Grund für das Verschwinden des jungen Mannes zu vermuten, dann würde jedes Verbrechen in die Zuständigkeit von Broward County fallen.
Daher konnten sie von Glück reden, dass die Information überhaupt bis zum Department für Gewaltverbrechen des MBPD durchgedrungen war, aber jetzt hatten sie sie, und um halb sechs waren Sam und Martinez in der Wohnung der Familie Torres, nicht weit vom Hallandale Beach Boulevard.
Mrs. Torres war eine rundliche Frau mit dunklen, beunruhigten Augen, aber sie nahm sich die Zeit, die beiden Detectives auf ihren schmalen Balkon zu bitten, und bot ihnen frische Limonade und selbst gebackene Kekse an.
»Das ist wundervoll«, sagte Sam zu ihr. »Wir werden nicht oft so verwöhnt.«
»Vielleicht möchten Sie lieber Kaffee?« Lilian Torres war sehr bemüht, ihnen die richtige Art Gastfreundlichkeit zukommen zu lassen. »Ich hätte Sie fragen sollen.«
»Ma’am, es ist alles wunderbar so«, versicherte ihr Martinez.
»Ich kann Ihnen sagen, ich war von Anfang an nervös«, kam Mrs. Torres sofort auf ihre Befürchtungen zu sprechen, »weil er mir nichts von dieser Party sagen wollte, denn im Allgemeinen sagt mir mein Ricardo immer, wohin er geht. Aber wenn er irgendwohin will und denkt, dass es mir nicht gefallen könnte, dann ist es, als ob über seinen Augen ein Rollladen heruntergeht, und dann kann ich nichts dagegen machen.«
»Ist Ricardo Student, Mrs. Torres?«, fragte Martinez.
»Nicht mehr. Er arbeitet in einem Schuhgeschäft in Aventura, in der Mall.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn sein Vater noch bei uns wäre, dann würde Ricardo noch aufs College gehen, und dann hätte er nicht das Gefühl, einfach so verschwinden zu können.«
»Wo ist Ricardos Vater denn?«, fragte Sam.
»Weg«, sagte sie nur. »Ich weiß nicht, wohin.«
»Könnte Ricardo es wissen?«
»Nein.«
»Das heißt, es besteht nicht die Möglichkeit, dass Ihr Sohn bei seinem Dad ist?«, erkundigte sich Martinez.
»Es sei denn, er hat mir auch das verheimlicht.«
»Hat Ricardo irgendwelche engen Freunde?«, fragte Sam.
»Keiner von ihnen weiß, wo er steckt.«
»Was ist mit einer Freundin?«, hakte Martinez nach.
Die beste Art, die ihm einfiel, um zu fragen, ob der junge Mann schwul war.
»Nein«, sagte Mrs. Torres.
Martinez’ Einschätzung der Situation, als sie das Gebäude verließen, war, dass Ricardo Torres vielleicht gar nicht vermisst war.
»Dad zahlt keinen Unterhalt, Mom hat ihr Kind nicht im Griff.«
»Ich weiß nicht«, sagte Sam. »Er ist seit zwölf Tagen verschwunden.«
Er hatte noch andere Dinge oben in der Wohnung der Familie Torres gesehen: Fotos eines Jungen mit süßen, dunklen Augen und einer Haut, die ein paar Töne heller als seine eigene war, aber dennoch dunkel, und vielleicht, vielleicht auch nicht, hetero. Aber auf jeden Fall die Art, die Jerome Cooper gern hasste.
Die er gern verstümmelte und zerstörte.
Ein junger Mann, dessen natürliches Streben nach Unabhängigkeit ihn vielleicht genau in die Arme von Cal dem Hasser getrieben hatte.
Oder vielleicht auch nicht.
»Ich hoffe bei Gott, du hast recht«, sagte er zu seinem Partner, als sie wieder in den Chevy stiegen.
Martinez erinnerte sich noch, wie Coopers frühere Opfer ausgesehen hatten, und nickte.
»Ich auch.«
42
Grace’ Handy klingelte am Donnerstagabend um achtzehn Uhr siebenundvierzig.
Sam hatte vor einer Weile angerufen, um ihr zu sagen, er würde spät arbeiten, Daniel aß mit Kunden zu Abend, und Mike würde auf eine Party gehen, aber der Rest des Clans war zu Hause. Grace hatte Joshua gebadet und zu Bett gebracht, und Cathy hatte angeboten zu kochen, und bald würde Claudia eine Flasche Napa Sauvignon Blanc aufmachen ...
Sie nahm ab.
»O Grace, Gott sei Dank!«, sagte Sara Mankowitz.
Ihre Stimme überschlug sich vor Stress, was nur heißen konnte, dass Pete, Grace’ junger
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