Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
wie in Zeitlupe und Zeitraffer zugleich abzulaufen schien.
Es begann, als sie zwischen den Palmen herauskamen.
Pete hielt ihre Hand fest umklammert. Seine Angst war spürbar, obwohl die einzige andere Person in Sicht seine Mutter war, die am anderen Ende der Straße aus dem Toyota stieg. Ihre Körpersprache war anfangs zögerlich, während sie die Reaktion ihres Sohns abwartete, dann hoffnungsvoller, die Arme nach ihm ausgestreckt.
»Bereit für die große Umarmung?«, fragte Grace Pete leise.
»Mhm«, sagte er etwas heiser, voller Sehnsucht danach.
Er ließ Grace’ Hand los, machte sich bereit, auf Sara zuzulaufen.
Und dann hörten sie es beide.
Ein dröhnendes Motorengeräusch.
Das aus dem Dunkeln links von ihnen kam.
Und dann ein VW-Käfer-Cabrio, mit offenem Verdeck, das sich ganz langsam bewegte.
Ein Mann saß am Lenkrad.
»Das ist er«, schrie Pete und klammerte sich an Grace fest.
Er sah Charlie.
Auch Grace sah den Mann.
Wusste, wer er war.
Nicht Charles Duggan.
Und in einem winzigen, ruhigen Moment inmitten ihrer eigenen wachsenden, wilden Angst wusste sie, was sie zu tun hatte.
»Pete, geh zu deiner Mom!«, sagte sie zu ihm.
Sie konnte seine verängstigten, fragenden Augen eher spüren als sehen.
Sie holte einmal tief Luft. »Sara«, rief sie, »Sie müssen Pete nehmen und wegrennen! «
»Was ist denn los?« Die andere Frau war nur ein paar Schritte entfernt.
»Sara, das ist nicht Charlie, glauben Sie mir.« Sie schubste Pete hart auf seine Mutter zu. »Pete, lauf sofort zu deiner Mommy, und dann rennt ihr beide weg!«
Der Junge setzte sich in Bewegung, rannte los, erreichte seine Mutter, und Sara starrte Grace einen Augenblick lang an, dann schnappte sie sich die Hand ihrer Sohns und tat, was man ihr gesagt hatte, wandte sich ab und rannte los, vorbei an dem Toyota. Dann zögerte sie, sah noch einmal zurück.
» Rennen Sie einfach weg!«, brüllte Grace. »Laufen Sie zurück zum Highway, zu anderen Leuten! «
Der VW blieb stehen.
Grace’ Angst steigerte sich zu Entsetzen. Sie lief los, erreichte ihren Wagen, riss die Tür auf, stieg mit hämmerndem Herzen ein, knallte die Tür zu und tastete nach dem Zündschlüssel.
Er öffnete seine Tür, stieg aus.
Zu weit entfernt, zu sehr in Dunkelheit gehüllt, um ihn deutlich erkennen zu können, aber sie wusste, wer er war, o mein Gott, sie wusste es.
Jerome Cooper – Cal der Hasser – Saras »Freund« Charlie – bahnte eine Beziehung mit Sara Mankowitz an, terrorisierte ihr verletzliches Kind, nur um an Grace heranzukommen, und der neue, abscheuliche Beweis für die Bosheit dieses Mannes erfüllte sie mit purem Entsetzen und Abscheu.
Ihr Wagen sprang nicht an.
Und er kam auf sie zu.
Kam langsam näher.
Sie verriegelte ihre Türen, drehte den Zündschlüssel ein zweites Mal, und der Motor sprang an.
Er kam noch immer näher, war jetzt nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt, und Grace starrte in ihren Rückspiegel hoch, aber hinter ihr war alles pechschwarz, und jetzt stand er genau vor dem Toyota, genau davor, daher legte sie den Rückwärtsgang ein – es war noch immer zu dunkel, um etwas zu erkennen, aber sie trat das Pedal trotzdem durch und spürte fast im selben Augenblick einen dumpfen Schlag, ein entsetzliches Knirschen, als sie mit irgendetwas zusammenstieß.
»O mein Gott.«
Sie legte wieder den Leerlauf ein, aber der Mann stand noch immer einfach nur da. Sein Gesicht war kaum zu erkennen, so nah war er, und sein Körper schluckte das grelle Licht der Scheinwerfer des Toyotas, und es gab kein Entrinnen von ihm, diesem Dreckskerl, der schon so vielen Menschen so viel Leid angetan hatte, einem bösen Mann, der ein Kind benutzte, um an sie und ihre Familie heranzukommen, und sie würde nicht zulassen, dass er Pete noch mehr wehtat, sie würde nicht zulassen, dass er weiter tötete ...
»Geh weg von mir!«, brüllte sie.
Er beugte sich zu ihrer Windschutzscheibe vor, und sie ließ den Motor aufheulen, aber er schien sich nur noch weiter vorzubeugen, schien immer größer, immer bedrohlicher zu werden.
Sie legte den Vorwärtsgang ein.
Auf einmal flutete alles wieder durch ihren Verstand, Erinnerungen und Bilder, die sie verzweifelt auszulöschen versucht hatte: Cooper, der Joshua aus seinem Kinderbettchen stahl, ihn mit Medikamenten vollpumpte ... Als sie sah, wie Coopers Boot explodierte, und dachte, ihr kleiner Sohn wäre tot ...
Sie würde nicht zulassen, dass er ihr, ihrer Familie noch einmal etwas antat
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