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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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des jungen Mannes hatte ihnen Haare und eine Zahnbürste zur Verfügung gestellt.
    »Leider ja«, bestätigte Martinez.
    Sams Stimmung sackte ab.
    Er dachte an Lilian Torres, an den dunkeläugigen jungen Mann.
    »Die Broward-County-Kollegen waren schon bei seiner Mom«, informierte ihn Martinez.
    Es war ihr Fall, nahm Sam an. Denn auch, wenn Torres’ Herz in Miami-Dade abgelegt worden war, war es im Augenblick genauso gut denkbar, dass das Verbrechen in der Nähe des Wohnorts des Opfers begangen worden war.
    Es sei denn, die Miami-Beach-Detectives bewiesen das Gegenteil.
    In der nächsten halben Stunde erreichte Sams Stimmung ihren Tiefpunkt. Er stauchte jeden zusammen, der in seine Nähe kam – selbst Martinez, als dieser ihm zu sagen versuchte, er solle locker bleiben. Aber erst, als Mike Alvarez ihn aufforderte, aus dem Büro zu verschwinden, wurde Sam klar, wie er sich benahm. Und er entschuldigte sich.
    »Schon gut«, beruhigte der Lieutenant ihn. »Es ist spät am Freitag, und du bist die letzten vierundzwanzig Stunden durch die Hölle gegangen. Du musst dir eine Auszeit nehmen. Wenn du deinen Job nicht machen kannst, Sam, dann bist du keinem von uns eine Hilfe. Grace am allerwenigsten.«
    Zum ersten Mal seit Langem war sich Sam nicht sicher, ob er seiner Aufgabe gewachsen war oder es in absehbarer Zeit sein würde.
    Regeln, Routinen, Methoden, Berichte.
    Alles konnte ihm gestohlen bleiben, bis auf zwei Dinge.
    Erstens: Cooper schnappen.
    Zweitens: eine Möglichkeit finden, Grace zu helfen.
    Alles andere war egal.

64
    Sie sah ihr eigenes Gesicht in den Fernsehnachrichten.
    Robbie, der in einer der Nischen fernsah, bemerkte, wie sie hinter ihm stand, und griff nach der Fernbedienung.
    »Schon gut«, sagte Grace zu ihm.
    Sie war sich nicht sicher, ob die Geschichte echter oder weniger echt dadurch wurde, dass sie sie auf dem Bildschirm sah.
    Sie zeigten noch keine Fotos von Charles Duggan, und noch keine Verwandten, die weinten oder über ihren Verlust redeten.
    Robbie schaltete den Fernseher trotzdem aus, stand auf und sah sie an, und er dachte, er hätte sie noch nie so zerbrechlich gesehen.
    »Was kann ich für dich tun, Tante Grace?«
    »Einfach du selbst sein, Robbie.«
    Woody kam von hinten an sie heran, mit wedelndem Schwanz, wollte Gassi gehen, dicht gefolgt von dem Spaniel.
    Grace wuschelte durch sein Fell. »Nicht jetzt, Woody!«
    »Keine Sorge«, sagte Robbie. »Ich war mit den beiden vor einer Weile draußen.«
    Und Claudia hatte Joshua sein Abendessen gegeben, ihn gebadet und zu Bett gebracht, und Grace hatte schon jetzt das Gefühl, nicht mehr benötigt zu werden.
    Vielleicht war es besser so.
    Falls sie ins Gefängnis kam.

65
    8. Mai
    Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihr irgendeine Nacht noch länger oder dunkler vorkommen könnte als die letzte. Und doch erschienen ihr die Stunden, die sie in diesem großen, bequemen Bett mit Sam an ihrer Seite verbrachte, allenfalls noch länger und schmerzlicher.
    Er passte auf sie auf, sie konnte es spüren, die ganze Zeit.
    »Du musst dich ausruhen«, sagte sie irgendwann gegen drei zu ihm. »Es geht mir gut.«
    »Mir auch«, erwiderte er.
    Lügner, alle beide.
    »Wenn du reden willst«, hatte er vor einer Weile gesagt, »ich bin hier.«
    »Ich glaube nicht, dass ich reden will«, hatte sie ihm geantwortet. »Ich glaube nicht, dass ich es kann.«
    »Das wirst du schon noch.«
    »Ich weiß.«
    Nur dass diese Sache durch Reden nicht besser werden würde, nicht verschwinden oder ungeschehen gemacht werden würde.
    Sie war Psychologin, und sie kannte sich aus mit den Prozessen, wusste, was für ihre eigene langfristige Heilung nach dem Trauma, einen anderen Menschen getötet zu haben, nötig war. Sie kannte die »Symptome«, mit denen sie zu rechnen hatte, und sie wusste besser als die meisten anderen, dass sie sich behandeln lassen konnte, dass es Hilfe gab.
    Falls sie sie verdient hatte.
    Aber sie hatte sie bestimmt nicht verdient.
    Diese Gedanken waren natürlich ebenfalls »symptomatisch«, und auf einmal, während sie neben Sam dalag, der so hilflos war mit seinem eigenen Schmerz und seiner Angst um sie, wollte sie sich am liebsten anschreien, denn was nützte ihr ganzes Psychologiestudium jetzt noch irgendwem? Es nützte weder Sam noch ihrem Sohn oder Cathy ...
    Oder Charlie Duggan.
    Die Erinnerung durchzuckte sie heftiger als jede noch so klare Blitzlichtaufnahme. Sie war wieder dort, in dem Wagen, sah ihn wieder, trat wieder mit dem

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