Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Martinez ihn nüchtern. »Wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Selbst wenn sich Duggan als ein richtig mieses Schwein herausstellt, heißt das nicht, dass der Richter sagen wird, es sei schon okay gewesen, dass sie ihn mit ihrem Wagen umnietet.«
»Vielleicht doch, wenn sie wirklich bedroht wurde«, stellte Sam fest. »Notwehr.«
»Das müssen wir immer noch beweisen«, sagte Martinez.
68
David und Mildred kamen am frühen Abend aus New York City am Flughafen Miami International an. Saul und Cathy wurden hingeschickt, um sie abzuholen.
Und die Nachricht zu überbringen.
»Können wir es ihnen nicht noch ein bisschen länger verschweigen?«, hatte Grace Sam kurz davor gefragt. »Es erscheint mir so grausam, ihnen ihre Heimkehr so zu verderben.«
»Und was, wenn sie es schon irgendwo anders gehört haben?«, hatte Sam sanft erwidert.
Und Grace war ein bisschen zusammengesackt und hatte eingelenkt.
»Sam hat gesagt, wir sollen euch nach Hause fahren«, sagte Saul zu den beiden Frischvermählten, die noch unter Schock standen.
Cathy hatte sie zu überreden versucht, sich zu setzen, einen Kaffee oder etwas Stärkeres zu trinken, aber weder David noch Mildred wollten etwas davon wissen.
»Wir fahren nicht nach Hause«, sagte David entschlossen. »Wir kommen mit euch mit zu Claudia.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Grace das will«, gab Cathy zu bedenken.
»Ich weiß auch nicht, was sie will«, entgegnete David. »Aber was sie bekommen wird, das ist unsere Liebe und Unterstützung.«
»Und zwar bedingungslose«, fügte Mildred hinzu.
David nahm ihre Hand, und sie umklammerte sie fest.
»Scheußliche Heimkehr«, stellte Saul fest.
»Wir hatten die Flitterwochen«, sagte Mildred. »Jetzt kommt die Ehe.«
Nach den Begrüßungen, Umarmungen und ein paar Tränen gab es wieder ein Familienessen, und dann fuhr Sam sie zurück nach Golden Beach.
Er hatte das Haus schon ein paarmal überprüft, aber er wollte sich noch einmal umsehen, um sich zu vergewissern, dass wirklich alles sicher war. Daniel hatte versucht, sie zum Bleiben zu überreden, obwohl Névé jetzt schon recht voll war, aber keiner der beiden Beckets senior war bereit gewesen, den Vorschlag auch nur in Erwägung zu ziehen.
»Ihr werdet hin und wieder einen Streifenwagen bemerken«, sagte Sam unterwegs zu ihnen. Er warf von der Seite einen Blick auf seinen Vater, wartete auf Widerworte. Davids Lippen spannten sich tatsächlich für einen Moment an, aber das war alles. Sam nahm an, dass er an Mildreds Leid in den Händen Cals des Hassers zurückdachte.
»Eins noch, Dad«, sagte Sam.
Diese Neuigkeit würde, wie er wusste, nicht so leicht aufgenommen werden.
»Ich habe mir erlaubt, eine Alarmanlage installieren zu lassen.«
Er hörte, wie sein Vater scharf einatmete, aber dann streckte Mildred eine wettergegerbte Hand von hinten aus und tätschelte die Schulter ihres Mannes, und David riss sich wieder zusammen.
»Ich denke, das ist eine sehr gute Idee«, mischte Mildred sich ein.
»Dad?«, fragte Sam. »Ist dir das recht?«
»Habe ich denn eine Wahl?«
»Sie ist bereits installiert«, erwiderte sein Sohn, »also eigentlich nicht.«
»Ich kann mich immer noch entscheiden, das verdammte Ding nicht zu benutzen«, knurrte David.
Mildred lächelte sanft. »Er wird es benutzen.«
Oben in Névé, wo sie auf Sams Rückkehr wartete, dachte Grace, dass sie es nie für möglich gehalten hätte, von all ihren Lieben umgeben zu sein und sich dennoch so allein zu fühlen.
Sie waren alle so wie immer zu ihr gewesen. Hatten jedes Wort bedingungsloser Liebe ernst gemeint, und ihr Lächeln war so warmherzig wie immer gewesen.
Und doch war sie innerlich eiskalt.
Trotz der Freundlichkeit ihrer Familie fühlte sie sich wie eine Aussätzige. Ihr Verbrechen erschien ihr mit jedem Tag, der verstrich, unverzeihlicher.
Sie wusste, dass Jerry Wagner irgendeine Möglichkeit zu finden versuchte, um auf nicht schuldig zu plädieren, dass er hoffte, ihr das Gefängnis oder eine Anstalt zu ersparen. Und sie wusste, dass sie ihrer Familie zuliebe alles tun musste, um ihm zu helfen.
Aber sie war sich nicht wirklich sicher, dass sie das konnte.
Denn sie hatte es verdient, bestraft zu werden.
69
9. Mai
Dasselbe Foto von Duggan, das Sara Mankowitz Sam gegeben hatte, erschien am Sonntag in den Zeitungen, mit einem Aufruf an alle, die das Opfer erkannten, sich mit weiteren Informationen zu melden.
Und andere Fotos.
Die für Grace neu waren. Eines von ihr
Weitere Kostenlose Bücher