Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Washington Avenue bekommen.
Ein Segen, für den er dankbar sein sollte.
Sein Telefon klingelte.
»Mein Gott, du bist ja beliebt!«, grinste Martinez.
»Dave Rowan«, sagte eine schroffe Stimme, »mit etwas, was du dir vielleicht ansehen willst.«
Detective Dave Rowan vom Morddezernat des Sheriffs von Broward County war jetzt für den Torres-Fall zuständig. Sie hatten vor einigen Jahren ein paarmal mit ihm zu tun gehabt. Rowan wusste über Sams persönliche Geschichte mit Jerome Cooper, ganz zu schweigen von den derzeitigen Schwierigkeiten seiner Familie, genauso gut Bescheid wie die meisten der hiesigen Cops.
»Wir sind ein paar Beschwerden und Festnahmen wegen Partylärm in der Nacht des 24. April nachgegangen.« Der Nacht, in der Lilian Torres ihren Sohn bei einer Party glaubte. »Für uns selbst war nicht viel dabei, aber offenbar fand drüben in Wynwood in einem leer stehenden Lagerhaus eine ziemlich wilde statt.«
»Okay.« Sam wartete auf mehr.
»Ich schicke dir gleich einen Link«, sagte Rowan zu ihm. »Jemand hat auf YouTube ein Video eingestellt, das auf der Party gedreht wurde. Da herrscht ein Riesentrubel, aber ein paar Leute sind mir doch aufgefallen.«
»Torres?«
»O ja.«
»Und Cooper?« Sams Puls beschleunigte sich.
»Ich denke, das solltest du dir besser selbst ansehen«, sagte Rowan.
71
Wenn Magda Shrike eine Stunde erübrigen konnte, dann nahm sie sich sonntags gern eine Pause von ihrem Papierkram, um einen späten Brunch zu sich zu nehmen und die Zeitungen durchzusehen.
Ihre erste Reaktion, als sie die Fotos von Grace auf der Titelseite des Herald sah, war Entsetzen. Sie hatte gestern Abend kurz mit ihrer Freundin gesprochen, hatte die Flut von Emotionen in ihrer Stimme gehört – am deutlichsten davon die Scham.
Sie hatte viel zu ertragen, zu viel. Und sobald Grace bereit war, professionelle Unterstützung anzunehmen, würde Magda alles tun, was sie konnte, um ihr zu helfen, diese Sache durchzustehen.
Aber noch war Grace nicht bereit, noch lange nicht, und die Erfahrung hatte beide Frauen gelehrt, dass ein gewisser Schmerz ertragen werden musste, verarbeitet oder einfach nur überlebt werden musste, bevor professionelle Hilfe etwas nützen konnte.
Grace’ Miene auf dem Foto, das vor dem Gerichtsgebäude aufgenommen worden war, erfüllte Magda mit tiefem Kummer.
Und doch waren die Bilder ihrer Freundin nicht das Einzige, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, als sie die Zeitung sah.
Es war das Bild des Opfers, Charles Duggan.
» Wenn Sie diesen Mann kennen, rufen Sie bitte die Hotline an ... «
Magda war sich fast sicher, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben.
Sie konnte sich nur nicht daran erinnern, wo.
Jetzt lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen, versuchte allen mentalen Müll außen vor zu lassen und diese Erinnerung hervorzuholen ...
Nichts Konkretes.
Obwohl sie so ein unbestimmtes Gefühl hatte, dass es eine Verbindung zu einer der Zeitschriften geben könnte, für die sie gelegentlich einen Beitrag verfasste. Ihr jüngster Artikel unter der Überschrift »Die Angst und darüber hinaus« war vor einem Monat in der Zeitschrift Grundkurs Psychologie erschienen und hatte mehrere Besprechungen mit einer Lektorin in ihren Büroräumen am Biscayne Boulevard erfordert.
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte, und sie ließ den Anrufbeantworter angehen.
Hörte, dass es ein Patient war. Klang dringend.
Sie nahm ab. »Hier spricht Dr. Shrike.«
Sie faltete die Zeitung mit der linken Hand zusammen und legte sie beiseite.
Vielleicht würde es ihr später wieder einfallen.
72
Tom O’Hagen hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden immer wieder bei Toy angerufen.
Hatte manchmal eine Nachricht hinterlassen.
Wurde immer aufgeladener.
»Wo zum Teufel steckst du?«
Und dann, heute Morgen, bei einem späten Frühstück, hatte er es gesehen.
Das Foto.
Zweimal. Im Fernsehen und in der Zeitung.
Daher hatte er aufgehört, bei Toy anzurufen.
Gottverdammter Idiot!
»Scheiße«, sagte er jetzt.
Sah auf sein halb gegessenes Frühstück.
Der Appetit war ihm vergangen.
Scheißtrottel!
73
Sie saßen vor Sams PC und gingen das YouTube-Video durch.
Suchten nach Cooper.
Beide bis zum Äußersten angespannt.
Sie sahen Ricardo Torres.
Jung und lebendig, mit funkelnden Augen.
Wie er mit jemandem redete.
Einem anderen Mann.
»Was zum ...?«
Sam sah ihn etwa eine Achtelsekunde vor Martinez.
Nicht Cooper.
Jemand völlig anderes.
Der
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