Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Sam.
Alvarez hob eine Augenbraue. »Vergessen Sie’s!«
»Der Typ hat eine falsche Identität benutzt!«
»Bei ihm wurde kein gefälschter Ausweis gefunden.«
»Bei ihm wurde gar kein Ausweis gefunden. Er hat sich Sara Mankowitz und ihrem Sohn als Charles Duggan vorgestellt. An jenem letzten Tag hat er behauptet, er würde am Meereslabor der Universität auf Virginia Key arbeiten.«
»Hörensagen«, kommentierte der Lieutenant.
»Ich nehme an, es steht in ihrer Aussage«, beharrte Sam. »Und angesichts der Tatsache, dass sie eine mögliche Zeugin der Anklage gegen Grace ist, könnte uns das nicht zu einem Durchsuchungsbefehl verhelfen?«
»Es ist immer noch Hörensagen«, wiederholte Alvarez. »Bianchis Eltern sind informiert. Sie sind auf dem Weg von Fort Myers hierher, um ihn zu identifizieren.«
»Bianchi hat Sara Mankowitz als Charles Duggan erzählt, sein Vater wäre tot und seine Mutter würde in North Miami leben.«
»Wieder Hörensagen«, entgegnete der Lieutenant. »Wenn Mr. Bianchis Eltern nicht kommen würden, um ihn zu identifizieren, dann hätten wir vielleicht einen Durchsuchungsbefehl beantragt, um an weitere Informationen zu kommen, die seine Identität bestätigen könnten, aber ...« Er schüttelte den Kopf.
»Was ist mit dem You Tube-Video? Wir könnten YouTube vorladen, um festzustellen, wer es eingestellt hat, und die betreffende Person dann vorladen, deren Aussage ein hinreichender Grund für den Durchsuchungsbefehl wäre.«
Alvarez runzelte die Stirn. »Im Torres-Fall vielleicht.«
»Der Browards Fall ist! Verdammt!«
»Bleib entspannt, Sam!«
»Ich versuch’s, glaub mir.«
»Ich weiß.« Alvarez war selbst Detective für Gewaltverbrechen gewesen. Er kannte die Arbeit und die damit verbundene Frustration. Persönlich verspürte er durchaus Mitgefühl mit Sam, aber ihm waren die Hände gebunden.
»Der Typ«, beharrte Sam, »hat Grace vor diesem Abend vermutlich wochenlang verfolgt.«
»Vermutlich«, betonte Alvarez. »Grace ist ein paarmal ein rotes VW-Käfer-Cabrio aufgefallen.«
»Und zufällig hat er an dem Abend, an dem Ricardo Torres verschwand und ermordet wurde, mit ihm gesprochen.« Sams Frustration schlug in Wut um. »Ich bitte dich! Wir müssen uns seine Bude ansehen.«
»Das wird nicht passieren, Sam.« Alvarez war freundlich, aber unbeirrbar. »Richard Bianchi ist im Augenblick ein Opfer. Allem Anschein nach hat er sich seinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Redakteur verdient, und alles Gegenteilige, was du hast, ist, dass er dieselbe Party besucht hat wie ein Mordopfer. Und es mag ja sein, dass er gegenüber einer Frau, die er in einem Café angesprochen hat, einen anderen Namen verwendet hat. Er ist Schriftsteller – vielleicht hat er sich so seine Inspiration geholt.«
»Er hat diese Frau gezielt angesprochen, weil Grace ihren Sohn behandelt hat.«
»Dafür hast du keinen Beweis.«
»Das Durchschnittsalter auf dieser Party war neunzehn. Bianchi war achtundzwanzig.«
Alvarez zog eine Grimasse. »Dafür kann ich einen Typen nicht festnehmen. Und schon gar nicht einen toten Typen. Es tut mir leid, Sam, glaub mir.«
»Und in der Zwischenzeit muss Grace weiterhin in dieser Hölle leben.«
»Bis du irgendetwas findest, was für einen Richter stichhaltig genug ist.« Alvarez sah bei Weitem zu viel Emotion in den Augen des anderen Mannes. »Du musst diese Fälle voneinander trennen, Sam. Der Mord an Victor ist deiner, und ich bin sicher, es gibt Hoffnung auf Kooperation mit Broward im Fall Torres. Aber Grace’ Fall ist eine völlig andere Geschichte, und solange du nicht irgendwelche schlüssigen Beweise für Bianchis Verstrickung in diese Morde findest, musst du dich einfach von allem und jedem fernhalten, der damit zusammenhängt.«
Sam gab keine Antwort.
»Geh zu Martinez, Sam, und tu, was du am besten kannst.«
Sam erhob sich langsam.
»Dürfen wir wenigstens einen Blick in Bianchis Leben werfen?«
»Wenn ihr Jungs wirklich glaubt, er könnte in diese Morde verstrickt sein, dann wäre ich besorgt, wenn ihr es nicht tun würdet.« Alvarez schwieg einen Augenblick. »Aber wenn irgendjemand mit Mr. Bianchis Familie spricht, Sam, dann kannst das nicht du sein.«
»Ich weiß.«
»Pass bloß auf!«, warnte der Lieutenant ihn. »Vergiss nicht: Wenn du bei diesen Leuten einen falschen Schritt tust, dann wird Grace es abkriegen.«
»Wir müssen uns diesen VW genauer ansehen«, sagte Sam zu seinem Partner.
»Hast du nicht gesagt, da ist Grace’ Anwalt
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