Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Name lässt mir irgendwie keine Ruhe.«
»Okay.« Mike nickte. »Hast du je Der Schakal gesehen?«
»Na klar! Das Original. Und ich habe das Buch gelesen.«
»Könnte sein, dass du dich an noch etwas daraus erinnerst«, sagte Mike. »Es ist wie eine Verschmelzung zweier Namen, aber dieselbe Figur.«
Sam hatte es schon halb begriffen. »Der Deckname des Schakals?«
» Zwei Decknamen.« Mike grinste. »Etwas, das ich mit meinem Dad gemeinsam habe. Wir sind beide Filmfreaks.« Er fuhr fort. »Der Schakal hat den Namen eines toten Jungen benutzt, als er einen Pass beantragt hat. Paul Duggan. Und sein anderer Deckname war Charles Calthrop – und die ersten drei Buchstaben von jedem Namen – ›Cha‹ und ›Cal‹ – ergeben die französische Schreibweise von Schakal – chacal .«
»Jetzt wird es mir aber unheimlich«, sagte Sam.
»Kannst du mir sagen, worum es hier eigentlich geht?«, fragte Mike.
Worum es ging, da war sich Sam auf einmal hundertprozentig sicher: Jerome Cooper spielte Namensspiele, übermittelte vielleicht sogar eine versteckte Botschaft mit dem Namen, den Bianchi gegenüber Sara Mankowitz verwendet hatte.
Er sah Mike an, sah seine gespannt funkelnden dunklen Augen, und er wünschte, er hätte den Mund gehalten.
»Könnte nichts sein.«
»O Mann!«, rief Mike, als er es kapierte. »Es geht gar nicht um den Schakal! Sondern um Cal.«
»Wie ich schon sagte«, entgegnete Sam. »Könnte gar nichts sein.«
82
»Und, was meinen wir?«, fragte Martinez’ verschlafene Stimme durchs Telefon. »Dass Bianchi vielleicht Cal nachgeahmt hat?«
Sam hatte ihn vor sechs angerufen, um ihn auf den aktuellen Stand zu bringen.
Außer ihm war in Névé an diesem Dienstagmorgen noch niemand auf.
»Ich weiß nicht«, überlegte Sam laut. »Wenn die Handschrift aus den Episteln nicht Coopers ist, dann ist sie auf jeden Fall verdammt gut gefälscht.« Er schwieg einen Augenblick. »Mir scheint eher wahrscheinlich, dass Bianchi für Cal gearbeitet hat.«
»Das würde Bezahlung bedeuten«, folgerte Martinez. »Und soweit wir wissen, war Cooper zuletzt selbst völlig abgebrannt.«
»Das könnte sich geändert haben. Außerdem gibt es noch andere Arten der Bezahlung.«
»Wir müssen in Bianchis Wohnung!«, sagte Martinez.
»Diese Schakal-Geschichte wird auf keinen Richter Eindruck machen.«
»Und Bianchis Familie wird dich mit Sicherheit nicht in die Wohnung lassen.« Martinez schwieg einen Moment. »Aber du meinst wirklich, da könnte etwas dran sein, stimmt’s?«
»Ich glaube, es ist ein Zufall zu viel«, erwiderte Sam. »Und denk mal darüber nach. Cooper war immer stolz auf seine Texte. Und dieser Widerling ist auch Schriftsteller, ein Redakteur, ein Mann der Worte, oder?«
»Vielleicht dachte Cooper, Bianchi könnte seine Episteln redigieren«, bemerkte Martinez trocken.
»Nur dass Cal vermutlich jeden umbringen würde, der an seinen Schriften herumpfuscht.«
»Ich nehme an, wir haben nicht vor, irgendetwas davon Detective Rowan mitzuteilen?«
»Du nimmst richtig an.«
»Und was fangen wir jetzt damit an?«, fragte Martinez.
Sam seufzte. »Frag mich was Leichteres.«
Sie fuhren hinüber zu dem Lagerhaus, wo die Party stattgefunden hatte. Wo der junge Ricardo Torres vermutlich nur Stunden vor seinem Tod Richard Bianchi getroffen hatte. Alles mit Brettern vernagelt jetzt. Keine Hoffnung, da hineinzukommen, ohne einzubrechen.
Keine Hoffnung auf forensische Beweise. Keine Chance auf eine Gästeliste in absehbarer Zeit, falls überhaupt je. Und selbst wenn YouTube ihnen die Person liefern sollte, die das Video eingestellt hatte, war es nicht die Art Party gewesen, zu der Einladungen verschickt wurden. Vermutlich hatte sie sich von Mund zu Mund und im Internet herumgesprochen.
»Gottverdammtes Twitter!«, bemerkte Martinez säuerlich.
Die neue Technologie war eines seiner Lieblingsärgernisse.
Keine Nachbarn, die sie fragen konnten. Nur Geschäftsräume von Firmen, die an jenem Samstagabend vermutlich alle geschlossen waren.
Sie zeigten dem Kassierer einer nahegelegenen Tankstelle ihre Dienstmarken und ein paar Fotos von Cooper, und Martinez fragte den Mann auf Spanisch, ob er am Samstagabend, dem 24. April, gearbeitet hätte, und er schüttelte ein bisschen zu schnell den Kopf.
Schüttelte ihn wieder, als er die Fotos ansah.
»Verdammte Zeitverschwendung«, sagte Sam, als sie wieder in dem Chevy saßen.
Diese Gegend entsprach eigentlich nicht den typischen Jagdgründen von Cal dem
Weitere Kostenlose Bücher