Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)
Glitzern in den Augen. »Wie geht es Grace?«
Sam hatte damit gerechnet, aber die Wucht seines Wutanfalls überrumpelte ihn dennoch.
»Sieht aus, als könnte uns beiden dasselbe bevorstehen, mehr oder weniger«, ätzte Cooper weiter. »Wer hätte das gedacht? Ich und meine Stiefschwester Grace, beide im Gefängnis!«
»Halten Sie den Mund!«, zischte Martinez.
»Ich bin sicher, ich werde ein paar Kumpel finden«, fuhr der Killer fort. »Leute, die Leute dort kennen, wohin sie kommt, weißt du?«
Die Wut in Sams Kopf schäumte über.
»War das eine Drohung?« Seine Stimme war leise.
»Detective Becket«, begann Singer.
»Halten Sie den Mund!«, fuhr Sam ihn an.
Er spürte Martinez’ Hand auf seinem rechten Arm, dachte an Alvarez’ Warnung.
»Tut mir leid«, sagte er zu dem Anwalt.
Singer nickte kurz. »Das will ich hoffen.«
»Detective Samuel Becket ist leicht aufbrausend«, erklärte Cooper. »Einmal hat er mich vor seinem Haus auf der Straße so hart getreten, dass ich glatt hingefallen bin.«
»Ach Gottchen!«, sagte Martinez.
»Eines noch«, wandte Cooper sich wieder an Sam, »bevor wir Schluss machen ...«
»Der Typ hält sich für den gottverdammten Hannibal Lecter, der Hof hält«, murmelte Martinez.
»Vielleicht möchten Sie Ihren Mandanten erinnern,« – Sams Ton war jetzt gemäßigt – »dass er hier ist, um unsere Fragen zu beantworten.«
»Ich war nur höflich«, erwiderte Cooper. »Und mir ist eben eingefallen, dass ich ganz vergessen habe, zu fragen, wie es Grace’ Dad geht.« Er lächelte wieder. »Lebt der alte Scheißkerl noch?«
»Mr. Cooper!«, ermahnte Albert Singer seinen Mandanten.
Sam erhob sich.
»Ende der Vernehmung«, sagte er und fügte die Uhrzeit hinzu.
104
Danach ging es an dem Tag für Sam nur noch bergab.
Er hatte ganz gut begonnen, alles in allem betrachtet. Grace hatte ihm um sechs Uhr früh gesagt, sie würde mit Joshua und einem Picknick an den Strand gehen, und Claudia würde auch mitkommen, sodass Sam sich keine Sorgen machen müsse, aber niemand sonst sei eingeladen, da sie alle eine Pause von ihr verdient hätten.
»Niemand will eine Pause von dir«, widersprach Sam.
»Wenn nicht«, lächelte sie, »dann sind sie verrückt.«
»Wenn ich nicht arbeiten würde«, fragte Sam, »wäre ich dann eingeladen?«
»Wenn du nicht arbeiten würdest«, entgegnete Grace, »dann würde ich vermutlich unser Kind stehen und liegen lassen und mit dir nach Hawaii durchbrennen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du nach Hawaii fahren wolltest.«
»Nicht unbedingt.«
»Geht’s dir gut, Gracie?«, fragte Sam.
»Solange du mich das nicht fragst«, sagte sie.
Danach ging es nur noch bergab.
Erst die Vernehmung, und dann hatte er auch noch von dem Lieutenant eine glatte Abfuhr bekommen.
Nachdem der Inhalt der Neuen Episteln als Beweismittel aufgenommen war, hatte Sam Alvarez zu überzeugen versucht, ihn eine eidesstattliche Erklärung für einen Durchsuchungsbefehl abgeben zu lassen. Er wollte alle Computer untersuchen, die der verstorbene Richard Bianchi benutzt hatte, in der Hoffnung, die Verbindung zwischen Bianchi und Cooper eindeutiger zu beweisen. Der hinreichende Grund für den Durchsuchungsbefehl war in Sams Augen die Beziehung zwischen Cooper und der verstorbenen Bernice van Heusen in Savannah, Georgia, deren Volkswagen Bianchi bis zu seinem Tod gefahren hatte.
»Ausgeschlossen!« Alvarez schüttelte den Kopf. »Niemand würde lauter jubeln als ich, wenn du beweisen könntest, dass das Zeug, das auf der Aggie gefunden wurde, von Bianchi heruntergeladen wurde. Aber das ist kein hinreichender Grund für eine Durchsuchung, und das weißt du genau.«
»Ich würde um ein Jahresgehalt wetten, dass der Beweis dort zu finden ist.« Sam war bis in die Fingerspitzen angespannt.
»Und die Wette könntest du gewinnen«, schmunzelte Alvarez, bevor er wieder ernst wurde. »Aber wir wissen beide, dass das Zeug aus dem Internet von Cooper oder irgendwem sonst auf jedem Computer der Welt heruntergeladen worden sein kann. Und was den Käfer angeht, so gibt es nicht den geringsten schlüssigen Beweis, dass der Wagen je mit irgendeinem Verbrechen in Verbindung stand, das Cooper begangen hat.«
»Ganz zu schweigen davon«, sagte Sam zu Martinez, als er wieder in ihrem Büro war, »dass die eidesstattliche Erklärung weitaus besser ankommen würde, wenn sie nicht von dem Ehemann der Frau abgegeben werden würde, die beschuldigt wird, Bianchi überfahren zu haben.«
»Tut mir
Weitere Kostenlose Bücher