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Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Herz der Dunkelheit: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Cathy zuliebe sagen musste. Wagner verstand.
    »Nicht schuldig«, sagte er, »ist Ihre Einrede.«
    »Ja«, flüsterte Grace. »Und den Rest überlassen Sie mir.« Grace atmete tief durch. »Danke.«

106
    In jener Nacht liebten sie sich.
    Es war lange her. Sie hatten jede Nacht zusammen im Bett gelegen, waren sich körperlich nahe gewesen, um einander zu trösten, waren liebevoll gewesen, waren zusammen gewesen. Aber seit dem Abend, an dem sie alles verändert hatte, war echte sexuelle Intimität unmöglich erschienen.
    Heute Abend war es unerwartet, spontan, angefangen mit einem verzweifelten Bedürfnis nach Trost, das rasch in Verlangen umschlug, beflügelt von Angst ebenso wie Liebe.
    Danach vergossen sie beide ein paar Tränen und schliefen dann ein, noch immer eng umschlungen. Aber schon bald waren sie wieder wach, lagen schlaflos da, und keiner von beiden wollte das Bett verlassen, den anderen verlassen.
    »Was, wenn sie meine Kaution widerrufen?«, fragte Grace leise gegen drei.
    »Das werden sie nicht tun«, sagte Sam.
    »Aber es könnte passieren.«
    »Jerry wird es nicht zulassen.«
    »Und wenn doch, dann denke ich, ihr solltet alle nach Hause fahren.« Grace’ Gedanken rasten vor zu einer eingebildeten und entsetzlichen Zukunft von Gefängniszellen, Fegefeuer, liebloser Hölle, aber dann spürte sie Sams Arme um sich, und sie beendete die Spirale, klammerte sich wieder an jenen ersten Gedanken. »Besser für euch alle, wenn ihr euer Leben wiederaufnehmt.«
    »Das wird nicht passieren«, wiederholte Sam.
    »Aber wenn doch?«, beharrte sie.
    »Ich werde gar nicht erst damit anfangen, Gracie. Dazu kannst du mich nicht zwingen.«
    »Okay«, sagte sie.
    Und hielt weiter durch.

107
    21. Mai
    Die Anklageverlesung war für zehn Uhr anberaumt.
    Magda hatte angerufen, um zu fragen, ob Grace etwas dagegen hätte, wenn sie dabei sei, und die anderen hatten, alle zu unterschiedlichen Zeiten, ebenfalls ihr Bedürfnis geäußert, mitzukommen, um sie zu unterstützen. Aber Grace hatte sich gegenüber allen klipp und klar geäußert.
    Niemand sollte mitkommen außer Sam.
    »Wenn es zur Verhandlung kommt, werde ich sicher auf euch alle angewiesen sein.«
    »Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird«, hatte Claudia gesagt.
    »Ich auch nicht«, hatte Saul beigepflichtet.
    Cathys Schweigen hatte Bände gesprochen. Sie wusste von allen am besten, dass vor Gericht manchmal schlimme, verrückte Dinge geschahen.
    »Ich liebe dich einfach, Grace«, war alles, was sie schließlich geflüstert hatte.
    »Das sind wirklich die besten Worte auf der Welt«, hatte Grace erwidert.
    Claudia hatte sie liebevoll angesehen. »Ich wüsste zwei, die ich im Augenblick lieber hören würde.«
    Und Saul hatte ausgesprochen, was sie sich alle wünschten: »Nicht schuldig.«
    Und so war jetzt nur Sam mit ihr und Wagner vor dem Gerichtsgebäude.
    Dem Richard E. Gerstein Justice Building in der 1351 NW 12th Street. So nah beim Gefängnis, hatte sie gehört, dass die Gefangenen über einen Steg zum Gericht gebracht werden konnten, ohne ins Freie geführt werden zu müssen.
    Aber das galt heute nicht für sie. Sie und Sam gingen die Stufen hoch und durch die Metalldetektoren, genau wie all die anderen freien Bürger.
    Sam drückte sie fest, bevor der Anwalt sie wegführte.
    Er spürte ihr Zittern.
    »Bleib stark, Gracie!«
    »Es tut mir so leid.«
    »Du musst damit aufhören!«
    »Ich werde nicht aufhören, aufrichtig zu dir zu sein.«
    Er wusste, was sie meinte, und er wünschte von ganzem Herzen, er könnte irgendetwas tun, damit sie sich nicht mehr so schuldig fühlte. Aber er hatte das ungute und entsetzliche Gefühl, dass das etwas war, was er ihr vielleicht niemals wieder geben konnte.
    Ihre Unschuld.
    Bevor es losging, fragte Wagner sie, ob sie gern nach Hause zurückkehren würde, jetzt, wo Cooper hinter Schloss und Riegel und ihr Zuhause für sie und ihre Familie wieder sicher war.
    »Ich weiß nicht«, sagte Grace.
    »Wegen allem, was dort passiert ist?«, fragte der Anwalt.
    Sie nickte. »Und ich nehme an, weil ich Angst habe, Staub aufzuwirbeln.«
    »Sind Sie sicher?« Wagner war sanft, nahm an, dass das nicht ihr wirklicher Grund war. »Denn ich glaube, der Richter würde es zulassen.«
    Die Wahrheit war: Sie war sich nicht sicher, ob sie es ertragen könnte, nach Hause zurückzukehren. Nicht nur, weil ihr vor der Erinnerung an dieses Ding in ihrer Badewanne graute. Es war auch so, dass sie nicht glaubte, es aushalten zu können, mit Sam

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