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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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den Kopf vernebelten und in ihrem ganzen Leib kribbelten, während seine Hände durch den Stoff ihrer Kleider hindurch auf ihrem Rücken glühten. Und seit den Ausritten durch die Umgebung, bei denen seine Oberschenkel ihre Hüften umschlossen, wusste sie, dass deren Muskeln stramm und hart waren. Das nie versiegende Verlangen, das sie in seiner Gegenwart empfand, flackerte erneut auf und machte sie schlucken, als litte sie quälenden Durst.
    »Könntest du dir vorstellen, länger hierzubleiben?«, fragte er heiser.
    Floortjes Herzschlag beschleunigte sich, aber die Befürchtung, James bräuchte noch mehr Zeit, um sich Klarheit zu verschaffen, und hielte sie so lange weiter im Ungewissen, ließ sie vorsichtig erwidern: »Ja … natürlich.«
    Sein Mund spannte sich an, lockerte sich dann wieder. »Vielleicht auch für immer?«
    »Wie meinst …« Ihre Stimme versagte.
    James klopfte Dixie auf den Hals. Mit einem tiefen Ausatmen richtete er sich auf und wandte sich Floortje zu, einen Arm auf der Lehne der Bank ausgestreckt.
    »Rasamala ist nicht die größte Plantage in der Umgebung, nur etwa zehntausend Morgen, aber sie wirft gut was ab. Wir van Hassels sind auch so nicht gerade arm, und ich habe dir ja erzählt, dass ich vergrößern will. Auch hier«, er machte eine Geste, die den Garten umfasste, »auf dem Grundstück. Ich würde dir ein größeres Haus bauen, ganz genauso, wie du es haben willst. Ich habe mir überlegt, dass wir die Regenzeit in Batavia verbringen, damit es dir auf Dauer hier nicht zu einsam wird. Oder in Buitenzorg, wenn es dir dort besser gefällt. Und natürlich soll es dir an nichts fehlen. Was du auch haben willst – ich kaufe es dir.« Ernst sah er sie an und legte seine Hand über ihre Finger, die locker in ihrem Schoß lagen. »Willst du mich heiraten, Floortje?«
    Unzählige Male hatte sie sich vorgestellt, wie es sein würde, diese Frage zu hören. Jede noch so kleine Einzelheit war sie im Geiste durchgegangen, hatte wieder und wieder vor dem Spiegel geübt, wie sie schauen, wie sie erröten, ihre Lider flattern lassen und vielleicht ein oder zwei Tränen hervorquetschen würde. Wie lange sie sich mit der Antwort Zeit lassen musste, um nicht übereifrig zu wirken; wie lange sie sich Zeit lassen durfte, damit in ihrem Verehrer genug Bangigkeit aufsteigen konnte, um sie noch höher zu schätzen, aber nicht so lange, dass er sich enttäuscht wieder abwandte.
    Nun jedoch, da James ihr gegenübersaß und ihr diese Frage stellte, war all das unwichtig geworden; sie hatte sogar schon fast wieder vergessen, was er ihr für die Zukunft in Aussicht gestellt hatte, erinnerte sich nur noch verschwommen daran, dass es geklungen hatte wie die Erfüllung all ihrer Träume. Das Einzige, was ihr in diesem Moment etwas bedeutete, war der Mann, der ihre Hand hielt. Aus der himmelsstürmenden Verliebtheit, die sie empfand, Liebe erwachsen zu lassen, genug Liebe für ein ganzes Leben, würde ihr nicht schwerfallen. Nicht bei einem Mann wie James van Hassel.
    »Ja!«, platzte sie glücklich heraus. »Ja, oh ja!«
    Und als James den Arm um sie legte und sie an sich drückte, mit der anderen Hand ihre Wange umschloss und ihr Gesicht mit Küssen bedeckte, dazwischen immer wieder Floortje , meine süße Floortje raunte, strampelte sie mit den Beinen und lachte und jauchzte zum blauen Himmel hinauf.

22
    Regungslos stand Jacobina auf dem dichten, saftig grünen Rasen und bestaunte die Rehe, die in einiger Entfernung anmutig im Morgendunst umherschritten und friedlich ästen; offenbar störte es sie nicht im Geringsten, dass sie dabei Zuschauer hatten. Unweit davon breitete sich majestätisch der mehrflügelige Säulenbau des Gouverneurspalastes aus, und das kuppelgekrönte Türmchen über seinen Dächern spiegelte sich in einem großflächigen Teich, auf dem die flachen Teller der Seerosenblätter schwammen, deren purpurfarbene Blüten, groß wie eine Männerfaust, noch geschlossen waren.
    Ein Wagen hatte sie vom Hotel in den Botanischen Garten gebracht, durch eine fast endlose Allee von Canaribäumen, deren Zweige wohl gut dreißig Ellen über dem Boden ein gewölbtes Dach bildeten, das an das langgezogene Schiff einer grünen Kathedrale erinnerte. Und kein noch so kunstvolles Buntglasfenster hätte sich mit den phantastischen Formen der verschiedenen Zwergpalmen und Farne messen können, die halb zwischen, halb auf den Stämmen wuchsen, und schon gar nicht mit der Farbenpracht der Orchideen, deren

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