Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
Brustbein hervor, das sie schnell mit einem Schluck Champagner hinunterspülte
»Komm«, sagte er, als er ihr die Hand auf den Rücken ihrer grünen Robe legte, um sie von Frau Hoebacke wegzulotsen, »ich möchte dir noch jemanden vorstellen.«
Erwartungsvoll sah ihnen ein Paar entgegen, er mit streng zurückgekämmtem, pomadiertem Haar und gezwirbeltem Schnauzbart und wie alle anwesenden Herren im Anzug, sie in einem schlecht sitzenden Kleid aus billigem Baumwollstoff. »Darf ich vorstellen: Anneke und Johan Begemann von Parakan Gedeh. Meine zukünftige Frau Floortje Dreessen.«
»Sehr erfreut«, sagte Floortje, als sie beiden die Hand gab und die Glückwünsche entgegennahm; sie musste sich manchmal anstrengen, alles zu verstehen, was man ihr sagte, weil die meisten der Gäste ein schwerfälliges, vernuscheltes Holländisch sprachen.
»Nein, sieh dir das nur an, Johan«, rief Frau Begemann voller Bewunderung aus und klatschte in die Hände. »Dieses Kleid! Darf ich?« Als Floortje nickte, bückte sich ihr Gegenüber und rieb eine der quer verlaufenden Raffungen zwischen zwei Fingern. Floortje hatte heute Abend unbedingt dieses Kleid tragen wollen, obwohl ihre Schwiegermutter in spe zögerlich eingewandt hatte, dass es vielleicht ein wenig übertrieben war für einen Abend unter Pflanzern; dafür hatte Floortje auf Handschuhe verzichtet und ihr Haar nur zu einem einfachen Knoten aufgesteckt. Als einzigen Schmuck trug sie die schlichten, tropfenförmigen Ohrgehänge aus Gold, die von James’ Urgroßmutter stammten und die sie von Marlies als Geschenk zur Verlobung bekommen hatte, und über den Schultern ihren geliebten Seidenschal in Meeresfarben, den ihr Jacobina zu Weihnachten geschenkt hatte.
»Dieser Stoff«, murmelte Frau Begemann hingerissen. »Diese Verarbeitung. Trägt man das so in Batavia?«, wollte sie wissen, während sie sich wieder aufrichtete. Als Floortje bejahte, ergriff sie sie beim Handgelenk. »Ich hoffe, Sie finden es nicht aufdringlich, wenn ich Sie frage, ob Sie mir wohl ein paar Ratschläge geben könnten? Ich habe kein so gutes Händchen für Garderobe und fürchte, die Schneiderin versteht nicht immer richtig, was ich haben will.«
»Oje, Jaap«, brummte Herr Begemann augenzwinkernd hinter seinem Glas. »Ich seh’s kommen! Deine Verlobung wird mich eine Stange Geld kosten!«
»Schönen guten Abend allerseits!« Mit breitem Grinsen schritt ein stämmiger junger Mann von der Veranda auf sie zu. Floortje schluckte; ihr Magen ballte sich zusammen, und ihre Finger verkrampften sich um das Glas. Sie wünschte, sie hätte Gästeliste und Einladungen nicht allein James und Marlies überlassen.
»Glückwunsch, alter Junge!«, rief Eduard van Tonder, drückte James an sich und hieb ihm kräftig auf den Rücken, hielt ihn dann ein Stück von sich und klopfte ihm ruppig mit der flachen Hand auf die Wange, dass James lachend den Kopf zurückwarf. Mit Handschlag und freundlichen Worten begrüßte er die Begemanns, bevor er sich mit ausgebreiteten Armen vor Floortje hinstellte. »Dann will ich auch mal der jungen Dame gratulieren, die mir das Herz gebrochen hat!«
»Guten Abend, Edu.« Das Blut schoss Floortje ins Gesicht, als er sie kräftig umarmte, und ihre Gewissensbisse wurden nur wenig dadurch gemildert, dass er dabei ebenso herzlich lachte wie alle umstehenden Gäste. »Ich geb dir natürlich alles zurück«, flüsterte sie ihm rasch zu, »den Schmuck und auch … auch das Geld, das du für das Zimmer …«
»Nichts da!«, unterbrach er sie so laut, dass sich Floortjes Röte vertiefte und sie sich hastig nach allen Seiten umsah. Die Gäste betrachteten sie neugierig, aber durchaus mit amüsierter Freundlichkeit. Mit einem Kopfnicken nahm sich Eduard van Tonder ein Glas vom Tablett, das ihm einer der Diener hinhielt. »Willst du mich etwa beleidigen? Geschenkt ist geschenkt, ich will nicht als Geizkragen dastehen! So ist das nun mal bei uns.« Mit seinem Glas machte er eine ausholende Geste und trank dann einen Schluck. »Die Ritter buhlen um die Gunst der schönen Dame, und der Beste erringt dann ihre Hand. Ist zwar nicht so, dass ich diesen Kerl hier«, er knuffte James vor die Brust, der sich grinsend mit einem Klaps auf Edus Schulter revanchierte, »nicht beneide, schließlich habe ich dich zuerst entdeckt. Aber in dem Moment, in dem er auftauchte, war mir klar, dass ich eigentlich schon verloren hatte. Obwohl ich mich nach Kräften bemüht hab.«
»Du warst zu langsam, Edu«, warf
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