Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
er sie über den staubigen Untergrund zurück zum Haus, vor dem Kian Gie bereits mit verschränkten Armen wartete. Sie schrie und keifte, Hilferufe, die schrill von den Mauern widerhallten und zu den geschwungenen Dächern hinaufflogen, aber ungehört verklangen.
Mit hartem Griff nahm Kian Gie sie dem Türhüter ab und schleppte sie hinter sich her die Stufen hinauf. Er zerrte sie ins Haus hinein und die Treppe hinauf, bis zu seinem Arbeitszimmer, in das er sie hineinschubste und die Tür krachend hinter ihnen zuschlug.
Schmerz explodierte in einem Funkenregen in Floortjes Jochbein, und ihr Kopf flog zur Seite, dass sich ihr zerraufter Haarknoten endgültig auflöste und ihr das Haar ins Gesicht schleuderte. Ihre Hand legte sich ungläubig auf die Wange, die brannte und pochte.
»Was fällt dir ein«, zischte er, »dich so aufzuführen?«
Floortje schluchzte leise auf und schob sich das Haar aus dem Gesicht. Äußerlich wirkte Kian Gie ruhig, aber in seinen Augen loderte es, und in sein Holländisch hatte sich ein leichter Akzent geschlichen, der die Laute abgehackt und steif wirken ließ.
»Ich will hier weg«, erwiderte sie tonlos. »Ich will hier nicht länger bleiben.«
Sein Mund spannte sich an, und seine Augen verengten sich; wie kurze Pinselschwünge mit schwarzer Tusche sahen sie aus. »Du bleibst so lange hier, bis ich sage, dass du gehen kannst.«
Floortje schüttelte langsam den Kopf. »Du kannst mich nicht zwingen hierzubleiben.«
Einer seiner Mundwinkel krümmte sich. »Und ob ich das kann.«
In Floortjes Augen funkelte es auf. »Ich hab keine Angst vor dir«, gab sie sich großspurig und wesentlich mutiger, als sie sich fühlte.
Er trat dicht vor sie hin. »Solltest du aber«, raunte er und packte sie so fest beim Ellenbogen, dass sie aufkeuchte vor Schmerz. Die Finger seiner anderen Hand umklammerten ihren Nacken und bohrten sich in ihren Hals; ihr wurde schwindelig, und ihr Puls pochte so heftig, als würden jeden Moment die Adern platzen. »Möchtest du wissen«, flüsterte er ihr mit sengendem Atem ins Ohr, »wie leicht zarte Knochen wie deine brechen? Und wie sich das anhört? Meine Leute sind gut darin, Knochen so zu zertrümmern, dass sie nie wieder richtig zusammenwachsen. Meine Männer verstehen sich auch gut darauf, Gesichter so zu zerhacken, dass sie entstellt bleiben. Ich bewundere nichts mehr als Schönheit. Und es macht mich traurig, sie zerstört zu sehen. Bring mich also nicht dazu, dir das anzutun.« Jäh ließ er sie los, sodass sie einen Schritt zurücktaumelte.
Mit gesenktem Kopf rieb sie sich den schmerzenden Ellenbogen. »Du kannst mich nicht zwingen«, wiederholte sie kaum noch hörbar.
Er griff sich ihr Kinn, grub seine Finger in ihre Wangen und hob ihr den Kopf ruckartig an, sodass sie ihn ansehen musste; tiefschwarz wirkten seine Augen, und um seinen Mund lag ein harter Zug. »Du kommst hier nicht raus, bevor ich es dir sage. Denk nicht einmal dran, abzuhauen. Selbst wenn es dir gelingt: Ich finde dich. Meine Leute finden dich. Überall.« Seine kurzen Nägel schnitten in ihr Fleisch. »Du wärst nicht die erste weiße Nutte, die aus dem Kali Besar gefischt wird. Die ins Wasser gegangen ist, weil sie ihr elendes kleines Leben nicht mehr ertragen hat.« Floortje kam nicht gegen das Zittern an, das von ihr Besitz ergriff, und sie gab einen ängstlichen Laut von sich, als er sie gleich darauf auf die Wange küsste. »Du gehörst mir, Fleur«, murmelte er gegen ihre Haut. »Du hast dich an mich verkauft. Mit Haut und Haar. Geschäft ist Geschäft.«
»Nichts hab ich«, fauchte sie in einem trotzigen Aufbegehren; ihre Worte klangen verzerrt unter dem harten Druck seiner Finger. Sie riss an seiner Hand und schlug danach, doch er hielt ihr Gesicht weiter umklammert. »Das Geschäft ist nichtig! Keinen Cent hab ich bisher von dir bekommen!«
Seine Finger lösten sich von ihrem Gesicht, und er trat einen Schritt zurück. »Du willst Geld? Da liegt es.« Er wies auf den Schreibtisch hinter ihr. »Nimm, was du haben willst.«
Floortje warf einen Blick über die Schulter; neben den Geschäftsbüchern waren Geldscheine zu unterschiedlich hohen Stapeln aufgeschichtet. Misstrauisch sah sie Kian Gie an, der eine auffordernde Geste machte. »Nur zu. Nimm dir deine sechshundert für den ersten Monat.«
Zögerlich ging Floortje zum Schreibtisch und warf Kian Gie immer wieder einen Blick zu, der ihr aber einfach nur reglos zusah. Auch noch, als sie die Finger nach einem Geldbündel
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