Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
hielt ihre Hände umklammert, zwang ihr die Beine auseinander und verging sich an ihr. Die langen Nachmittage gab es, die Floortje in dem Sessel mit den seidenen Polstern zubrachte, der in seinem Arbeitszimmer mit den dunklen Möbeln stand. Er hatte sie gern um sich, während er an seinem breiten Schreibtisch saß und die roten Kugeln des Abakus gegeneinanderklacken ließ, Geld zählte und in den Tresor in der Wand einschloss, die Seiten seiner ledergebundenen Geschäftsbücher durchsah und mit chinesischen Schriftzeichen füllte oder Briefe las. Endlose Stunden waren das für Floortje, Stunden, die nicht vergehen wollten, während die Uhr auf dem Schränkchen nur peinvoll langsam die Sekunden abtickte und das Glockenspiel eine Ewigkeit brauchte, um die volle Stunde anzuschlagen, wobei seine Figürchen umeinander Ringelreihen tanzten. Und doch fürchtete sie den Moment, wenn er die Bücher zuschlug und sie zu sich befahl. Ihr mit einem Fingerschnippen und einer Geste bedeutete, vor ihm auf die Knie zu gehen und seine Hosen zu öffnen.
Jene Nächte hatte es gegeben, in denen sie erwartungsvoll in das Rote Zimmer kam, weil es die vergangene Nacht so schön mit ihm gewesen war, sie aber allzu bald feststellen musste, dass er nichts anderes im Sinn hatte, als sie zu quälen. Sie mit seidenen Bändern zu fesseln und ihr ins Fleisch zu kneifen, dass sie vor Schmerz aufschrie. Wie bei einer Gliederpuppe bog, krümmte und dehnte er sich ihren Leib zurecht, so wie er ihn haben wollte, bevor er roh in sie eindrang.
Es war kein Versehen gewesen, kein Missverständnis; noch mehr als an der reinen Befriedigung körperlicher Begierde hatte er Vergnügen daran, sie leiden zu sehen. Wenn sie wimmerte und weinte und darum bettelte, dass er aufhörte, ihr wehzutun, konnte sie in seinem Gesicht lesen, wie sehr er seine Macht genoss. Sie sah es an dem fiebrigen Glanz in seinen Augen und an dem halb herrischen, halb lustvollen Zug um seinen großen Mund. Wie in der vergangenen Nacht, als er über ihr war, und während er rhythmisch in sie hineinstieß, hatte er seine Hand um ihren Hals gelegt; nicht so fest, dass sie keine Luft mehr bekommen hätte, aber hart genug, dass sie in Todesangst aufkeuchte.
Alles für sechshundert Florin, von denen sie noch keinen einzigen Cent gesehen hatte.
»Ich pfeif auf dein verfluchtes Geld«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schlug die Augen auf. Sie schwang die Beine aus dem Bett und zog ihr Nachthemd über den Kopf.
Hastig schlüpfte sie in Unterwäsche und in ihr maigrünes Kleid, stieg in die Schuhe und drehte ihr Haar zu einem einfachen Knoten zusammen, den sie eilig feststeckte. Nur das Nötigste warf sie in ihre kleine Reisetasche; als sie die Schubladen des Frisiertischs aufzog, um nachzusehen, ob sie nichts Wichtiges vergessen hatte, fiel ihr Blick auf das Armband, das er ihr an jenem ersten Morgen geschenkt hatte, und auf die Ohrgehänge, die Ringe und das Collier, die in nachlässigem Durcheinander danebenlagen. Kian Gie entschuldigte sich schon lange nicht mehr, aber ab und zu brachte er ihr Schmuck mit, lagen ein feines Nachthemd, ein hübsches Kleid, ein luxuriöser Morgenrock oder eine Garnitur sündhaft zarter Unterwäsche auf ihrem Bett. Tragen würde sie diesen Schmuck niemals, aber sie würde ihn verkaufen können; achtlos griff sie danach, ließ ihn in die Tasche fallen und deren Verschluss zuschnappen.
Mit hochgerecktem Kinn marschierte sie aus dem Zimmer, den Korridor entlang und die Treppe hinunter, riss energisch die Eingangstür auf und stapfte die Stufen hinab. Hinter ihr schrillte die Stimme der alten Chinesin, in der Sprache, aus der Floortje nur manchmal malaiische Brocken herauszuhören glaubte, und am Tor in der Mauer vor ihr wandte sich der Türhüter mit finsterer Miene um. Floortje marschierte mit festen Schritten ungerührt weiter. Auch dann noch, als sie in ihrem Rücken Kian Gie etwas bellen hörte.
Der Türhüter schritt ihr zackig entgegen und stellte sich ihr in den Weg; sie wollte ihm ausweichen, doch er packte sie grob beim Ellenbogen und schnauzte sie in seiner Sprache an. Floortje blaffte auf Holländisch zurück, ruckte an ihrem Arm und schlug mit ihrer Reisetasche nach ihm. So heftig riss er sie herum, dass ihr die Reisetasche aus der Hand flog und sich der Absatz ihres Schuhs in den Boden bohrte und abbrach. Sie verlor das Gleichgewicht und strauchelte, und halb an seinem Arm hängend, halb stolpernd und strampelnd, schleifte
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