Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
die ganze Zeit. Wie du mich anlachst. Mit Blicken herausforderst. Wie du’s drauf anlegst.«
»Lassen Sie mich los!«, rief Jacobina erneut, dieses Mal lauter und unbeherrschter. »Ich bin keine von Ihren Malaiinnen, mit denen Sie machen können, was Sie wollen!«
Sie versuchte noch einmal, ihn von sich wegzudrücken.
»Das macht mich ja so heiß«, grollte er gegen ihre Haut. »So eine wie dich hab ich lange nicht mehr gehabt. Sehr lange nicht. So groß, so blond. So dünn.« Er fasste ihr grob an die Brust, während die andere Hand ihre Hüfte so fest knetete, dass es wehtat und ihr ein leiser, jammernder Schmerzlaut entfuhr. »So widerspenstig. Eine erwachsene Frau, die noch keiner vor mir hatte. Eine Weiße, der ich erst noch die Lust herauskitzeln muss.« Er schnaufte gierig auf. »Die ganze Zeit stell ich mir vor, wie es sich anfühlt, deinen großen Mund um meinen Schwanz zu haben.« Seine Zunge leckte über ihren Hals, und angeekelt kniff sie die Augen zusammen. Seine Finger wanderten ihre Hüfte herab und gruben sich in ihren Schritt. »Wie du hier schmeckst.« Er nahm die Hand fort, drückte stattdessen seinen Unterleib dagegen und rieb sich knurrend an ihr; durch den dünnen Stoff seiner Hose und ihres Sarongs konnte sie fühlen, wie hart er war. »Ich will wissen, wie wild du wirklich bist. Wie es ist, wenn du deine langen Beine um mich schlingst und ich dich reite, bis du vor Lust brüllst.«
Jacobina schluchzte auf, verängstigt und angewidert, im nächsten Moment dann vor Erleichterung, als er sich unvermittelt von ihr löste. Wenn er sich auch noch links und rechts von ihr mit den Händen an der Mauer abstützte. »Ein paar Wochen noch in den Tropen«, raunte er heiser und bohrte seine Augen in ihre, »und du zergehst vor Verlangen. In ein paar Wochen fällst du in meinen Schoß wie eine reife Durian. Außen genauso stachelig, innen genauso weich und feucht.«
Schwer atmend stieß er sich von der Wand ab und trat zurück.
»Endah!«, bellte er in den Garten hinaus.
Durch den Tränenschleier vor ihren Augen sah Jacobina, wie Endah die Treppen heraufschlich, ihren Korb abstellte und mit gesenktem Kopf zum Major ging. Der legte die Hand auf ihren Nacken und führte sie mit einem flammenden Ausdruck in den Augen ins Haus, und Jacobina glaubte, einen Seitenblick von Endah aufgefangen zu haben. Nicht ängstlich, sondern vielmehr vorwurfsvoll. Als sei es ihr Verschulden, dass der tuan sie zu sich gerufen hatte.
Das Lehrbuch glitt aus Jacobinas Armen und schlug auf dem Boden auf; zitternd glitt sie an der Wand entlang in die Hocke hinab. Und als gleich darauf das Keuchen und Stöhnen des Majors im Haus hinter ihr zu hören war, presste sie die Hände auf die Ohren und begann zu weinen.
Schmutzig fühlte sie sich und schuldig, dass sie den Major offenbar aufgereizt hatte, ohne es zu wollen oder sich dessen bewusst zu sein. Das Schlimmste war jedoch, dass es ein oder zwei Momente gegeben hatte, in denen ein verführerischer, heißer Hunger durch ihren Leib gejagt war, während sich der kernige, muskulöse Leib Vincent de Jongs an ihren gepresst hatte, sie seinen Atem auf ihrer Haut, ihrem Haar gespürt hatte. Momente, in denen es sie danach verlangt hatte, seiner Härte in ihrem Schritt nachzugeben und die Beine zu öffnen. In denen sie sich von seiner rohen, aggressiven Art angezogen fühlte. Davon, dass er sie wollte, sie begehrte, auf eine Art, die sie von Jan nicht kannte.
Schmutzig fühlte sie sich, schuldig und voller Scham, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie künftig dem Major und vor allem Margaretha de Jong noch in die Augen sehen sollte.
Oder Jan.
Buitenzorg, den 2. August 1883
Liebste Jacobina,
willst Du mir denn nicht verraten, was vorgefallen ist, dass Du Dich mit dem Gedanken trägst, Deine Stellung zu kündigen? Deine Zeilen klingen beinahe so, als ob Vincent Dir zu nahe getreten wäre – was ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen kann. Dafür schätzt er Dich zu sehr und weiß obendrein, dass wir so gut wie verlobt sind. Hast Du vielleicht seinen manchmal etwas ungehobelten Charme missverstanden? Aus den letzten Briefen von Vincent und Griet habe ich jedenfalls nichts herauslesen können, was mich beunruhigt hätte.
Oder macht Dir einfach die Abgeschiedenheit zu schaffen, in der Du nun doch schon einige Zeit lebst? Ich habe mir überlegt, ob Du mich vielleicht Ende August für ein paar Tage besuchen kommen möchtest, und war so frei, Griet gegenüber
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