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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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müssen, dass es mit Anne und mit mir auf Dauer nicht gut gehen kann. Wir sind uns zu ähnlich. Mir gefielen ihr Dickkopf und ihre energische, bestimmende Art. Was anfangs durchaus seinen Reiz hatte. Für eine Affäre, aber nicht für eine Ehe. Wir waren zusammen auf einem Gastspiel in den Niederlanden, Deutschland und Österreich, ich mit meinen Kanonenkugeln, sie mit ihren Pferden. Gleich bei der ersten Vorstellung in Wien hatte ich böses Pech.« In seinem Gesicht zuckte ein Muskel. »War verdammt knapp. Hätte gehörig schiefgehen können. Sechs Wochen lag ich im Hospital, und fast jeden Tag hat Anne mich besucht. Da sind wir uns nähergekommen, und ich hab sie gefragt, ob sie mich heiraten will.« Er nickte bedächtig vor sich hin. »Wir hatten ein paar gute Jahre, bis sie sich in den Kopf setzte, ich solle aufhören mit der Nummer. Vor allem mit den Reisen um die Welt. Möglich«, seine Mundwinkel zogen sich abschätzig herab, »dass ich da zu selbstsüchtig bin und nur an mich denke. Aber ich bin nun einmal Artist mit Leib und Seele. Das verschwindet nicht von heut auf morgen, und das lass ich mir auch nicht nehmen. Von niemandem.« In seinen Augen funkelte es auf, als er Floortje unverwandt ansah. »Vielleicht stimmt es, dass ein wahrer Artist immer nur mit dem Zirkus verheiratet ist. Trotzdem«, ein behutsamer Tonfall schlich sich in seine tiefe Stimme, »trotzdem hoffe ich, dass Amor vielleicht doch noch mal an mich denkt.«
    Die Art, wie er das sagte und wie er sie dabei ansah, mit einem Glanz in den Augen, ließ Floortje das Herz höher schlagen. So unsinnig es ihr auch selbst vorkam.
    Ihre Wangen wurden heiß, und sie senkte den Blick auf das Glas in ihrer Hand, die zitterte.
    »Friesische Däumchen«, sprudelte sie schnell hervor. »Ich würde so gerne noch einmal Friesische Däumchen essen!«
    »Friesische Däumchen«, murmelte Holtum versonnen. »Stimmt, ja. Das hatte ich schon fast vergessen. Meine Großmutter hat die immer gemacht, als ich noch ein kleiner Junge war. Mit Ingwer, Koriander und Zimt.«
    »Und Anis!«, rief Floortje aus und stopfte sich das Kissen fester unter den Bauch. Sie warf lachend den Kopf zurück und hob mahnend einen Zeigefinger. »Ganz wichtig!«
    Seine Brauen zuckten aufwärts. »Mit Anis, natürlich.«
    Ihre Blicke verhakten sich ineinander, und ein Lächeln flog zwischen ihnen hin und her, das Floortjes Herz wild umherspringen ließ. Bis ihr Blick auf den blauen Hauch von Dämmerung fiel, der durch die Schlitze der Fensterläden hereinkroch.
    »Es wird schon hell«, flüsterte sie tonlos. Einige Herzschläge lang starrte sie auf das Leintuch und kämpfte mit den Tränen, dann rollte sie sich auf ihr Hinterteil und setzte sich auf.
    Sie stellte das Glas auf dem Boden ab, knöpfte mit zitternden Fingern das Hemd auf und zog es aus, schloss die Häkchen an ihrem Ausschnitt und schlüpfte in ihre Schuhe. Hinter sich hörte sie Holtum sich regen und aufstehen. Mit fahrigen Bewegungen befestigte sie ihre Ohrringe, dann hielt sie inne und strich verlegen über den Rock der Abendrobe.
    »Warum hast du für mich bezahlt«, wisperte sie und sah ihn unsicher an, wie er neben dem Bett stand, zu seiner ganzen hünenhaften Größe aufgerichtet, »wenn du gar nicht vorhattest, mit mir …« Sie brach verlegen ab und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und wich ihrem Blick aus. »Einhundert Florin fand ich nicht zu viel, um dich wenigstens für ein paar Stunden von ihm wegzuholen.« Seine Miene verhärtete sich, und er stierte auf den Boden, während er leiser hinzufügte: »Jetzt weiß ich nicht, ob das wirklich eine so gute Idee war. Ob es das für dich jetzt nicht noch schwerer macht, zu ihm zurückzugehen.«
    Floortje schossen Tränen in die Augen. »Das weiß ich auch nicht«, hauchte sie und streifte ungeschickt die Handschuhe über. Sie legte das Armband um und schaffte es erst im dritten Versuch, es zu schließen, stopfte die Stoffblüte tief in ihren Ausschnitt, nahm Fächer und Schal und stand auf.
    »Danke trotzdem«, flüsterte sie, »für die Nacht mit dir.«
    Seine Züge wirkten angespannt, als er nickte. »Ich bring dich zur Tür.«
    Ihre Füße wie aus Blei, einen Schritt mühsam nach dem anderen setzend, folgte sie ihm.
    Vor der Tür blieb er stehen, doch anstatt sie für sie aufzuhalten, presste er die behandschuhte Linke dagegen. »Du musst nicht zu ihm zurück«, sagte er leise. »Nicht, wenn du nicht willst.«
    Einen Augenblick

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