Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)
bevor sein Handrücken gegen ihre Wange hieb, dass ihr der Kopf in einem Funkenregen zur Seite flog. Und sie wehrte sich nicht, als er sie bäuchlings aufs Bett stieß.
Der Rock ihrer Robe zerriss ratschend, genauso wie die feine Unterhose. Floortje schloss die Augen und krallte sich in das Leintuch unter ihr, als sie das Rascheln hörte, mit dem er seine Hosen öffnete, bevor er grob ihre Pobacken auseinanderriss und sich gewaltsam in sie hineinbohrte. Während er sie mit jedem seiner keuchenden Stöße als dreckiges Hurenstück beschimpfte, das es nicht anders verdiente, klammerte sie sich an die Erinnerung der vergangenen Stunden. An das warme, heimelige Gefühl, das sie in Holtums Nähe gehabt hatte. Und die rote Stoffblume in ihrem Ausschnitt schien an ihrem Brustbein zu pochen wie ein zweites Herz.
Es war gut, dass John Holtum nicht versucht hatte, sie zu küssen, oder gar mehr im Sinn gehabt hatte. Womöglich wäre es schön gewesen, so schön, dass sie das, was Kian Gie gerade mit ihr tat, hinterher nicht mehr ertragen hätte. Dass sie jetzt, in diesen Momenten, endgültig zerbrochen wäre.
Kian Gie hatte recht. Sie verdiente es nicht anders.
Ihr Recht auf Glück hatte sie schon vor langer Zeit verwirkt.
36
Ketimbang, den 5. August 1883
Liebster Jan,
seit Deinem letzten Brief habe ich viel nachgedacht und mich letztlich dazu entschlossen, Herrn und Frau de Jong in den nächsten Tagen zu bitten, mich baldmöglichst aus meiner Stellung zu entlassen. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, und mir ist bang bei der Vorstellung, ihnen gegenüberzutreten und sie darüber in Kenntnis zu setzen, aber mein Entschluss steht fest.
Könntest Du bitte für mich in Erfahrung bringen, was ein Zimmer in Buitenzorg im Monat kosten würde? So Du mich in Deiner Nähe haben möchtest und meine Anwesenheit dort Dich natürlich auch nicht in Verruf brächte; andernfalls würde ich mich irgendwo in Batavia einmieten. Dank meiner Ersparnisse bin ich zum Glück für ein paar Monate finanziell unabhängig und kann mir in Ruhe eine neue Stellung suchen. Vielleicht sind Herr und Frau de Jong ja auch so freundlich, mir eine Empfehlung auszustellen, da sie nach eigenen Äußerungen immer sehr zufrieden mit mir waren.
Nur dass ich mich von den Kindern verabschieden muss, lastet schwer auf meinem Gemüt, und als würden sie spüren, was in mir vorgeht, zeigen sie sich dieser Tage besonders anhänglich. Aber so fest ich die beiden auch in mein Herz geschlossen habe, gibt es doch schwerwiegende Gründe, die mich zu diesem Schritt veranlassen. Gründe, die ich Dir lieber persönlich erläutern möchte denn in einem Brief. Ich hoffe sehr, dass Du spätestens dann meine Entscheidung nicht nur respektieren, sondern auch verstehen kannst.
Deine Jacobina
Den Kopf in die eine Hand gestützt und den Ellenbogen auf dem Tisch, kritzelte Jeroen lustlos in seinem Schreibheft herum. Mit vor Anstrengung roten Backen und eifrig herumfuhrwerkender Zunge thronte Ida aufrecht auf dem Stuhl neben ihm und spähte immer wieder zu ihm hinüber, während sie versuchte, auch solche Buchstaben aufs Papier zu bringen wie ihr großer Bruder.
»Setz dich bitte gerade hin, Jeroen«, ließ sich Jacobina von gegenüber vernehmen.
Der Junge schnaufte auf; halbherzig ging ein Ruck durch ihn, als wollte er ihrer Aufforderung nachkommen, dann sank sein Kopf noch tiefer in die Handfläche. »Mir ist heiß«, jammerte er.
Jacobina lachte leise. »Mir auch! Aber wenn du die Aufgaben gemacht hast, können wir ja schwimmen gehen. Was meinst du?«
»M-hm«, machte Jeroen, klang aber wenig begeistert. Einige Herzschläge lang saß er nur da und blinzelte vor sich hin, dann legte er den Stift beiseite und ließ sich von der Sitzfläche gleiten.
Erstaunt sah Jacobina ihn an, als er um den Tisch herum auf sie zuschlich. »Bist du schon fertig?«
Er drückte sich an sie und schmiegte den Kopf an ihren Bauch. »Kann ich auf deinen Schoß, noni Bina?«
»Erst, wenn du fertig bist.«
Mit beiden Fäusten rieb er sich über die Augen. »Ich bin aber müde«, maulte er fast weinerlich.
In diesen Tagen fiel es Jacobina besonders schwer, konsequent zu sein; ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, wenn sie die Kinder ansah, wenn sie sie ihrerseits anlachten und sich an sie schmiegten, gänzlich arglos und noch nicht ahnend, dass ihre noni Bina bald nicht mehr hier sein würde. Vielleicht hatte Jacobina deshalb noch nicht den Mut aufgebracht, den Major und Frau
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