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Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition)

Titel: Das Herz der Feuerinsel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Augenblicke sah es so aus, als würde sie mit sich ringen und noch etwas sagen wollen; dann schien in ihr etwas zurückzuschnappen, und sie warf mit vergnügt blitzenden Augen den Kopf zurück. »Du musst doch umkommen vor Hunger!«
    »Es … es geht«, erwiderte Jacobina, verwirrt vom abrupten Umschlagen der Stimmung. Ihr Magen fühlte sich flau an; nachdem die wilde See ihr derart zugesetzt hatte, hatte sie am Vortag mit Floortjes Unterstützung nur Tee, ein bisschen klare Brühe und Zwieback zu sich genommen. Wie auf Geheiß gab er nun ein hörbares Knurren von sich, und mit hochroten Wangen presste Jacobina die Hand vor den Bauch, um ihn zum Verstummen zu bringen.
    »Dann lass uns frühstücken!« Floortje schickte sich an vorauszugehen, aber Jacobina zögerte noch.
    »Ich weiß nicht, ob das schon so eine gute …«
    »Sicher ist das eine gute Idee! Du musst doch wieder zu Kräften kommen!« Lachend packte Floortje sie bei der Hand.
    Dieses Mal ließ Jacobina sich bereitwillig mitziehen, ein kleines freudiges Kitzeln irgendwo hinter ihrem leeren Magen.
    Das Licht der Abenddämmerung hing wie Lavendelstaub über dem Hafen von Colombo und verlor rasch weiter an Farbe. Die ersten Lichter flammten auf und raubten der Stadt nach und nach ihre Tiefe, verflachten sie zu einem Scherenschnitt wie aus dem Märchenbuch. Auch wenn man in der einbrechenden Dunkelheit kaum noch etwas von der Insel sah, so spürte man doch, wie grün Ceylon war, an der tropischen Wärme und Feuchtigkeit, die sich hier im Hafen mit der salzigen Frische des Meeres verband, an einer würzigen Saftigkeit, die in der Luft lag. Räderknirschen und Hufgeklapper brandeten an den Dampfer heran, all die Klänge einer belebten Stadt, das Murmeln und Brausen von tausend Stimmen, Schritten und Handgriffen, und manchmal flatterten Wortfetzen in einer fremden Sprache herüber.
    Vor Freude kieksend hing der kleine Joost Verbrugge am Arm seines Vaters; er konnte nicht schnell genug an Land gehen und war kaum zu bändigen, während seine Schwester sich schüchtern an die Seite ihrer Mutter drückte und mit großen Augen zu der exotischen Stadt hinübersah, in der sie die Nacht verbringen würden.
    »Und Sie möchten wirklich nicht mitkommen?« Frau Ter Steege hielt Floortje bei den Ellenbogen und lächelte sie mit schräg gelegtem Kopf einladend an. Ihre beiden Mädchen sprangen um die Röcke ihrer Mutter herum, in aufgeregter Erwartung des bevorstehenden abendlichen Ausflugs.
    »Wirklich nicht«, erwiderte Floortje mit freundlichem Nachdruck. »Ich schlafe sehr gut hier an Bord, ich möchte eigentlich nicht nur für eine Nacht in ein Hotel umziehen.«
    »Dann wünsche ich Ihnen schon jetzt eine gute Nacht, meine Liebe.« Frau Ter Steege streichelte Floortje über die Oberarme, bevor sie ihre beiden Töchter bei der Hand nahm.
    »Ihnen auch eine gute Nacht – und viel Spaß an Land!«, erwiderte Floortje fröhlich. Sie lehnte sich an die Reling und winkte Frau Ter Steege zu, die sich oben an der Landungsbrücke noch einmal nach ihr umdrehte. Auf Geheiß ihrer Mutter wandten sich auch Lijsje und Kaatje um und winkten gehorsam zurück, während Herr Ter Steege seiner Schwiegermutter fürsorglich den Arm bot.
    Fräulein Lambrechts schien nicht schnell genug von Bord kommen zu können; mit gerafften Röcken marschierte sie eilig voraus, hinter Herrn Aarens her, der im Gehen immer wieder über seine Schulter hinweg zu Floortje hinsah. Die Rosendaals und die Teuniszens saßen bereits in den unten am Kai bereitstehenden offenen Kutschen, und die vier Rekruten standen in einigen Schritten Entfernung beisammen. Eine Hand lässig in der Hosentasche vergraben, in der anderen die qualmende Zigarette und neugierig nach allen Seiten blickend, sahen sie allerdings nicht so aus, als wollten sie auf direktem Wege ins Hotel.
    Jacobina hatte der Szenerie an Deck eine Weile zugesehen; ihre lederne Reisetasche in der Hand, trat sie zu Floortje. »Du kommst nicht mit?«
    Floortje schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich bleibe lieber hier.«
    Enttäuschung machte sich in Jacobina breit; fraglos war sie davon ausgegangen, Floortje würde mitkommen, weil alle Passagiere die Nacht an Land verbringen wollten. Sie hatte es sich schön vorgestellt, mit Floortje zum Hotel zu fahren und am Morgen nach dem Frühstück wieder zurück und dabei vielleicht ein paar Blicke auf die Stadt zu erhaschen. »Aber warum denn? So schön ist es auf dem Schiff ja nun auch wieder nicht!«
    »Ich …«

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